Gates in Wien

Proteste beim Besuch des Microsoft- Bosses

Web
29.01.2004 14:01
Software-Milliardär Bill Gates war am Mittwoch zu Besuch in Wien und absolvierte unter enormen Sicherheitsvorkehrungen ein umfangreiches Programm. Knapp 200 Gäste verfolgten die Rede des Microsoft-Bosses im Haus der Industrie, doch als der Veranstalter die Anwesenden anschließend zu standing ovations aufforderte, folgte eher betretenes Schweigen, viele verließen den Saal...
Die anschließende Podiumsdiskussion verfolgtedann auch nur noch eine "Rumpfmannschaft" von Wirtschaftsprominenten.
Auch die neueste Microsoft-Entwicklung, eine neue Suchmaschine,die Google den Rang ablaufen soll, brachte der Microsoft-Chefzur Sprache und meinte augenzwinkernd: "In fünf Jahren werdendie Unterschiede, was Computer-Handling angeht, gegenüberden heutigen Entwicklungen wie Tag und Nacht aussehen."
 
Auch offene Protestkundgebungen begleiteten Gates'Auftritt. Insgesamt 40 Globalisierungsgegner und Befürwortervon offenen Softwareprogrammen demonstrierten in Pinguin-Kostümen- dem Maskottchen des Betriebssystems Linux - unter dem Motto"Freie Software für freie Menschen".
 
"Seamless Computing"
Pünktlich um 17:05 trat Bill Gates dann beiden .NET-Days, der großen Microsoft-Entwickler-Konferenzim Austria-Center zu seiner Keynote-Speach auf. Der MicrosoftChef-Software-Architekt schwärmte zum Abschluss seines Wien-Besuchsfür eine neue Software-Generation: die problemlose Verbindungunterschiedlichster Systeme und Geräte, um die Kommunikationnoch mehr zu vereinfachen ("Seamless Computing").
 
Lieblingsthema "Longhorn"
Außerdem propagierte Bill Gates die Nachfolge-Softwaredes bestehenden Windows-Systems: "Longhorn" heißt das Zauberwortder Zukunft - übrigens das Lieblingsthema des Multimillionärs.Spracheingabe, neue Kommunikations-Tools, skalierbare Lesbarkeit, die Integration digitaler Tinte und eine saubere Software-Architektur,die eine bessere Kontrolle und Sicherheit der Prozesse gewährleistensoll. Automatische Updates sollen mehr Sicherheit bringen, dieZusammenarbeit mit Regierungen vertieft werden.
 
Connected Systems
Windows Longhorn basiert auf einem grafischen Interfacenamens Avalon, einer Datenbank (WInFS) und webbasierten Services(Indigo). Der neue Plattformübergreifende XML-Standard sollGates Vision von "Connected Systems" realisieren, wenn PCs, Tablet-PCs,PDAs, Handys und Smart Devices wie die neue Spot-Uhr zusammenwachsenund Daten untereinander austauschen. Gates schwärmte vonden neuen 64-Bit-Systemen, die Computern noch mehr Möglichkeitengeben werden.
 
Investitionen für Visionen
Breitband-Anschlüsse und Drahtlose-Lösungenwie WiFi gehörten die Zukunft, so Gates. Man sei gerade inGesprächen mit Film-Studios um aktuelle Streifen auf denneuen, eben erst in den USA präsentierten Portable MediaPlayer bringen zu können. Mit 6,8 Milliarden Dollar investiereMicrosoft mehr in Forschung und Entwicklung als jeder andere.In Zukunft werde es keine Passwörter sondern nur mehr SmartCards geben, die den User identifizieren und E-Mail-Betrug unmöglichmachen sollen. Ängste der Open Source-Community, ihre Softwarewerde unter Windows nicht mehr laufen, tat Bill Gates als "Paranoia"ab.
 
Zurück nach Hause
Anders als bei der Industriellen-Vereinigung hörteman zwar leise Kritik zwischen den Zeilen der Teilnehmer, Protestegab es aber nicht und der Applaus laut aber endenwollend. Anschließendging es gleich zum Flughafen, wo der Microsoft-Boss nach eineranstrengenden Tour wieder in die USA fliegt.
 
Millionenstrafe für Microsoft
Überschattet war der Gates-Besuch von einerdrohenden Millionen-Strafe durch die EU-Wettbewerbsbehörden.Schon seit dreieinhalb Jahren läuft das Verfahren gegen denWindows-Konzern, dem vorgeworfen wird, auf rechtswidrige Weiseseine beherrschende Stellung im Markt für PC-Betriebssystemeausgenützt zu haben, um auch bei Server-Betriebssystemenden Markt zu dominieren. Die Integration des Windows-Media-Playersin Windows XP wird Microsoft ebenfalls angekreidet.
 
Vorerst muss aber noch die EU-Kommission der Verurteilungzustimmen. Die Entscheidung soll noch vor dem 1. Mai, dem Beitrittsdatumder neuen EU-Mitglieder, fallen. Es ist damit zu rechnen, dassMicrosoft Berufung beim EuGH einlegt.
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