Nach Justiz-Pfusch:

„Dass der Lenker straffrei bleibt, ist schlimm“

Oberösterreich
15.08.2018 07:00

„Das Allertraurigste ist, dass wir heuer beide in Pension gegangen wären. Jetzt können wir uns nicht einmal miteinander freuen“, sagt die Kauffrau Gertraud Sch. aus Saxen. Ihre Ehemann Karl wurde bei einem Verkehrsunfall getötet. Ungesühnt, weil die Justiz pfuschte, die Anklage - wie berichtet - zu spät einreichte!

„Wir haben das ganze Leben lang so viel gearbeitet, alles miteinander aufgebaut und jetzt können wir uns nicht einmal miteinander freuen“, trauert die Kauffrau Gertraud Sch. aus Saxen: „Wir wären heuer im September beide in Pension gegangen. Ich werde am 1. September 60 und mein Mann wäre am 15. September 65 Jahre alt geworden.“

Von Lkw-Fahrer übersehen
Ihr Ehemann Karl wurde, wie berichtet, am 17. Mai des Vorjahres beim Radfahren in St. Thomas am Blasenstein von einem Lkw-Fahrer (61) aus Allerheiligen, der laut Gutachten übrigens 18 Sekunden lang von der Sonne geblendet war, übersehen, niedergestoßen und tödlich verletzt.

Staatsanwaltschaft übersah Drei-Monats-Frist
Der Lkw-Chauffeur bleibt straffrei, weil die Staatsanwaltschaft Linz die Drei-Monats-Frist für eine neuerliche Anklageerhebung um einen Tag übersehen hatte - siehe auch unser Interview mit Ulrike Breiteneder von der Staatsanwaltschaft Linz.

„Arg, dass er keine Strafe kriegt“
„Ich hätte ohnehin nicht damit gerechnet, dass der Lkw-Fahrer viel Strafe bekommt. Aber dass er gar keine Strafe kriegt, das ist schon ein wenig arg“, meint die Witwe. Beim Verfahren wegen fahrlässiger Tötung am Bezirksgericht Perg hatte der 61-Jährige keine Reue gezeigt, gesagt, dass er in derselben Situation wieder jemanden niederfahren würde. „Deshalb hat der Richter ja gesagt, es war grob fahrlässig, damit er eine höhere Strafe bekommt“, meint Gertraud Sch.: „Dass es so ausgeht, hat er sich wohl auch nicht träumen lassen.“

„Wollten gemeinsam Wegfahren“
Rückblick zum 17. Mai: „Mein Mann hätte eigentlich einen Zahnarzttermin in Steyr gehabt. Ich wollte mitfahren, weil wir beide eh so selten gemeinsam raus aus dem Geschäft gekommen sind. Aber dann ist der Termin abgesagt worden und er ist lieber Radfahren gegangen. Er hat trainiert, weil er im September auf den Großglockner fahren wollte. Ich hab‘ gewusst, dass er so gerne radelt und hab’ mir gedacht, dann wird es eben nichts mit unserem Ausflug. Im Nachhinein darfst du nicht nachdenken, ob dann alles anders gekommen wäre“, sagt Gertraud Sch. traurig.

Ulrike Breitender, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, im Interview: „Dieser Fehler ist sehr bedauerlich“
„Dieser Fehler ist wirklich sehr bedauerlich. Wir entschuldigen uns dafür“, sagt Ulrike Breiteneder von der Staatsanwaltschaft Linz. 

„Krone“: Der versuchte, weil verspätete Strafantrag regt viele Landsleute auf.
Ulrike Breitender: Das ist verständlich. Dieser Fehler ist durch ein bedauerliches Missverständnis passiert. Letztlich lag es am Bezirksgericht, das den Akt viel früher zu uns schicken hätte müssen. Es haben hausintern Gespräche stattgefunden, damit so etwas nicht mehr vorkommt.

„Krone“: Passiert so etwas öfter?
Breitender: Nein, das war eine Ausnahme. Man muss die Größenordnungen sehen. Die Staatsanwaltschaft Linz hat heuer seit Jänner bereits insgesamt 17.000 Anzeigen bearbeitet.

Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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