Viele Fernsehsender hatten wohl schon insgeheim gejubelt und ihre mobilen Teams bereits losgeschickt, als es hieß, dass wieder einmal ein Österreicher andere Menschen jahrelang in einem Keller verräumt und weiß Gott was alles mit ihnen dort angestellt haben soll. Das hätte auch allzu gut ins gerne strapazierte Klischee gepasst – nämlich jenes von den abartig veranlagten, doppelmoralisch verseuchten und noch dazu dauerhaft naziinfizierten Österreichern. In Wahrheit passt der Fall der in den dichtest bevölkerten Niederlanden offenbar erfolgreich isoliert lebenden Familie, welche auf den Weltuntergang wartete, eigentlich nicht ins Konzept. Denn die Menschen waren in keinem Keller festgehalten, wie die Polizei jetzt verlauten ließ, sondern lebten – wie auch immer – oberirdisch. Und mit dabei war eben auch ein in die Niederlande ausgewanderter Österreicher namens Josef, welcher sich bei den polizeilichen Untersuchungen nicht kooperativ verhielt und deshalb in Untersuchungshaft genommen wurde. Inwieweit und ob dieser Josef andere Menschen gewaltsam in dem Bauernhaus jahrelang festgehalten hat, oder ob sich eben diese Menschen in einer verirrten Geisteshaltung ihm freiwillig angeschlossen hatten, wird noch zu klären sein. Ein zweiter Fall Fritzl scheint es jedenfalls nicht zu sein, und auch Natascha Kampusch muss jetzt in diesem Zusammenhang nicht unbedingt wieder für ein Interview belästigt werden.
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