Schauspielhaus Graz:

Das stille Fest der Übriggebliebenen

Steiermark
07.12.2019 14:31

40 Jahre alt und doch so voller Leben. Nein, wir sprechen nicht von einem der Protagonisten, sondern von Peter Turrinis Stück „Josef und Maria“, das in Michael Schilhans zurückgenommener Regie am Schauspielhaus Premiere feierte. Ein Erfolg, der ganz und gar Margarethe Tiesel und Franz Solar geschuldet ist.

Es ist der Abend des 24. Dezember, die letzten Kunden sind aus dem großen Kaufhaus verschwunden, nur die Aushilfsputzkraft Maria und der Nachtwächter Josef machen noch Dienst. Sie hat die Schicht übernommen, weil sie von ihrer Schwiegertochter vom Familienfest ausgeladen wurde, er, weil er als überzeugter Kommunist nicht an Weihnachten glaubt und ihm zudem alle seine Genossen über die Jahre abhanden gekommen sind. Die beiden sind Relikte aus anderen Zeiten, die sich mit ihrer Einsamkeit mehr oder weniger abgefunden haben.

Aneinander vorbei und doch so nah
Doch der Weihnachtsabend entfaltet seinen Zauber und lässt sie miteinander reden - wobei: anfangs eher mit Verve aneinander vorbei reden. Sie erzählt von ihrer Vergangenheit als Tänzerin im Varieté, er von Nazi-Verfolgung und den Glanzzeiten des Kommunismus. Dennoch nähern sich die beiden Schritt für Schritt an, beginnen sich langsam zu öffnen und auch ihren Enttäuschungen Ausdruck zu verleihen.

Berührende Darsteller
Es ist das pure Vergnügen, Margarethe Tiesel und Franz Solar bei diesem so zurückhaltenden, tieftraurigen und doch so komischen Paarlauf zuzuschauen. Regisseur Michael Schilhan gibt ihnen Raum und Zeit, ihren Rollen Kontur zu verleihen, und beiden gelingt dies auf höchst eindringliche Weise. Es ist Turrinis große Gabe, seine Anliegen deutlich und unmissverständlich zu formulieren. Das Gleiche könnte man auch über die beiden Darsteller sagen, die ungemein authentisch über die Rampe kommen.

Kleines Weihnachtswunder
Anne Marie Legenstein hat ihnen einen wunderbaren Glitzer-Konsum-Raum und stimmige Kostüme geschaffen. Der die Einsamkeit aufbrechende Tango stammt vom Choreografen András Kurta. Und dem Schauspielhaus ist mit dieser Produktion fast so etwas wie ein kleines Weihnachtswunder gelungen: Selten hat man so viele selig lächelnde Menschen das Haus verlassen sehen.

Informationen, Spieltermine und Tickets finden Sie hier.

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