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Totes Herz als Rettung: So lief Sensations-OP ab

Wien
10.12.2019 06:00

Ärztekunst und ein sensationeller Eingriff im Wiener AKH retteten, wie berichtet, einem todkranken Niederösterreicher das Leben. In seinem Körper schlägt das Herz einer Leiche. Alle Details zur OP.

„Ich werde von Tag zu Tag kräftiger. Diese Ärzte hier sind meine Schutzengel“, freut sich Karl Winter (61) aus Frankenfels, der auf der Intensivstation mit seinem äußerst schwachen Herz bereits dem Tode ins Auge geblickt hatte. Doch nun ist dank des Chefs der Herz-Transplant, Professor Andreas Zuckermann, und seiner Stellvertreterin Arezu Aliabadi im Leben des Patienten alles anders. Zusätzliches Glück: der rasche „Treffer“ mit dem Spenderherz eines Unfallopfers und die Tatsache, dass mit Zuckermann und Aliabadi Koryphäen am Wiener AKH operieren.

„Größtmögliche Pietät“ vor achtstündigem Eingriff 
Der achtstündigen Eingriff war alles andere als eine Blinddarmoperation. Denn zunächst galt es, das unvermeidliche Versterben des Spenders abzuwarten. „Wir lassen hier und in anderen Fällen größtmögliche Pietät walten. Erst als der Tod des Mannes zweifelsfrei diagnostiziert wurde, konnten wir das Herz an die Perfusionsmaschine anschließen. Damit war es möglich, die Funktion des Organs zu analysieren und es schlagend im Rettungswagen zu uns zu transportieren“, erläutert Dr. Zuckermann das komplexe Prozedere des Eingriffs. Dieser sah nämlich auch noch einen künstlichen Stillstand des heruntergekühlten Organs unmittelbar vor dem Eingriff vor.

Doch dann kam die Ärztekunst des eingespielten Teams von Primarius Günther Laufer zum Einsatz. Dr. Aliabadi führte als leitende Operateurin perfekt die erste derartige Transplantation im deutschsprachigen Raum durch. Weitere lebensrettende Eingriffe dieser Art sollen folgen.

„Unser Team im AKH ist hoch motiviert“
Mit der erfolgreichen Transplantation eines Herzens aus einer Leiche in einen Patienten machen die Herzspezialisten das Wiener AKH nicht zum ersten Mal positive Schlagzeilen. Professor Günther Laufer ist einer der weltweit führenden Herzspezialisten.

 „Krone“: Primarius Dr. Laufer, Sie haben die Herzchirurgie im AKH als eines der besten Medizin-Zentren der Welt etabliert. Wie kam es dazu?
Günther Laufer: Wir sind ein Team mit vielen motivierten Spitzenärzten.

Ihre Herzchirurgie macht ja nicht zum ersten Mal positive Schlagzeilen ...
Im Jahr machen wir hier etwa 50 Transplantationen, von denen uns einige besonders berühren.

Ein besonderes Beispiel?
Als wir erfolgreich den Herztumor eines 800 Gramm schweren Kindes operierten und damit das Leben des Babys retten konnten. Außerdem konnte ein kleines Mädchen so lange mit einem Kunstherz außerhalb des Körpers überleben, bis ein Spenderorgan gefunden wurde.

Die nunmehrige sensationelle Transplantation?
Wir stehen hier dank meiner Kollegen Dr. Zuckermann und Dr. Aliabadi, auf die ich äußerst stolz bin, am Beginn einer großartigen Entwicklung. Unsere Hoffnung ist es, bald 20 Prozent mehr Transplantationen pro Jahr durchführen zu können und damit den Tod von Patienten auf der Warteliste drastisch zu reduzieren.

Daten und Fakten

  • 1905 fand in den USA die erste experimentelle Herztransplantation an einem Hund statt.
  • 1967 gelang dem südafrikanischen Chirurg Christiaan Barnard in Kapstadt die erste erfolgreiche Herztransplantation. Der Patient stieß das fremde Organ allerdings ab, starb 18 Tage später.
  • 1983 führte Raimund Magreiter in Innsbruck die erste Herztransplantation Österreichs durch, ein Jahr später zog die Medizinische Universität Wien nach.

Mark Perry und Oliver Papacek, Kronen Zeitung

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