Turbulente Abwicklung

Das langsame Ende der früheren Meinl Bank

Österreich
30.11.2019 07:00

Die geplante „Abwicklung“ des von Meinl Bank in Anglo Austrian AAB Bank AG umbenannten Geldinstituts wird von einem Rechtsstreit mit der Europäischen Zentralbank überschattet. Erst im August dieses Jahres teilte die Bank mit, dass durch eine Vereinbarung mit dem Prozessfinanzierer Advofin für 4000 betroffene Anleger von MEL (Meinl European Land) ein Schlussstrich unter die Vergangenheit gezogen wurde.

Seit 2007 habe die Meinl Bank in Summe über 100 Millionen Euro an 12.500 MEL-Geschädigte bezahlt, erklärte Vorstand Samira Softic. Die „enorme Kostenbelastung des gesunden Kerngeschäfts“ sei damit vorbei. Die Meinl Bank, deren Bilanzsumme von einst über einer Milliarde auf etwa 250 Millionen Euro geschrumpft ist, benannte sich in Anglo Austrian AAB Bank AG um. Im Herbst gab sie den Aufsichtsbehörden bekannt, dass sie sich „abwickeln“ will. Das bedeutet, dass der Bankbetrieb eingestellt wird und die Kunden ihre Einlagen zurückbekommen sollen.

Doch die Aufsicht, vertreten durch die Europäische Zentralbank (EZB), entzog der AAB die Bankkonzession, weil ihr verbleibendes Geschäft hohe Risken in Bezug auf Geldwäsche/Terrorismusfinanzierung berge, heißt es im 44-seitigen Prüfbericht. Dagegen erhob die Bank Einspruch, jetzt läuft dazu ein Verfahren.

Kunden bangen um ihre Ersparnisse
Kein Wunder, dass die verbliebenen Kunden nervös sind. Darunter sind auch viele Pensionisten aus ehemaligen Meinl-Lebensmittelgeschäften, die ihre Ersparnisse abheben wollen. Bis 100.000 Euro sind sie durch die Einlagensicherung garantiert.

Anders sieht es bei vermögenden Kunden aus. Sie bekamen vor Kurzem einen Brief (liegt der „Krone“ vor), in dem die Bank anbietet, ihnen zehn Prozent ihrer Guthaben cash zu bezahlen und den Rest in einen Kredit an die AAB umzuwandeln, den man zurückzahlt, sobald die „Außenstände“ eingetrieben sind. Da geht es zum Beispiel um 37 Millionen Euro, um die mit der Finanz gestritten wird, oder um eine 30-Millionen-Euro-Forderung an eine Versicherung.

„Externe finanzielle Unterstützung“
Im Prüfbericht der EZB wird darauf hingewiesen, dass die AAB „verlusttragend ist und abhängig von externer finanzieller Unterstützung“. Die kommt von Firmen aus dem Meinl-Umfeld wie Oryxa Capital oder Fulcrum Properties, wo zum Beispiel Julius Meinl V. im Vorstand sitzt. Sie retten die AAB derzeit dank externer Garantien, schreibt die EZB.

Manfred Schumi, Kronen Zeitung/krone.at

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