Präsidentenwahl

Polit-Erdbeben in Tunesien: Jus-Professor gewinnt

Ausland
16.09.2019 13:54

Politisches Erdbeben bei der Präsidentenwahl in Tunesien: Als Sieger aus der ersten Runde am Sonntag sind Teilergebnissen zufolge zwei Außenseiter hervorgegangen - der unabhängige Jus-Professor Kais Saied und der im Gefängnis sitzende Medienmogul Nabil Karoui. Saied kam nach Auszählung von gut einem Viertel der Stimmen auf 19 Prozent, Karoui auf 14,9 Prozent. Vertreter der etablierten Parteien äußerten sich mit Blick auf die bevorstehende Parlamentswahl besorgt.

Er sei „der Erste im ersten Durchgang“, hatte Saied bereits am Sonntagabend erklärt. Der 61-Jährige hatte sich im Wahlkampf bewusst von allen Parteien distanziert und auf einen Tür-zu-Tür-Wahlkampf gesetzt.

Zweitplatzierter Medienmogul vor Wahl in Haft gesteckt
Ein Vertreter von Karouis Partei Qalb Tounes erklärte: „Nabil Karoui ist in der zweiten Runde.“ Der Medienmogul sitzt in Haft, durfte aber trotzdem als Kandidat antreten. Gegen den 56-Jährigen, der nur wenige Tage vor Wahlkampfbeginn verhaftet worden war, wird wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung ermittelt.

Karouis Inhaftierung hatte Umfragen zufolge seine Beliebtheitswerte steigen lassen. Er hatte sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als Wohltäter aufgebaut, indem er vor den Kameras seines Senders Nessma TV Elektrogeräte oder Nahrungsmittel an Bedürftige verteilte.

Regierungschef schwer geschlagen
Regierungschef Youssef Chahed, der sich ebenfalls um die Präsidentschaft beworben hatte, rief Parteien der Mitte und Liberale auf, für die Parlamentswahl am 6. Oktober einen Block zu bilden. Die Popularität des Ministerpräsidenten hatte angesichts der schwächelnden Wirtschaft und steigenden Lebenshaltungskosten im Land gelitten. Chahed erreichte mit 7,4 Prozent der Stimmen nur den fünften Platz.

Auf Platz drei landete den Teilergebnissen zufolge der kommissarische Parlamentspräsident Abdelfattah Mourou von der moderat islamistischen Partei Ennahda mit 13,1 Prozent. Weitere prominente Kandidaten waren der langjährige Oppositionelle und spätere Übergangspräsident Moncef Marzouki, der ehemalige Regierungschef Mehdi Jomaa sowie Verteidigungsminister Abdelkarim Zbidi, der mit 9,6 Prozent das beste Ergebnis eines Regierungspolitikers erreichte.

Vorgezogene Wahl nach Tod von Staatschef Essebsi
Die ursprünglich für November angesetzte Wahl war nach dem Tod des 92-jährigen Präsidenten Beji Caid Essebsi Ende Juli auf den 15. September vorgezogen worden. Essebsi war 2011 nach dem Sturz des damaligen Diktators Zine El Abidine Ben Ali gewählt worden. Das Datum der Stichwahl steht noch nicht fest. Sie muss jedenfalls vor dem 23. Oktober stattfinden und könnte mit der Parlamentswahl am 6. Oktober zusammengelegt werden.

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