Am Totengedenktag

Schweigeminuten: China trauert um Corona-Opfer

Ausland
04.04.2020 08:59

China hat mit drei Schweigeminuten der Corona-Toten gedacht. Landesweit heulten am chinesischen Totengedenktag am Samstag um 10 Uhr Ortszeit (4 Uhr MESZ) die Sirenen. Aus Autos wurde gehupt, Schiffe ließen ihre Hörner ertönen. In Peking blieben die U-Bahnen für drei Minuten stehen. Die Menschen auf den Straßen chinesischer Metropolen hielten inne und trauerten um die Opfer.

Das Gedenken sei zu Ehren der „Märtyrer und Landsleute, die im Kampf gegen die Epidemie ums Leben gekommen sind“, teilte der Staatsrat mit. Staats- und Parteichef Xi Jinping und die chinesische Führung mit weißen Trauerblumen am Revers ihrer dunklen Anzüge verneigten sich bei einer Zeremonie in Peking vor einer auf halbmast wehenden Nationalflagge. Die Nationalflaggen auf öffentlichen Gebäuden und in chinesischen Botschaften weltweit wehten auf halbmast.

Am „Qingming-Fest“ trauern die Chinesen traditionell um ihre Toten und gehen auf die Friedhöfe, um die Gräber zu säubern. Normalerweise werden Blumen, Essen und andere Gegenstände für die Toten abgelegt und Papiergeld sowie Räucherstäbchen verbrannt. Da aber weiter Einschränkungen in Kraft sind, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, haben viele Provinzen die Menschen aufgefordert, in diesem Jahr nicht zu den Gräbern zu pilgern. Vielmehr solle zu Hause der Toten gedacht werden.

Virtuelle Opfergaben
Friedhöfe organisierten kollektive Riten für die Toten. Auch wurden Plattformen im Internet eingerichtet, in denen virtuell Opfergaben überreicht werden können. In der schwer von der Lungenkrankheit Covid-19 betroffenen Metropole Wuhan in der Provinz Hubei waren alle Versammlungen zum Totengedenktag untersagt. „Wir sind nicht zum Grab unserer Eltern gegangen“, sagte eine 65-jährige Bewohnerin der Elf-Millionen-Metropole. „Auch können wir in Wuhan noch nicht an Trauerfeiern teilnehmen.“

In der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong, wo ebenfalls drei Schweigeminuten eingelegt wurden, hatte die Regierung die sieben Millionen Einwohner ähnlich aufgefordert, nicht zu den Gräbern zu gehen. Die Menschen sollten es zu diesem „kritischen Zeitpunkt“ in der Epidemie vermeiden, „unnötig nach draußen zu gehen“. In der dicht bevölkerten Hafenmetropole wurden bisher rund 800 Infektionen gezählt.

In Festlandchina sind seit dem Ausbruch des Coronavirus vor gut vier Monaten nach amtlichen Angaben vom Samstag 3326 Menschen an der Lungenkrankheit gestorben. Mehr als 80.000 Menschen haben sich demnach infiziert. Die wahren Zahlen dürften allerdings deutlich höher liegen, da die Art der Erhebung immer wieder geändert wurde und viele Fälle nicht in der offiziellen Statistik auftauchen.

Auch hatten sich nach Angaben der Behörden mehr als 3000 medizinische Kräfte infiziert. Von ihnen sind 14 gestorben. Einige von ihnen sind in den kommunistischen Ehrenstatus des „nationalen Märtyrers“ erhoben - unter ihnen auch der Arzt Li Wenliang, der schon früh vor der Gefahr durch das Virus gewarnt hatte, aber zunächst von den Behörden mundtot gemacht worden war.

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