"Brückenbauer"

Erstmals Platz in Wien nach Moslem benannt

Österreich
14.04.2008 16:36
In Wien ist am Montag der Muhammad-Asad-Platz vor dem Vienna International Center feierlich eröffnet worden. An der Eröffnung, die vom Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny vorgenommen wurde, nahm auch der Sohn Muhammad Asads, Prof. Talal Asad, teil. Der Platz ist benannt nach dem Nahost-Berichterstatter Leopold Weiss (geboren 1900), der einer jüdischen Familie aus dem damals zu Österreich-Ungarn gehörenden galizischen Lemberg entstammte, später zum Islam konvertierte, Berater des saudi-arabischen Königs wurde und 1952 Pakistan als Gesandter bei der UNO vertrat. Zum ersten Mal wurde in Wien ein Platz nach einem Moslem benannt.

"Es gibt wohl keinen geeigneteren Platz, Muhammad Asad zu ehren, als jenen vor der UNO-City. Muhammad Asad war ein Weltenbürger und Brückenbauer, der überall auf der Welt, insbesondere aber im Orient, zu Hause war und auch seine Spuren hinterlassen hat. Der Muhammad-Asad-Platz ist ein Zeichen für das Miteinander unterschiedlicher Religionen und Ethnien in unserer Stadt", sagte Mailath-Pokorny.

Bezirksvorsteher Norbert Scheed meinte, es sei eine wichtige Botschaft, einen religiösen Vermittler zu ehren, der Religion stets auf der Basis demokratischer Werte vertreten habe. Die Menschenrechtssprecherin der Grünen Wien, Alev Korun, begrüßte die Platz-Benennung. "In Zeiten von erstarkenden Rassismus und aggressiver Stimmungsmache" gegen Muslime sei dies das richtige Zeichen.

"Wien hat spezielle Form der Integrationspolitik"
Talal Asad, der Sohn des posthum Geehrten, zeigte sich glücklich, dass mit dem Platz dem Schaffen und Werk seines Vaters ein Denkmal gesetzt worden ist. "Wien hat eine spezielle Form der Integrationspolitik, aber auch der Umgang mit den Religionen hat eine Vorreiterrolle in Europa", meinte Asad.

Als zum Islam konvertierter Jude hat Muhammad Asad mit seiner Übersetzung des Korans ins Englische Islam-Geschichte geschrieben. Asad wurde als Leopold Weiss 1900 in Lemberg geboren und übersiedelte bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit seiner Familie nach Wien. 1922 begeisterte er sich bei einer Reise nach Jerusalem für den Nahen Osten.

1926 zum Islam konvertiert
Er wurde Nahost-Korrespondent für die "Frankfurter Zeitung", reiste von Ägypten bis Afghanistan. 1926 konvertierte er zum Islam. Nach einer Pilgerfahrt nach Mekka wurde er Vertrauter von König Ibn Saud, später beteiligte er sich in Indien am Aufbau Pakistans. Er schrieb 1955 seine Autobiografie "Der Weg nach Mekka" und 1980 eine kommentierte Koran-Übersetzung ins Englische. 1992 starb er in Andalusien.

Foto (c) Peter Tomschi

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