Sollte Frauen helfen

„Tampon-Steuer“ kommt – aber kommt sie auch an?

Wirtschaft
25.01.2020 06:27

Eine niedrige Steuer soll Frauen beim Kauf von Tampons, Binden und Co. entlasten. In Deutschland kam die Reduktion allerdings nicht bei den Kundinnen an.

Einen Kleinwagen könnte sich jede Frau kaufen mit Geld, das sie gezwungenermaßen ausgeben muss: Tampons, Binden, Schmerzmittel und alles, was frau während ihrer Menstruation braucht, kosten, auf eine Lebenszeit und ohne Inflationsanpassung gerechnet, mehr als 20.000 Euro. Auf diese Zahl kommt eine britische Studie, in der mehr als 2000 Frauen zu ihrem Konsumverhalten während ihrer Tage befragt wurden, gültig ist sie auch für Österreich.

Deutsche Kundinnen zahlen nach wie vor nicht weniger
In einigen europäischen Ländern versucht die Politik, mit niedrigeren Steuern auf Damenhygiene Frauen zu entlasten. Auch im türkis-grünen Regierungsprogramm ist das Vorhaben verankert. Wann es kommt und wie hoch die Steuer sein wird, steht ebenso wenig fest wie der Effekt für die Kundinnen. Denn in Deutschland, wo zu Beginn des Jahres die Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent gesenkt wurde, zahlen Frauen für o.b., Always und Co. nach wie vor nicht weniger.

„Wir haben die Abgabepreise an den Handel nicht erhöht“, gibt Hersteller Procter & Gamble (Always) die Verantwortung weiter. In Österreich geht dm davon aus, dass eine niedrigere Steuer niedrigere Preise für die Kundinnen bringt, Mitbewerber Bipa will die Maßnahme nicht kommentieren.

Preis ist weniger Verkaufsargument als das Vertrauen
Erfreulich für Händler und Hersteller: Bei einem intimen Thema wie der Periode ist der Preis weniger Verkaufsargument als das Vertrauen. „Die Loyalität Marken gegenüber ist besonders bei Tampons groß“, weiß Bipa-Sprecherin Susanne Moser-Guntschnig. Das Unternehmen verzeichnete zuletzt ein Umsatzplus von 3,4 Prozent bei Damenhygiene, auch dm spricht von einem „tollen Umsatzplus“.

„Unser Bestseller ist der waschbare Periodenslip“
Rund die Hälfte der Frauen benutzt bevorzugt Tampons, Marktführer ist Johnson & Johnson mit der Marke o.b. Die Konkurrenz wächst: „Frauen haben ein neues Selbstverständnis entwickelt: Der Wegwerftampon ist nicht mehr die einzige Möglichkeit, mit der Periode klarzukommen“, sagt Bettina Steinbrugger, Gründerin des Start-ups Erdbeerwoche. Seit 2011 beschäftigt sich das Unternehmen mit der Menstruation.

Der Onlineshop für nachhaltige Damenhygiene verzeichnete im Vorjahr ein Umsatzplus von 80 Prozent. „Unser Bestseller ist der waschbare Periodenslip“, sagt Steinbrugger. Die Dreierpackung kostet 35 Euro - so viel wie sieben Packungen o.b.-Tampons. Allerdings: Bei richtiger Pflege können die Slips, ebenso wie Menstruationstassen (ab 15 Euro), jahrelang verwendet werden.

„Vor allem junge Kundinnen sind offen für innovative Produkte“
50 nachhaltige Artikel finden die Kundinnen der Erdbeerwoche, 147 Artikel für die Damenhygiene sind bei Bipa gelistet, beim Mitbewerber dm sind es 130. Dazu zählen neben klassischen Tampons und Binden auch Produkte aus Biobaumwolle, Menstruationstassen oder Menstruationsslips, oft von kleinen Unternehmen oder Start-ups. „Vor allem junge Kundinnen sind offen für innovative Produkte, die den Fokus auf Nachhaltigkeit legen“, sagt dm-Sprecherin Petra Gruber. Auf diesen Trend springen langsam auch die Großen auf - im Februar bringt Always die erste Menstruationstasse heraus.

Teresa Spari, Kronen Zeitung

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