Start für "AUA neu"

Verkauf an die deutsche Lufthansa perfekt

Österreich
06.12.2008 19:08
Der Verkauf der AUA an die Lufthansa ist fixiert: Kurz nachdem der ÖIAG-Aufsichtsrat am Freitagnachmittag seine Zustimmung zum Verkauf gegeben hatte, setzten ÖIAG-Chef Peter Michaelis und Lufthansa-Boss Wolfgang Mayrhuber, übrigens ein gebürtiger Oberösterreicher, ihre Unterschrift unter den Verkaufsvertrag (im Bild). Dies sei "der Tag eins für die AUA neu" und "der wichtigste Tag seit der AUA-Gründung vor 50 Jahren", meinte Michaelis bei der Unterzeichnung.

Trotz Verkaufs seien die rot-weiß-roten Interessen gewahrt worden, meinte Michaelis. Die AUA soll als eigene Marke mit Sitz in Österreich erhalten bleiben. Zudem sollen auch die für den Standort Wien immens wichtigen Langstreckenverbindungen aufrechterhalten bleiben, sieht das Lufthansa-Konzept vor. Die Synergien auf Ertrags- und Kostenseite durch die AUA-Integration in die Lufthansa-Gruppe werden mit jährlich rund 80 Millionen Euro eingeschätzt.

500 Mio. Schuldenerlass und vorerst nur 1 Cent pro Aktie
Die ÖIAG wird der AUA jetzt ein 200 Millionen Euro schweres rückzahlbares Darlehen gewähren, damit sie die drohenden Verluste von heuer mehr als 400 Millionen Euro ausgleichen kann. Das Darlehen soll beim Closing des Deals - die EU muss noch ihren Segen geben - rückerstattet wird. Außerdem habe die Politik mit der Zusage eines 500 Mio.-Euro-Zuschusses erst den Verkauf an die Lufthansa möglich gemacht. Der werde "aus Liquidität und Finanzierungsmaßnahmen der ÖIAG dargestellt". Außerdem verwiese Michaelis darauf, dass über eine Privatstiftung die Einhaltung österreichischer Interessen sichergestellt werde. In diese Stiftung sollen zwei von fünf Vorständen von Österreichern gestellt werden.

Während dem Streubesitz schon jetzt 4,44 Euro je Aktie geboten werden, erhält die ÖIAG für ihre 41,6 Prozent vorerst nur einen Cent pro Aktie, in Summe 366.000 Euro. Innerhalb von drei Jahren könnte aber bei wirtschaftlichem Erfolg ein Nachbesserungsschein auch der ÖIAG die 4,44 Euro je Aktie - in Summe 162 Mio. Euro - sichern.

EU muss noch ihren Segen geben
Das sogenannte Closing des Deals erwartet Michaelis im Mai 2009. Vorher sind noch kartellrechtliche Genehmigungen und die Zustimmung der EU-Kommission zur "notifizierten Beihilfe" und der Zwischenfinanzierung notwendig. Die Lufthansa, die ebenso wie die AUA zur Star Alliance gehört, ist etwa zehnmal so groß wie die AUA. Rund um den Globus arbeiten rund 100.000 Menschen für die Fluggesellschaft mit dem Kranich-Logo. Im vergangenen Jahr erzielte Lufthansa bei einem Umsatz von 22,4 Mrd. Euro einen Gewinn von knapp 1,7 Mrd. Euro. Sie transportierte knapp 63 Mio. Passagiere. Die AUA machte 2007 mit 8.000 Mitarbeitern 2,5 Mrd. Euro Umsatz und transportierte 10,8 Millionen Menschen.

AK-Belegschaftsvertreter stimmten gegen Deal
Die von der Arbeiterkammer in den ÖIAG-Aufsichtsrat entsandten fünf Belegschaftsvertreter haben bei der Aufsichtsratssitzung geschlossen gegen den Verkauf der staatlichen AUA-Anteile gestimmt, teilten sie am Nachmittag mit. Grund dafür seien die "Vorgänge rund um den Verkaufsprozess, das vorliegende Anbot der Lufthansa und die vielen offenen Fragen zu dem Thema". Die Verantwortung für die aktuellen Probleme der AUA hätten ausschließlich die aktuellen und ehemaligen Vorstände von AUA und ÖIAG und die zuständigen Politiker zu tragen."

Opposition kritisiert AUA-Verkauf scharf
Abgeordnete von FPÖ, Grünen und BZÖ haben am Freitag die Umstände des Verkaufs der AUA an die Lufthansa scharf kritisiert. Neben dem Vorwurf an die Regierung, dass sie zu lange mit der Privatisierung gezögert habe, klingt in den Wortmeldungen der Parlamentarier die Sorge um Standort und das Streckennetz durch.

Die Unternehmensberatung Roland Berger habe schon vor zwei Jahren bereits einen strategischen Partner empfohlen, Ex-Finanzminister Molterer und der damalige Verkehrsminister Werner Faymann hätten aber nicht gehandelt - jetzt werde die AUA an die Lufthansa verschenkt und dieser noch eine halbe Milliarde Euro gegeben, kritisiert die Verkehrssprecherin der Grünen, Gabriela Moser.

"Es besteht der Verdacht, dass vor zwei Jahren der politisch motivierte Auftrag erteilt wurde das Gutachten zu ignorieren, welches für ein Zusammengehen plädiert hat und die unrealistische "Stand alone" Lösung zu wählen", erklärt FPÖ-Rechnungshofsprecher  Manfred Haimbuchner."Die AUA fällt leider nicht unter die Kapitel der erfolgreichen Privatisierungen."

Der Erhalt der Regionalverkehrslinien sei auch nach der "äußerst fragwürdigen Übernahme der AUA durch die Lufthansa" unbedingt nötig, so BZÖ-Verkehrssprecher Christoph Hagen. Hagen fürchtet "tiefe Kürzungen" in diesem Bereich nach dem Eigentümerwechsel.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele