Fünf Maßnahmen

Belastete Grazer Straßen werden nicht umbenannt

Steiermark
10.02.2019 06:30

Judenhasser, Nazis, Kriegstreiber - 20 Namensgeber von Grazer Straßen gelten laut einer Historikerkommission als höchst bedenklich (siehe unten). Weitere 62 Namen stehen in einem kritischen historischen Kontext. Die schwarz-blaue Grazer Rathauskoalition legt nun ein fünf Punkte umfassendes Maßnahmenpaket vor, wie mit diesen belasteten Straßennamen umgegangen wird. Umbenannt wird nicht.

Die Details zum Fünf-Punkte-Paket:

  • Es gibt keine Umbenennungen von Straßen.
  • Alle 793 personenbezogenen Straßen bzw. Plätze werden mit je zwei Erklärungstafeln ausgestattet (vorzugsweise am Anfang und Ende der Straßen). Die Texte kommen vom Kulturamt der Stadt Graz.
  • Auf www.graz.at wird eine Info-Seite eingerichtet. Hier wird der Hintergrund der Straßennamen erläutert. Auch der Historikerbericht wird abrufbar sein. 
  • Alle Grazer Schulen (VS, NMS, Gymnasien) werden mit je zehn Stück Grazer Straßennamen-Bücher ausgestattet. So können Lehrer auf die Problematik mancher Straßen eingehen. 
  • Das Geoportal der Stadt Graz wird um eine adaptierte Straßenkarte erweitert. Per Mausklick kann man die Straßen inklusive Erläuterungen der Historikerkommission aufrufen.

Teil der Vergangenheit
„Dieses Projekt ist auf die kommenden zehn Jahre ausgerichtet“, soVP-Bürgermeister Siegfried Nagl. „Wir werden jedes Jahr 70 bis 90 Straßen und Plätze mit Erklärungstafeln versehen. Gestartet wird natürlich mit den belasteten Namen.“

Nagl will die Vergangenheit aber nicht schönreden: „Auch wenn wir auf Teile unserer Geschichte nicht immer stolz sind, sie sind ein Teil unserer gemeinsamen Vergangenheit. Wir wollen die Geschichte nicht auslöschen, sondern wir wollen aufklären, durch Bildung vor allem bei unserenKindern und Jugendlichen.“

„Wir lehnen die Arroganz der Gegenwart ab“
Die Grazer FPÖhat sich ja immer schon gegen Umbenennungen ausgesprochen. Klubobmann Armin Sippel: „Wir lehnen die Arroganz der Gegenwart ab, die sich anmaßt, Personen der Vergangenheit aus heutiger Sicht zu beurteilen.“ Aber:„Die Zusatztafeln zu allen personenbezogenen Straßennamen stellen ein Erklärungsmodell dar, das dem interessierten Beobachter eine Anleitung zur Geschichte unserer Stadt gibt. So etwas begrüßen wir als FPÖ immer!“

Gut dreieinhalb Jahre hat eine Historikerkommission die Grazer Straßen unter die Lupe genommen. Vor knapp einem Jahr wurde das Ergebnis präsentiert. Nun gibt es endlich ein Lösung.

Die höchste bedenklichen Straßen
Das sind die 20 von der Kommission als höchst bedenklich eingestuften Grazer Straßen: 
Alfred-Coßmann-Gasse, Ambrosigasse, Conrad-von-Hötzendorf-Straße, Dr.-Hans-Kloepfer-Straße, Dr.-Karl-Lueger-Straße, Dr.-Muck-Anlage, Dr.-Robert-Graf-Straße, Etrichgasse, Gustav-Hofer-Weg, Jahngasse, Jaritzweg, Kernstockgasse, Leo-Scheu-Gasse, Luigi-Kasimir-Gasse, Max-Mell-Allee, Nernstgasse, Pambergergasse, Pfitznergasse, Rudolf-List-Gasse, Walter-Semetkowski-Weg.

Gerald Richter
Gerald Richter
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark



Kostenlose Spiele