In der Farbe befindet sich ein Katalysator, eine spezielle Variante des elektrischen Halbleiters Titandioxid. Um wirksam zu werden, muss dieser Energie aus Licht absorbieren und aktiviert in angeregtem Zustand den Luftsauerstoff, sodass reaktive Sauerstoffverbindungen entstehen. Diese Verbindungen oxidieren an der Oberfläche der Farbschicht die in der Luft befindlichen Verunreinigungen. Am Ende der Reaktionskette bleiben von den Schadstoffen nur noch für den Menschen ungefährliches Kohlendioxid und Wasser.
Bereits mehrere Forscher haben sich in der Vergangenheit daran versucht, mittels Farben Verunreinigungen abzubauen. "Das Problem bisher war, dass nur normales Titandioxid verwendet wurde. Das absorbiert nur zwei bis drei Prozent des Lichtes, nämlich den ultravioletten Bereich", erklärt Horst Kisch von der Universität Erlangen, der sich bereits seit über 20 Jahren mit der Halbleiter-Photokatalyse beschäftigt. Man habe deshalb das Titandioxid, ein weißes Pigment, modifizieren müssen, damit auch der sichtbare Lichtanteil genutzt werden konnte.
Innerhalb von drei Jahren ist es Kisch und seiner Forschungsgruppe gelungen, ein sogenanntes kohlenstoffmodifiziertes Titandioxid zu entwickeln, das selbst im diffusen Tages- oder Kunstlicht Luftschadstoffe wie Formaldehyd oder Kohlenmonoxid abbauen kann.
Gleiche Lebensdauer wie herkömmliche Farbe
Auch stelle die Neuentwicklung eine sichere Alternative zum Schadstoffabbau durch Adsorption auf Aktivkohle dar, so Kisch, da durch die Photokatalyse die schädlichen Verbindungen zerstört werden, während die Aktivkohle mit den daran haftenden Stoffen noch entsorgt werden muss. Zudem verbrauche sich der Katalysator selbst nicht, die Wandfarbe habe somit die gleich Lebensdauer wie andere Innenraumfarben.
Denkbare Anwendungsmöglichkeiten seien aber nicht nur die eigenen vier Wände, sondern auch das Auftragen der Climasan getauften Farbe in Tunneln oder in Städten an vielbefahrenen Straßen. (pte)
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