Spiel um Macht

Sophokles “Antigone” – düster und zeitlos in Graz

Steiermark
13.04.2008 12:57
Wie zeitlos die gut 2500 Jahre alte "Antigone" des griechischen Tragöden Sophokles ist, stellt Schauspielhaus-Direktorin Anna Badora mit ihrer aktuellen Inszenierung unter Beweis. Ihr gelingt ein beklemmend düsteres Spiel um Macht, in dem Götz Argus (links im Bild) als Kreon brillieren kann.

Die Bühne ist karg und düster - Stefan Brandtmayr hat im dunklen Raum nur ein paar Leitern oder Gerüste aufgestellt, die an Ruinen erinnern. Sie zeigt das zerstörte Theben nach einem Krieg. Nun gilt es, aus den Trümmern einen Staat aufzubauen, und Machthaber Kreon versucht das mit rigorosen Gesetzen. Dass er damit seine eigene Familie trifft, nimmt er in Kauf.

Bilder der "Performance" in der Infobox!

Badora setzt in ihrer (Kurz-)Fassung der klar strukturierten Tragödie dem machtbewussten Herrscher einen Chor entgegen, der sich aus Menschen verschiedenster Nationen zusammensetzt. Dieser steht für die Weltbürger, denen der Herrscher Rechenschaft schuldet, er steht aber auch für all jene, die ihre Heimat aus welchen Gründen auch immer verlassen mussten. Ihr geht es um aktuelle politische Bezüge, die sie gekonnt und unaufdringlich aus dem antiken Stoff filtert.

Anarchisch, terroristisch
Antigone, die sich gegen die unmenschlichen Gesetze auflehnt, wirkt in Badoras Fassung wie der personifizierte Widerstand, auch optisch erinnert sie eher an eine Anarchistin oder gar Terroristin, die das Gefüge des Staates ins Schwanken bringt. Bei Carolin Eichhorst ist sie gut aufgehoben; sie spielt die Aufmüpfige mit Sturheit und Trotz, ganz nach dem Motto "alles oder nichts".

Große Schauspielkunst - unbedingt anschauen!
Der Dreh- und Angelpunkt dieses Abends ist aber Götz Argus (am Grazer Schauspielhaus schon einmal unter Marc Günther engagiert) als Kreon. Mit immenser sprachlicher Präzision und einer beeindruckenden Präsenz zeigt er die inneren Konflikte des Herrschers, das Verlieren der Relationen, das Zerbrechen an der göttlichen Strafe. Eine Performance, von der man keine Sekunde versäumen möchte, besonders dann nicht, wenn er in Dialog mit Antigone, Ismene (Sophie Hottinger), Haimon (Dominik Maringer), Teiresias (ein großartiger Otto David) tritt. Da wird große Schauspielkunst geboten.

Mit "Antigone" ist Badora und dem Ensemble eine düstere, kurzweilige und sehr berührende Inszenierung gelungen. Unbedingt anschauen!

von Michaela Reichart, "Steirerkrone"

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