„Equal Pay Day“

Ungerecht: Steirerinnen arbeiten ab heute gratis

Steiermark
15.10.2019 07:00

Männer in der Steiermark haben heute so viel verdient wie Frauen im ganzen Jahr - das bedeutet, die Steirerinnen arbeiten 78 Tage oder zweieinhalb Monate lang gratis. Woran das liegt, wo die Lücken am größten sind und was sich ändern muss.

Die Arbeit von Frauen ist auch in der Steiermark weniger wert als jene von Männern. Der sogenannte „Gender-Pay-Gap“, also die Lohnschere zwischen Männern und Frauen, lässt sich beziffern: In unserem Bundesland sind es derzeit 21,4 Prozent oder 10.787 Euro pro Jahr, die den Frauen entgehen. Der „Equal Pay Day“ ist demnach am 15. Oktober - einen Tag später als im Jahr zuvor, aber früher als im österreichischen Durchschnitt, wo er auf den 21. Oktober fällt.

Woran liegt das? Es gibt viele Gründe, wieso das weibliche Geschlecht beim Einkommen diskriminiert wird. Das fängt an bei der Berufswahl: „Die Dienstleistungs-Branche ist weiblich“, sagt Bernadette Pöcheim, Leiterin der Abteilung Frauen und Gleichstellung bei der Arbeiterkammer Steiermark.

Friseurinnen, Verkäuferinnen im Einzelhandel und so weiter sind tendenziell schlechter bezahlt als Männerdomänen wie zum Beispiel Tischler oder Maurer. Sozialberufe sind ebenso von Frauen dominiert. „Bei Mädels werden soziale Kompetenzen von der Kindheit weg gefördert“, erklärt Pöcheim. Bei Buben liege der Fokus eher auf technischen Berufen.

Hohe Position, ungleicher Lohn
Dazu kommt ein weiteres Problem: Nur wenige Frauen steigen auf der Karriereleiter weit auf - und oben angekommen, verdienen sie weniger als ihre männlichen Kollegen mit gleicher Aufgabe und Qualifikation. „Je höher die Position, desto schlimmer ist das Problem“, sagt Pöcheim.

Woran das liegt? „Männer werden besser eingestuft und verhandeln besser.“ Der Bezirk mit der größten Lohnungleichheit ist übrigens auch jener mit dem höchsten Lohnniveau im Land: der erste Wiener Gemeindebezirk. Dort klafft eine Einkommens-Lücke von unglaublichen 40,1 Prozent - mehr als zehn Prozent Vorsprung zum Zweitplatzierten Mödling (NÖ). 

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Es geht nicht darum, jemandem etwas wegzunehmen, sondern es geht um gerechte Entlohnung Der Arbeitgeber ist dafür verantwortlich. Ungleiche Bezahlung nach Geschlecht muss illegal sein.

Grazer SPÖ-Gemeinderätin Anna Robosch

Über Gehalt wird nicht geredet
Viele Frauen wissen nicht, dass sie weniger bezahlt bekommen. In Österreich reden viele nicht über Geld, viele erfahren nur durch Zufall davon. Was helfen kann, ist Lohntransparenz. Für Anna Robosch, Gemeinderätin in Graz und Frauensprecherin der Sozialistischen Jugend, greift das zu kurz: „Das reicht nicht, weil man es selbst einklagen muss. Gerechter Lohn ist Aufgabe des Arbeitgebers.“

Ein großer Teil der Ungleichheit kommt auch daher, dass Frauen nach wie vor unbezahlte Arbeit bei der Kindererziehung und im Haushalt leisten.

Männer gelten als die Familienernährer
Schließlich und endlich gibt es noch die Diskriminierung, die man nicht begründen kann. „Etwa 14 Prozent der Lohndifferenz liegt nur am Geschlecht“, erzählt Pöcheim. Männer gelten als Familienernährer, während Frauen nur „dazuverdienen“ - ein Denken aus Zeiten, in denen Frauen prinzipiell von Männern wirtschaftlich abhängig waren.

Die Wege zur Gleichbehandlung
Es bräuchte Lohntransparenz und Sanktionen für Unternehmen, die ihre Mitarbeiter nicht gerecht bezahlen, fordert Pöcheim. Und Robosch weiß: „Die Karenz-Anrechungen könnten bis zu einem Drittel des ,Gender Pay Gaps’ schließen.“ Zusätzlich will sie mehr Rechte für Männer, etwa Kündigungsschutz in der Karenz. „Wenn Kinderbetreuung keine Geschlechterfrage mehr ist, haben Frauen gleiche Chancen“, ist sich Robosch sicher.

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