Sensations-Erfolg

Knapp 50 Prozent: Doskozil holte sich Absolute

Burgenland
26.01.2020 19:35

Die Klubräumlichkeiten der SPÖ Burgenland bebten: Hans Peter Doskozil verteidigte seinen Landeshauptmannsessel bei der Landtagswahl am Sonntag klar, fuhr sogar die absolute Mehrheit ein! Die SPÖ legte um 8,02 Prozentpunkte auf 49,94 Prozent zu und holte sich damit die Mandatsmehrheit. Regierungspartner FPÖ stürzte um mehr als fünf Prozentpunkte auf 9,79 Prozent ab. An der Seite seiner Lebensgefährtin trat Wahlsieger Doskozil unter „Dosko, Dosko!“-Rufen ans Mikro. „Ich kann diesen Tag gar nicht fassen“, so der Landeshauptmann. Von der Absoluten habe man nicht zu träumen gewagt. Er sei „sprachlos und überwältigt“ - und es sei „sicherlich der schönste Tag in meinem Leben“. Die ÖVP erreichte laut dem vorläufigen Endergebnis mit 30,58 Prozent ihr Wahlziel, die Grünen legten nur minimal auf 6,72 Prozent zu und die NEOS scheiterten klar.

SPÖ im Burgenland wieder zurück in alten Höhen
„Die Wahl ist gewonnen, wenn wir ein Plus vor dem Ergebnis haben“, hatte Doskozil bei der Stimmabgabe gesagt. Für ihn war es die erste Wahl als Landesvater. Bei der letzten Wahl 2015 erhielt die SPÖ unter Hans Niessl mit einem Minus von 6,34 Prozentpunkten und 41,92 Prozent den niedrigsten Zuspruch, seit sie 1964 zur dominierenden Kraft im Land wurde. Nun ist sie wieder zurück in alten Höhen.

Rendi-Wagner und Ludwig im SPÖ-Klub
Im burgenländischen SPÖ-Klub herrschte kurz vor 16 Uhr gespanntes Warten auf die ersten Hochrechnungen. Die Funktionäre wirkten sehr optimistisch und gut gelaunt - zu Recht, wie sich schnell herausstellen sollte: Als die Hochrechnung die Absolute erahnen ließ, bebten die Klub-Räumlichkeiten der SPÖ Burgenland. Im dicht gedrängten großen Saal jubelten und klatschten Hunderte Funktionäre, „Dosko, Dosko“-Rufe ertönten. Unter den Gästen: Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner, der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer und SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried.

Doskozil: „Wir haben heute ein Lebenszeichen gesetzt“
An der Seite seiner Lebensgefährtin Julia Jurtschak trat Wahlsieger Doskozil rund eine halbe Stunde nach Bekanntwerden der Hochrechnungen - ebenso wieder unter „Dosko, Dosko“-Rufen - ans Mikro. „Ich kann diesen Tag gar nicht fassen“, so der Landeshauptmann. Von der Absoluten habe man nicht zu träumen gewagt. „Für die Familie der Sozialdemokratie“ sei es wichtig gewesen, „dieses Momentum erleben zu dürfen. Wir haben heute ein Lebenszeichen gesetzt - wenngleich auch im kleinen Burgenland.“ Wichtig in der Politik sei, bei den Menschen zu bleiben und „nicht größenwahnsinnig zu werden“.

„Heute feiern wir, morgen arbeiten wir demütig weiter“
Es sei für ihn nicht immer leicht gewesen und „vor allem in letzter Zeit eine Herausforderung“. Die Prognose, seine Stimme betreffend, sei aber positiv. Heute sei ein Tag zu feiern, aber „morgen werden wir demütig fürs Burgenland weiterarbeiten“, kündigte Doskozil an. Einen Dank wolle er an seine Mitstreiter, allen, die für ihn gelaufen seien, an seine Lebensgefährtin auch an seinen Vorgänger Niessl richten. Er sei „sprachlos und überwältigt“ und es sei „sicherlich der schönste Tag in meinem Leben“.

Der Bundes-SPÖ ließ er später im Interview mit Puls24 ausrichten: „Wir haben gezeigt, wie es geht - jetzt müssen andere das nachmachen.“

Rendi-Wagner: „Geeinte burgenländische Sozialdemokratie“
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sprach im „Krone“-Wahlstudio von einem „sensationellen Ergebnis, das wir so nicht erwartet haben“. Es sei zudem ein „sensationeller Sieg für Hans Peter Doskozil“. Doch in dem Sieg stecke auch viel Sozialdemokratie - die Themen seien sozialdemokratische gewesen, allerdings habe Doskozil eine „geeinte burgenländische Sozialdemokratie“ geboten. Hier müssten sich „alle ein Beispiel nehmen“. „Von Siegern können wir alle lernen“, so Rendi-Wagner.

„Die Themen waren in den letzten Monaten im Bund dieselben“
Eine Landtagswahl sei allerdings nicht mit einer Bundeswahl zu vergleichen: Die SPÖ Burgenland sei nah bei den Bürgern gewesen, habe ihnen Lösungen angeboten - das sei als Beispiel für alle heranzuziehen, so Rendi-Wagner. Was die Themen angehe, so habe man im Bund in den letzten Monaten auf dieselben Themen gesetzt: Lohn müsse reichen, um leben zu können, Kinderbetreuungsplätze müssten ausgebaut werden, und auch die Sicherung der EU-Außengrenze sei wichtig.

Leichtfried: „Jetzt gewinnen wir zusammen“
Leichtfried hatte zuvor im „Krone“-Studio gemeint: „Es ist ganz klar ein Sieg von Hans Peter Doskozil, aber wir sind eine Partei - und wir haben in den letzten Monaten zusammen verloren, jetzt gewinnen wir zusammen.“ Auf Bundesebene würde die Kraft der SPÖ derzeit unter Wert gehandelt, so der Vizeklubchef.

Ludwig: Ergebnis auch weit über das Burgenland hinaus wichtig
Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, der im Herbst ebenso eine Wahl zu schlagen hat, sieht im Ausgang der burgenländischen Landtagswahl ein „Ergebnis, das für das Burgenland wichtig ist, aber auch weit darüber hinaus“.

Video: Wiens Bürgermeister Michael Ludwig zum Wahlsieg der SPÖ

FPÖ: Vierte Schlappe in Serie
Die FPÖ fuhr die vierte Schlappe in Serie ein: Die Freiheitlichen kamen unter zehn Prozent zu liegen. Wie auch schon bei der Nationalratswahl und den Urnengängen in Vorarlberg und der Steiermark setzte es ein grobes Minus, in dem Fall von mehr als fünf Prozentpunkten. Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz hatte vor den ersten Hochrechungen gesagt, dass er einen Rücktritt ausschließe. Doch: „Wenn die FPÖ unter zehn Prozent fällt, muss man sich eine Regierungsbeteiligung überlegen.“

Offenbar machten die Spätfolgen der Ibiza- und die Spenden-Affäre der Partei doch mehr zu schaffen, als man sich dies eingestehen wollte. Tschürtz wollte nicht ganz so schwarzsehen: An die zehn Prozent seien „nicht so schlecht“, man habe sich „ein bisschen stabilisiert - und das wird schon passen“, so Tschürtz. Dass natürlich Doskozil mit seinem Vorzugsstimmenwahlkampf „ein hervorragendes Ergebnis vollbracht hat, das muss man einfach akzeptieren“.

ÖVP Burgenland konnte vom Kurz-Effekt kaum profitieren
Die ÖVP konnte den Rückenwind aus dem Bund kaum nutzen: Die Volkspartei kam auf 30,58 Prozent und damit um nur knapp über dem Ergebnis von 2015 zu liegen. ÖVP-Vizegeneralsekretärin Gaby Schwarz freute sich dennoch über das „klare Plus“. Gleichzeitig gratulierte sie allen, „die heute dazugewonnen haben“. „Für uns ist wichtig, dass wir unsere Ziele erreicht haben“, betonte Spitzenkandidat Thomas Steiner im „Haus der Volkspartei“ in Eisenstadt. Sowohl ein Plus als auch ein Dreier vor dem Ergebnis seien gelungen.

Als das Ergebnis der SPÖ in der türkisen Parteizentrale über den Bildschirm flimmerte, ging einen Raunen durch die Reihen der Unterstützer. Das eigene Abschneiden wurde mit lautem Applaus quittiert.

Grüne Spitzenkandidatin „nicht zufrieden“
Die grüne Spitzenkandidatin Regina Petrik zeigte sich „nicht zufrieden“ mit ihrem Abschneiden bei der Landtagswahl. Die Grünen konnten ihr Ergebnis der vergangenen Wahlen mit 6,72 Prozent nur minimal ausbauen und bleiben damit sowohl hinter den Umfragewerten als auch hinter dem Ergebnis der Nationalratswahl 2019 zurück. Generalsekretär Thimo Fiesel hatte sich zuvor „sehr zufrieden“ gezeigt. Er kündigte an, dass die Grünen ihren „progressiven Kurs“ mit Petrik an der Spitze fortsetzen würden.

Maurer: „Kein Ergebnis, für das man sich schämen muss“
Es sei „sicher kein Ergebnis, für das man sich schämen muss“, sagte Klubobfrau Sigrid Maurer zum grünen Ergebnis. Man habe bei der FPÖ keine Stimmen abgreifen können, durch den „rechten Kurs“, den Doskozil im Burgenland fahre. Wenn Doskozil auf die Grünen zukäme, sei man „sicherlich gesprächsbereit“, sagte Maurer - allerdings noch bevor die absolute Mehrheit Doskozils feststand. Doskozil braucht keinen Partner zum Regieren.

NEOS gescheitert
In der kleinen burgenländischen NEOS-Landeszentrale „NEOSphäre“ zitterten die Parteimitglieder am Sonntagnachmittag dem Ergebnis der Landtagswahl entgegen. Sie scheiterten allerdings erneut und kamen laut Hochrechnung nur auf 1,71 Prozent und verfehlten damit die Sperrklausel von vier Prozentpunkten. Draußen aus dem Landtag ist die Liste Burgenland (LBL), die auf nur 1,26 Prozent kam (2015: 4,8).

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