Revolution mit Folgen

Autonomes Fahren bringt Nebenwirkungen mit sich

Digital
21.10.2018 05:58

Der Siegeszug der selbstfahrenden Autos ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Irgendwann in den 2030er-Jahren, schätzt Professor Günter Emberger von der TU Wien, werden auf unseren Straßen mehr autonome als von Menschen gelenkte Fahrzeuge unterwegs sein. Die Auswirkungen dieser Revolution werden oft unterschätzt, wie eine Studie der TU zusammen mit der BOKU Wien und der Universität Leeds jetzt zeigt.

„Selbstfahrende Autos haben zweifellos viele Vorteile“, sagt Emberger vom Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien. „Sie könnten die Kapazität unserer Straßen erhöhen, die Gefahr von Verkehrsstaus senken und somit die Effizienz steigern.“ Allerdings muss man auch die negativen Seiten bedenken: Autofahren wird plötzlich für jeden zugänglich - selbst Kinder können sich im selbstfahrenden Auto zur Schule fahren lassen. Damit wird das Auto zum noch stärkeren Konkurrenten für den öffentlichen Verkehr.

Wenn man sich im autonomen Fahrzeug komfortabel ans Ziel kutschieren lässt, kann man die Zeit problemlos für Arbeit oder Freizeitaktivitäten nutzen. Das könnte dazu führen, dass man längere Pendelstrecken in Kauf nimmt, sich weit entfernt vom Arbeitsplatz niederlässt und somit die problematische Zersiedelung des ländlichen Raums weiter verstärkt wird. Ein autonomes Fahrzeug kann sich selbstständig auf die Suche nach einem Parkplatz machen - somit werden wir unseren Umgang mit Parkplätzen völlig neu überdenken müssen.

„Selbstfahrende Autos werden unseren Umgang mit Mobilität in jeder Hinsicht verändern“, ist Emberger überzeugt. „Wir müssen uns daher heute schon Gedanken darüber machen, welche Auswirkung diese bevorstehende Revolution in der Mobilität auf die verschiedenen Aspekte unseres Zusammenlebens hat. Zweifellos müssen wir politisch darauf reagieren - nicht nur in der Verkehrsplanung, sondern auch in der Raumordnung, in der Parkraumbewirtschaftung und in Bezug auf nötige steuerliche Lenkungsmaßnahmen.“

Komplexe Zusammenhänge im Computermodell berechnet
Wie die vielen betroffenen Bereiche - von der Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel über die Kosten privater Parkplätze bis hin zu den Anschaffungskosten selbstfahrender Autos - zusammenhängen, wurde nun in einer gemeinsamen Studie von TU Wien, BOKU und Universität Leeds untersucht. In Computermodellen wurde berechnet, wie die vielen maßgeblichen Parameter realistischerweise aufeinander einwirken können. 

„Unsere Modelle sagen eine Zunahme der pro Person zurückgelegten Kilometer von 30 bis 40 Prozent voraus“, so Emberger. „Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sowie die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegten Strecken gehen hingegen um fünf bis 20 Prozent zurück.“ Die Daten wurden für Leeds errechnet, zumindest ihre Tendenz lässt sich aber auch auf andere Städte übertragen. Simulationen zur Stadt Wien werden derzeit vorbereitet.

Einen signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse hat die Frage, ob in Zukunft Privatpersonen ihre eigenen selbstfahrenden Autos besitzen werden, oder ob die Fahrzeuge als gemeinschaftlich genutztes Mobilitätssystem allen zur Verfügung stehen. Im Fall geteilter Fahrzeuge sind die Auswirkungen weniger dramatisch. „Man kann aus heutiger Sicht keine einfache Lösung vorschlagen“, sagt Emberger. „Aber klar ist, dass wir heute darüber nachdenken müssen, wenn wir in Zukunft die Nachteile dieser Entwicklung in den Griff bekommen wollen.“

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