„Markt nicht einfach“

Was Philippinos an Österreich schmeckt

Österreich
02.12.2019 14:48

Gegessen wird auf den Philippinen immer - und überall. Ob in den Slums von Tondo, wo es nach Hühnermist und Knoblauch riecht, oder in den glitzernden Wolkenkratzern der Bonifacio Global City, wo der Quadratmeter Bauland nicht unter 20.000 US-Dollar zu haben ist. „Einen Spargedanken“, erklärt die WKO-Wirtschaftsdelegierte in Manila, Christina Stieber, gibt es auf den Philippinen nicht. Vor allem ärmere Schichten arbeiten als Tagelöhner, das Geld wird auf dem Heimweg in Konsumgüter investiert.

Dank der Auslands-Philippinos, die pro Jahr über 30 Milliarden US-Dollar an ihre inländischen Familien schicken, und einem konstanten Wirtschaftswachstum von um die sechs Prozent wächst die Mittelschicht. Und die will europäische und amerikanische Produkte. Regionale sind – aufgrund qualitativ schlechter Rohstoffe und mäßiger Verarbeitung – weniger beliebt. Oder schlicht nicht vorhanden.

99,2 Prozent der Milchprodukte etwa werden importiert. Die großen Player - wie Nestlé und Unilever - wissen das und bearbeiten den Markt. „Österreich hat noch Potenzial“, sagt Stieber. Erfolgreiche Vorreiter gibt es einige.

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Österreich hat noch Potenzial.

WKO-Wirtschaftsdelegierte Christina Stieber

Bekannte Verpackungen findet man etwa in den Saftregalen der Supermärkte: Sowohl Rauch als auch Pfanner exportieren ihre Produkte. Rauch bezieht im Gegenzug dazu die Ananas von den Inseln. Die Liebe der Philippinos zu Süßem nutzt auch Darbo: Seit 20 Jahren beliefert das Tiroler Unternehmen Hotels und Restaurants, seit ein paar Jahren auch Supermärkte mit Marmeladen und Honig. 500.000 Euro setzte Darbo dort zuletzt – in erster Linie mit den Sorten Erdbeer und Orange – um. „Konfitüre ist für die lokale Bevölkerung kein Standardprodukt auf dem Frühstückstisch“, weiß Martin Darbo.

Topografie als Herausforderung
Auch der Käsekonsum ist – noch – auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Die Waldviertler Käsemacher stellten 2016 ihre Lieferungen wieder ein. Vorerst, denn: „Der Markt ist nicht einfach, der Geschmack der Asiaten wird aber immer europäischer“, sagt Sprecherin Nina-Maria Schreiber. Seit fünf Jahren liefert die Rupp AG Schmelzkäsescheiben. Die größte Herausforderung sieht Regionalleiter Bernd Hofer in der Topografie: „Es ist ein Land mit 7000 Inseln. Da einen Partner mit großer Reichweite zu finden, ist nicht einfach.“ Von einer eigenen Niederlassung aus bearbeitet Kornspitzerfinder Backaldrin die Philippinen.

Insgesamt beträgt das Handelsvolumen zwischen Österreich und den Philippinen 300 Millionen Euro, mit der EU werden Waren um 15 Milliarden Euro gehandelt. Der steirische Chiphersteller ams, Kunststoffspezialist Alpla und Zweiradbauer KTM haben eigene Werke auf der Inselgruppe.

Teresa Spari aus Manila, Kronen Zeitung

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