„Einfach nur wow!“

Bayerns Grüne feiern „Lederhosen-Revolution“

Ausland
14.10.2018 20:19

Bei den Grünen war am Sonntagabend ein Wort in aller Munde: „historisch“. Die Partei verdoppelte bei der Landtagswahl in Bayern ihr Ergebnis auf mehr als 18 Prozent - und wurde klar zweitstärkste Kraft. „Das Ergebnis ist einfach nur wow!“, sind die ersten Worte der Grünen-Bundeschefin Annalena Baerbock, als sie vor die Grünen-Anhänger in der Berliner Parteizentrale tritt. Der Europapolitiker Reinhard Bütikofer informiert seine Follower bei Twitter über „The lederhosen revolution in Bavaria“. Die Gesichter hinter dem Erfolg sind die beiden Spitzenkandidaten Ludwig Hartmann und Katharina Schulze.

„Dieses Ergebnis hat Bayern jetzt schon verändert“, jubelte Schulze nach dem Wahltriumph. Doch in die Regierung dürfte das Rekordergebnis die Grünen dennoch nicht tragen. Die CSU machte bereits am Wahlabend deutlich, dass sie eine „bürgerliche“ Koalition mit den Freien Wählern anstrebt.

Auch im Bund deutet sich eine sensationelle Trendwende an. In mehreren Umfragen liegen die Grünen vor der SPD. Dabei schnitt die SPD bei der Bundestagswahl 2017 mit 20,5 Prozent noch deutlich besser ab als die Grünen mit 8,9 Prozent. Manche Auguren glauben bereits, dass die Grünen dauerhaft die SPD als zweite Kraft hinter der Union verdrängen könnte.

„Die Grünen bekommen Wähler von der Mitte“
„Die Grünen bekommen jetzt Wähler von der Mitte. Viele kommen von der SPD“, erklärt der Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, Manfred Güllner, die Entwicklung. Die Partei habe sich neben ihren Stammwählern ein neues Klientel erschlossen: „Die Alt-Grünen, die haben sie immer noch, die sind dann gut für sieben bis neun Prozent der Stimmen. Und die Neu-Grünen machen noch einmal den gleichen Anteil aus wie die Alt-Grünen.“ Die Aussichten sind nach seinen Worten sogar noch besser: „Die Grünen haben im Augenblick ein Wählerpotenzial, was ähnlich groß ist wie das der SPD, nämlich 34 Prozent.“

Führungspositionen mit Realos besetzt
Eine der Hauptursachen für diesen Aufschwung wird im neuen Spitzenpersonal der Grünen gesehen, den Parteichefs Robert Habeck und Baerbock. Erstmals ist das Führungsduo mit zwei Realos besetzt. Nach außen tritt damit die Partei wie erneuert auf, die kräftezehrenden Flügelkämpfe mit der Parteilinken sind bisher ausgeblieben. Dieses neue Image lässt sich auch in Bayern beobachten. Die Spitzenkandidatin Katharina „Katha“ Schulze wird als geerdet, optimistisch und heimatverbunden beschrieben. Die 33-Jährige füllte im Wahlkampf die Bierzelte und trat dabei im Dirndl auf, was viele Grüne noch vor Jahren als provinziell bekrittelt hätten.

„Wer den Rechten hinterherläuft, der verliert“
Es gibt aber auch inhaltliche Gründe für den Höhenflug. Nach den leidvollen Erfahrungen mit dem Veggie-day vermeiden die Grünen das Image als Verbotspartei. Mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik versuchen sie klassisch konservative Politikfelder zu besetzen. Früher wäre es kaum denkbar gewesen, eine personelle Aufstockung der Polizei zu fordern, wie es die Grünen jetzt tun. Zudem werden die Grünen mehr als Union und SPD als eigentlicher Gegenpol zur AfD wahrgenommen. Mit Blick auf die CSU sagt Baerbock am Wahlabend: „Wer den Rechten hinterherläuft, der verliert.“

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