Allein im Polarmeer

Piloten-Duo überlebt 18 Stunden auf Eisscholle

Ausland
10.12.2008 13:22
Zwei Schweden sind 18 Stunden nach dem Absturz ihres Kleinflugzeugs in der kanadischen Arktis von einer Eisscholle gerettet worden. Dank ihrer Überlebensanzüge und ihres eisernen Willens überstanden der 45-jährige Pilot Tröls Hansen (im Foto links) und sein 25-jähriger Kopilot Oliver Edwards-Neil (rechts) das Unglück mit nur leichten Erfrierungen an Händen und Füßen. Um sich warm zu halten, wanderten sie die ganze Zeit auf der Eisscholle umher, bis sie am Montag von einem Krabbenfischer gefunden und ins Krankenhaus gebracht wurden.

Hansen und Edwards-Neil waren am Sonntag mit einer nagelneuen Cessna Skymaster auf dem Weg nach Schweden. Geplant waren Tankstopps in Nunavut, Grönland und Island. Doch nach 40 Minuten hörten sie einen metallischen Knall in einem Motor, zwei oder drei Minuten später einen weiteren im zweiten - beide Antriebe fielen aus. "Da wussten wir, es geht runter", berichtet Edward-Neils.

Die beiden wussten, dass sie fünf bis acht Minuten für das Anlegen der Überlebensanzüge haben würden, bevor die Maschine ins Meer stürzt. Sie setzten noch einen Notruf ab und versuchten, die Cessna in die Nähe einer Eisscholle zu steuern. Edwards-Neil sagte, er habe vorsorglich die Tür aufgehalten, um schnell aus dem Flugzeug zu kommen, bevor es sinkt. Dann brach aber die Windschutzscheibe und er konnte nicht verhindern, dass die Tür zugedrückt wurde. Es gelang ihm aber, den Kopf weit genug durch das Loch in der Windschutzscheibe zu drücken, um es mit seinem Rücken weiter ausweiten zu können. Binnen fünf Sekunden sei das Wasser bis zum Dach gestanden.

Glücklicherweise war ein Flügel der Maschine auf der Eisscholle aufgekommen, die stark genug war, beide Männer zu tragen. Nachdem sie gerade noch den Ausstieg geschafft hatten, versank das Wrack im Meer. Ohne Schutz, Lebensmittel und Lichtquelle waren sie in der eisigen Weite auf sich allein gestellt, als die Dunkelheit einbrach.

"Wir weinten nur noch"
In der Nacht hörten sie die Suchflugzeuge, sahen die Lichtkegel ihrer Suchscheinwerfer. Bemerkbar machen konnten sie nicht - nur immer weiter vorsichtig auf der Scholle weiterwandern, um nicht auszukühlen. Die Rettung nahte Montag früh: Der Fischkutter "Atlantic Enterprise" hatte den Notruf aufgefangen und war 290 Kilometer von seiner eigentlichen Route abgewichen, um die Abgestürzten zu bergen. "Er tutete sein Horn, und wir wussten, dass wir die glücklichsten Menschen der Welt sind", sagt Edwards-Neil. Hansen rief an Bord sofort seine Frau an: "Ich sagte lediglich: 'Ich bin am Leben', und wir weinten nur noch." Die Stunden in der Einsamkeit hätten sie zusammengeschweißt: "Wir waren vorher Freunde, jetzt sind wir Seelenverwandte", erklärt Edward-Neils.

Der 25-Jährige will sich ein paar Wochen erholen und dann mit seinem Pilotenschein weitermachen. Hansen, im Hauptberuf Pilot für Thomas Cook of Scandinavia, sagt, er wolle sich erst einer psychologischen Behandlung unterziehen, bevor er sich wieder ans Steuer eines Flugzeugs setze.

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