Terroristen-Prozess

Islamisten-Paar: “Im Gefängnis misshandelt”

Österreich
08.04.2008 10:53
Neuerliche Aufregung um das in erster Instanz wegen terroristischer Aktivitäten verurteilte Wiener Islamisten-Paar Mohamed M. und Mona S. Der 22-Jährige behauptet, Ende März in der Justizanstalt Wien-Josefstadt schwer misshandelt worden zu sein. Sowohl Vollzugsdirektor Karl Drexler als auch die Leiterin des Landesgerichtlichen Gefangenenhauses, Helene Pigl, haben diese Darstellung und darüber hinausgehende Behauptungen am Montag als "absolut unrichtig" zurückgewiesen.

Seinen Behauptungen zufolge soll Mohamed M. am 27. März während eines Besuchs seiner Familie von Justizwachebeamten gefesselt und geschlagen worden sein. "Das ist eindeutig nicht wahr", stellte dazu am Montag Helene Pigl klar, die seit vergangenem Oktober das größte Gefängnis des Landes leitet. Mohamed M. habe bei dem Besuch gegen bestimmte Spielregeln verstoßen, worauf das Wachpersonal diesen - wie in derartigen Fällen gesetzlich vorgesehen - abgebrochen und für beendet erklärt hätte.

"Daraufhin ist Mohamed M. aggressiv geworden. Er hat um sich getreten und mit Fußtritten einen Sessel umgestoßen, sodass er mit gesetzlich selbstverständlich gedeckten Festhaltegriffen gebändigt und abgeführt werden musste", berichtete Pigl. Von Misshandlungen, gezielten Schlägen und einer strafweisen Verbringung in eine Einzelzelle könne keine Rede sein.

Mohamed M. und Mona S. müssen Deutsch sprechen
Die Anstaltsleitung hatte die Besuchsmöglichkeiten für Mohamed M. und Mona S. nicht eingeschränkt, aber notgedrungen neu regeln müssen, nachdem die Entführer der in Nordafrika verschleppten österreichischen Touristen Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber unter anderem die Freilassung des Islamisten-Paares gefordert hatten. Mohamed M. und Mona S. wurden gebeten, sich zukünftig mit ihren Angehörigen ausschließlich auf Deutsch zu unterhalten. Damit wollte die Justizanstalt sicherstellen, dass es zu keinen für das Wachpersonal unverständlichen Absprachen kam, die sich auf das weitere Schicksal der Sahara-Geiseln womöglich negativ auswirken hätten können.

Mona S. beklagt brutale Untersuchung
Dessen ungeachtet soll sich Mohamed M. mit seinen Verwandten auf Arabisch unterhalten haben, obwohl sämtliche Personen die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen und perfekt Deutsch sprechen. "Es war daher zulässig, diesen Besuch abzubrechen", bestätigte Vollzugsdirektor Karl Drexler.

Als "abenteuerlich" bezeichnete Drexler eine weitere Behauptung, derzufolge die zu diesem Zeitpunkt angeblich schwangere Mona S. in ihrer Zelle derart brutal untersucht worden sein soll, indem ihr vor einer angeblich johlenden Menge die Beine auseinander gespreizt wurden, was in weiterer Folge zum stressbedingten Verlust ihres Kindes geführt habe.

"Man kann letzten Endes nicht verhindern, dass solche unwahre Behauptungen in den Raum gestellt werden. Ich kann nur versichern, dass das alles nicht stimmt. Die Situation ist für uns nicht einfach. Ich kann die angeblichen Misshandlungen ja immer nur dementieren, aber nicht ausschließen, dass die beiden über ihren Anwalt am nächsten Tag mit einer nächsten Grauslichkeit in die Medien gehen. Dass das für uns sehr unbefriedigend ist, ist klar", betonte Drexler.

Mona S. lehnte ärztliche Hilfe ab
Wie die Leiterin der Justizanstalt Josefstadt in Bezug auf Mona S. bemerkte, habe diese jede ärztliche Hilfe nach der angeblichen Fehlgeburt abgelehnt: "Ihr wurde medizinischer Beistand angeboten. Unter Berücksichtigung ihres Glaubens hätten sie selbstverständlich ausschließlich Frauen untersucht. Sie hat sich jedoch geweigert, sich von einer Gynäkologin und einer Internistin anschauen zu lassen." Aus einem Aktenvermerk soll sich übrigens eindeutig ergeben, dass die 21-Jährige zum Zeitpunkt ihrer Einlieferung ins Gefangenenhaus keinesfalls schwanger war.

Lennart Binder, der Anwalt von Mohamed M. und Mona S., war am Montag für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichbar.

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