Unmut über Zuckerberg

Trump-Posting nicht gelöscht: Aufruhr bei Facebook

Ausland
31.05.2020 17:17

Eine Nachricht von US-Präsident Donald Trump sorgt nun auch bei Facebook für reichlich Wirbel. Das Posting, in dem Trump sich zu den Ausschreitungen in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota geäußert hatte, wurde zuvor von Twitter mit dem Warnhinweis der Gewaltverherrlichung versehen. Wenig später entschied Facebook, jenen Post, der auch auf Trumps Facebook-Seite gespiegelt wurde, nicht zensieren zu wollen - was bei Mitarbeitern Kritik und Empörung auslöste.

Trump hatte in dem Tweet zu den Ausschreitungen in Minneapolis nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt unter anderem von „Schlägertypen“ gesprochen, die das Andenken des Opfers entehrten. Man werde aber die Kontrolle zurückgewinnen. „Wenn Plünderungen beginnen, wird geschossen“ - „When the looting starts, the shooting starts“, drohte er.

Zuckerberg: Facebook soll „nicht Schiedsrichter sein“
Für Twitter ging der US-Präsident damit zu weit: Man entschloss sich, den Tweet auszublenden, ebenso wie einen Retweet durch das Weiße Haus. Anders bei Facebook: Hier beschloss man, die umstrittene Nachricht, die Trump auf seiner Facebook-Seite gespiegelt hatte, stehen zu lassen. Chef Mark Zuckerberg erklärte gegenüber Fox News: „Ich glaube fest daran, dass Facebook nicht der Schiedsrichter über die Wahrheit bei allem sein sollte, was die Leute online sagen.“

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Wenn wir hier nicht richtig reagieren, wird die Geschichte nicht freundlich über uns urteilen.

Ein Facebook-Mitarbeiter

Eine Entscheidung, die intern für reichlich Kritik sorgte, wie das US-Technikportal „The Verge“ unter Berufung auf interne Nachrichten aus dem Unternehmen berichtete. „Ich muss zugeben, dass es mir immer schwerer fällt, diese Verrenkungen zu schlucken“, erklärte demnach ein Mitarbeiter Zuckerbergs. Das verweise auf „ein sehr hohes Risiko, dass es zu einer gewalttätigen Eskalation der Situation und Aufständen im November kommen könnten“ - also dann, wenn in den USA die Präsidentschaftswahl anstehe, mahnte dieser weiter. „Wenn wir hier nicht richtig reagieren, wird die Geschichte nicht freundlich über uns urteilen.“

Andere Mitarbeiter konnten dem nur zustimmen, stellten schnell die Frage, wie es sein könnte, dass solch ein Posting - auch wenn es vom Präsidenten der USA komme - stehen bleiben dürfe, und forderten eine Erklärung des Facebook-Managements. „Das macht mich traurig und ehrlich gesagt schäme ich mich ein wenig“, zitierte das Online-Portal eine weitere Nachricht. „Hoffentlich war dies nicht die endgültige Entscheidung? Hoffentlich gibt es irgendwo noch irgendjemanden, der darüber diskutiert, wie und warum dieses Posting eindeutig für Gewalt eintritt?“

Doch nicht nur firmenintern wurde Facebooks Entschluss heiß diskutiert. Man versuche, mit diesem Vorgehen die Gunst von Trump zu erheischen, hieß es schnell. Nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil der Präsident nach seinem Disput mit Twitter angekündigt hatte, per Verfügung die Freiheit der Online-Plattformen einzuschränken, gegen einzelne Nutzer und Inhalte vorzugehen, habe man bei Facebook beschlossen, jegliche Grundsätze zu opfern. Immerhin habe Zuckerberg einst selbst erklärt, man werde „selbstverständlich“ auch Postings von Politikern, die zu Gewalt aufrufen, löschen.

Nach immer heftig werdender Kritik von intern und extern meldete sich Mark Zuckerberg schließlich persönlich zur Causa zu Wort. Im Gegensatz zu seinen Kollegen von Twitter komme es für ihn nicht infrage, gegen die bedrohlich klingende Äußerung des Präsidenten vorzugehen - auch wenn ihm persönlich solch „spaltende und aufwieglerische Rhetorik“ widerstrebe, schrieb Zuckerberg in der Nacht auf Samstag in einem langen Statement. „Aber meine Verantwortung ist es, nicht nur persönlich zu reagieren, sondern als Chef einer Institution, die sich der Redefreiheit verschrieben hat.“

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