Tödliche B-Ware

Titanic wegen minderwertiger Nieten gesunken?

Wissenschaft
21.04.2008 11:30
Metallurgen des Institute for Standard and Technology der US-Regierung wollen herausgefunden haben, warum die Titanic bei ihrer Jungfernfahrt nach einer Kollision mit einem Eisberg so schnell sank. Und zwar sollen minderwertige Nieten, die der irischen Werft Harland and Wolff beim Bau des Schiffes verkauft wurden, Schuld an der Katastrophe sein. Die schmiedeiserne B-Ware habe dafür gesorgt, dass das Luxusschiff in der Nacht auf den 15. April 1912 nach der Eisbergkollision um ein Vielfaches schneller unterging.

In dem Buch "What Really Sank The Titanic" beschreiben Timothy Foecke und Jennifer Hooper McCarthy die Ursachen, die für den Untergang des über 2.000 Passagiere fassenden Schiffs verantwortlich sein sollen. Ein Kapitel sind minderwertige Nieten, die die nordirische Werft Harland and Wolff während des Baus zukaufte.

Die Erbauer werden in dem Buch aber nicht für die Katastrophe verantwortlich gemacht. "Auf ihnen lastete eine Menge Druck, das Schiff schleunigst und kostenorientiert fertig zu bauen. Sie kauften alles an Nieten, was verfügbar war - und manche hatten eben nicht die Qualität, die der Werft von den Zulieferern versprochen wurde." Die Schlackekonzentration in den betreffenden Schmiedeisen-Nieten lag den Untersuchungen Foeckes zufolge bei neun Prozent. "Man braucht Schlacke, um das Eisen elastisch zu machen, aber höchstens in einer Konzentration von zwei, maximal drei Prozent."

Als die Titanic mit dem Eisberg kollidierte, wurden drei Frachträume, zwei Kesselräume und das Vorpiek geflutet, jeweils durch Lecks im Stahlkleid des Ozeanriesen. An der Seite hatten die Erbauer großteils schmiedeiserne Nieten der Stärke 3 Bar verwendet, an den Stellen, wo das Schiff stärkeren Belastungen standhalten musste, kamen härtere Stahlnieten zum Einsatz. Dass manche weiche Nieten aufgrund der Schlackekonzentration noch weniger aushielten, wussten die Werftingenieure mit großer Wahrscheinlichkeit nicht.

"Wenn die Nieten etwas mehr gehalten hätten und sich nur fünf Räume mit Wasser gefüllt hätten, wäre das Schiff bei Weitem nicht so schnell gesunken. Wären es nur vier Räume gewesen, hätte man noch den Hafen von Halifax erreichen können", sagt Foecke.

David Livingstone, der Titanic-Experte bei Harland and Wolff, hält die Ergebnisse Foeckes für falsch. "Man sich kann nicht Material von vor 100 Jahren ansehen und sagen, es sei Substandard", wehrt sich der Schiffahrtsingenieur. Zudem sei die Titanic im Vergleich zu anderen Schiffen nicht so übertrieben schnell gesunken. Dass an manchen Stellen zu schwache Nieten benutzt worden waren bzw. Schmiedeisen statt gehärtetem Stahl, versteht aber auch er nicht.

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