Sahara-Geiseln

Entführer: Außenamts-Sprecher ein “Lügner”

Österreich
08.04.2008 17:46
Wenige Stunden nach Ablauf des dritten Ultimatums der Entführer des in Tunesien entführten österreichischen Touristenpaares Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber hat die Terrorgruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb in einer neuen Botschaft offenbar angebliche frühere Forderungen erneuert und andere fallen lassen. Die österreichischen Behörden wurden von den Entführern gerügt, Außenamts-Sprecher Peter Launsky-Tieffenthal als "Lügner" bezeichnet. Derzeit analysieren Experten den Text.

Die Extremisten verlangen in der am Montag im Internet verbreiteten Botschaft die Freilassung des in Österreich inhaftierten Islamisten-Ehepaares Mohamed M. (22) und Mona S. (21), wie das in Washington ansässige SITE-Institut mitteilte, das Veröffentlichungen von Terrororganisationen untersucht.

"Wir (...) haben uns aufs Äußerste bemüht, aber es scheint, dass es Österreich nicht ernst war, die Leben ihrer Bürger zu erhalten", hieß es den Angaben zufolge auf einer Internetseite, wo öfter Botschaften der Al-Kaida erscheinen. Zum Zustand ihrer Geiseln oder deren Aufenthaltsort machten die Extremisten laut SITE keine Angaben.

Außenamts-Sprecher "ein Lügner"
Die Al-Kaida im Islamischen Maghreb habe aber erklärt, sie lehne jede Verantwortung für das weitere "ungewisse Schicksal" der Entführten ab. Dafür sei Österreich verantwortlich: "Österreich hat Geringschätzung und Leichtsinn hinsichtlich seiner Bürger gezeigt - trotz der Flexibilität der Mujaheddin in ihren legitimen Forderungen", so die Botschaft. "Nun, nach den neuen Bedingungen der Mujaheddin, ist es an erster Stelle verantwortlich für die Leben und das Schicksal der Verschleppten." Außenamts-Sprecher Peter Launsky-Tieffenthal wurde den Angaben zufolge in der Botschaft als "Lügner" bezeichnet.

Wie Launsky-Tieffenthal am Dienstag sagte, müsse die Authentizität der Mitteilung geprüft werden, Experten analyiseren derzeit den Text. Daher könne das Ministerium keine inhaltliche Stellungnahme zu der Botschaft abgeben.

Mitteilung in passwortgeschütztem Bereich aufgetaucht
Die neue Mitteilung wurde nach Angaben des Außenministeriums im islamistischen Internetforum "Al-Hesbah" veröffentlicht, das öfters zur Verbreitung von islamistischen Extremistenbotschaften dient. Nach Angaben Launsky-Tieffenthals ist der Text der Mitteilung selbst allerdings in einem passwortgeschützten Bereich zu finden.

"Guantánamo von Österreich": Ehepaar "gefoltert"
In der neuen Botschaft der Al-Kaida im Islamischen Maghreb heißt es, die frühere Forderung nach Freilassung von in Tunesien inhaftierten Gesinnungsgenossen sei fallen gelassen worden; stattdessen solle das Ehepaar, das im "Guantánamo von Österreich" gefangen gehalten und gefoltert werde, freikommen. Darüber hinaus müsse Österreich seine Soldaten aus Afghanistan abziehen. Laut der Internetseite des Verteidigungsministeriums sind derzeit zwei Bundesheersoldaten dort bei der NATO-Truppe ISAF stationiert.

"Letztes Ultimatum" ohne Ergebnis verstrichen
Das bisher letzte Ultimatum der Entführer war am Sonntag um 24.00 Uhr abgelaufen. Die Al-Kaida im Islamischen Maghreb hatte es überhaupt als "letztes Ultimatum" bezeichnet, nachdem es bereits zwei Verlängerungen gegeben hatte. Das Außenministerium hatte sich am Sonntag zuversichtlich über eine Lösung der Krise geäußert. Launsky-Tieffenthal erklärte, die Behörden glaubten, es stehe noch mehr Zeit zur Verfügung. Am Montag sagte er, man arbeite mit Hochdruck an der Freilassung.

Aufenhaltsort der Entführungsopfer weiter unklar
Das Schicksal der beiden Salzburger, Wolfgang Ebner (51) und seine 43-jährige Freundin Andrea Kloiber, war nach Ablauf des Ultimatums ungewiss. Sie verschwanden am 18. Februar während einer Urlaubsreise durch den Süden Tunesiens nahe der algerischen Grenze. Seit sie vermisst sind, bemüht sich das Außenministerium um ihre Auffindung. Ihr heutiger Aufenthaltsort ist nicht genau bekannt; sie werden im Grenzgebiet zwischen Algerien und Mali bzw. im Norden des Niger vermutet.

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