„Fehlende Distanz“

Sellner am Akademikerball: ÖVP-Kritik an FPÖ

Politik
19.01.2020 14:59

Am kommenden Freitag findet in der Wiener Hofburg wieder der freiheitliche Akademikerball statt - vermutlich auch mit umstrittenen Gästen: Neben FPÖ-Chef Norbert Hofer, der auch am Rednerpult erwartet wird, dürften auch dessen Vorgänger Heinz-Christian Strache samt Ehefrau Philippa sowie Identitären-Chef Martin Sellner auf dem Ball der Korporierten Rechtswalzer tanzen. Die Teilnahme von Letztgenanntem beweise „erneut die fehlende Distanz der Freiheitlichen zum Extremismus“, kritisiert die ÖVP.

Dass Sellner am Akademikerball der FPÖ teilnehme, offenbare „wieder einmal, dass es innerhalb der FPÖ keine klare Haltung gegen diese Organisation gibt“, so der ÖVP-Nationalratsabgeordnete Martin Engelberg am Sonntag. „Vor einiger Zeit meinte Hofer, dass eine Verbindung zu den Identitären und eine Aktivität in der FPÖ unvereinbar sind. Die Teilnahme Sellners am Akademikerball macht diese Aussage aber völlig unglaubwürdig“, sagt der ÖVP-Mandatar.

Die Volkpartei lehne jede Form des Extremismus ab, Strömungen wie die Identitären hätten in einer liberalen und aufgeklärten Gesellschaft nichts verloren. „Eine solche klare Abgrenzung erwarte ich mir auch von Norbert Hofer und seiner Partei“, so Engelberg.

SPÖ: „Abgrenzung vom rechten Rand nur Schall und Rauch“
Kritik kam am Sonntag auch von der SPÖ. Sellners Teilnahme am Ball zeige „einmal mehr, dass für die FPÖ die Abgrenzung vom rechten Rand nur Schall und Rauch ist“, erklärte Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch. „Mit Sellner tanzen und zugleich nichts mit den Identitären zu tun haben, das geht nicht zusammen.“ Es zeige, dass die FPÖ es mit der vielbehaupteten Distanzierung vom Rechtsextremismus „ganz und gar nicht ernst nimmt“, so Deutsch, der an den FPÖ-Historikerbericht erinnerte, in dem „die engen Verbindungen der FPÖ zu Burschenschaften und Identitären schlichtweg ausgelassen wurden“.

Kritiker: „Vernetzungstreffen von Rechtsextremen“
Neben freiheitlicher Prominenz und Burschenschaftern tanzten am Akademikerball auch stets rechtspopulistische Politiker aus ganz Europa. Kritiker sehen in der Veranstaltung ein „internationales Vernetzungstreffen von Rechtsextremen“.

Im linken Lager sorgt der Akademikerball, der der Nachfolger des Wiener Korporations-Balls ist, seit Jahren für Proteste. Der Unmut richtete sich stets vorwiegend gegen die deutsch-nationalen Burschenschafter, die mit dem Wiener Korporationsring (WKR) die Veranstaltung von 1952 bis 2012 ausrichteten und prägten. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ Wien, die die Veranstaltung in Akademikerball umtaufte.

„Offensive gegen Rechts“ ruft zu Demo auf
Rund um den Ball wird wieder demonstriert, das Bündnis „Offensive gegen Rechts“ hat wie in der vergangenen Jahren erneut zu Protesten aufgerufen. Das diesjährige Motto lautet „FPÖ-Burschiball blockieren“. „Zeigen wir, dass unser Widerstand kein Ende finden wird. Auch nach dem Ende der Regierungsbeteiligung wird der Protest weitergehen“, heißt es im Demo-Aufruf.

Die Polizei hat angekündigt, dass es rund um das Veranstaltungsgelände wie jedes Jahr wieder ein sicherheitspolizeiliches Platzverbot geben wird. Was wahrscheinlich wieder zu großflächigen Verkehrsbehinderungen rund um die Wiener Innenstadt führen dürfte.

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