Musik in Strapsen

The Puppini Sisters: “The Rise & Fall of Ruby Woo”

Musik
05.03.2008 22:19
Wenn Modemagazine ihre Titelseiten derzeit mit dem Look der 30er- und 40er-Jahre zupflastern, kann das nur zwei Gründe haben: Dita von Teese - oder "The Puppini Sisters"! Von Ersterer hatten wir in den letzten Wochen genug und Zweitere brauchen kein übergroßes Martiniglas, um für einen Flashback in die Goldene Zeit des Swing zu sorgen. Marcella Puppini und ihre britischen Schwestern im Geiste, Stephanie O'Brien und Kate Mullins, haben mit ihrem ersten Album "Betcha Bottom Dollar" einen Style-Hype sondergleichen ausgelöst. Mit "The Rise & Fall of Ruby Woo" setzen sie ihren swingenden Siegeszug erneut in Bewegung und liefern frisches Soundtrackmaterial für die nächste Themenparty oder aufstrebende Burlesque-Tänzerinnen.
(Bild: kmm)

Die Puppini Sisters sind drei Konzepte in einem: Ein A-capella-Trio im Stil der Dreißiger- und Vierzigerjahre à la Comedian Harmonists, eine höchst erfolgreiche Revue- und Coverband und obendrein drei Stilikonen, auf die bereits Designer wie Vivienne Westwood ein Auge geworfen haben. Auf ihrem zweiten Album mixen sie Eigenkompositionen mit klassischen Swing-Standards und verwandeln Songs von den Bangles, Beyoncé Knowles oder Bary Manilow in prickelnde Jazz-Tunes.

Marcella Puppini, Multi-Instrumentalistin, Absolventin der St. Martins School of Art und des Trinity College of Music in London, und gescheiterte Stripperin ("Ich kündigte, bevor mich der Barchef rausschmiss") kam die Idee zu den "Puppini Sisters", als in London gerade eine Retro-Welle grassierte. Stephanie O'Brian, zu dieser Zeit Sängerin in einer Heavy-Metal-Band, und Kate Mullins, Studiosängerin für Bigbands und diverse Jazz-Acts, schließen sich der gebürtigen Italienerin an. Das Trio covert den Kate-Bush-Song "Wuthering Heights", tourt samt dreiköpfiger Begleitband vornehmlich durch Schwulen- und Lesben-Bars - und wird prompt von einem Scout des Musikgiganten Universal Music entdeckt. 2006 treten sie mit ihrem Debütalbum "Betcha Bottom Dollar" einen Hype um Strapse, Mieder und "Close Harmonies" los, der sie bis ins US-Fernsehen trägt.

"Ruby Woo", ein Lippenstift, den neben den Puppini Sisters auch Dita von Teese oder Robert Smith von The Cure benutzen, dient den drei Musikerinnen auf ihrem neuen Album als roter Faden. Mal sind die blassroten Lippen ärgerlich gespitzt, wenn die Schwestern bei Songs wie "Spooky" (im Original von Classic IV) oder "Jilted" (einer Eigenkomposition) über Männer und andere Schweine wettern. Mal ist es ein sinnlicher Kussmund, wenn die drei Mädels Bary Manilows "Could It Be Magic" oder Louis Armstrongs "We Have All The Time In The World" vor zuckersüßen Arrangements zum Besten geben. Oder ein diabolisches Grinsen, wenn sie sich bei "And She Sang" ganz nah am Sound eines Tom Waits bewegen.

Die Diamanten auf "The Rise & Fall Of Ruby Woo" sind die genialen Coverversionen des Bangles-Hits "Walk Like An Egyptian" und Beyoncé Knowles' "Crazy In Love". Die Backing-Band der drei Damen (ihr Alter verraten sie selbst auf ihren Myspace-Pages nicht, rein rechnerisch dürfte Marcella Puppini um die 36 Jahre jung sein, ihre Kolleginnen etwas jünger), die nach den Arrangements von Stephanie O'Brian spielt, tunkt die beiden Smashhits in perkussive Rhythmen - irgendwo zwischen Duke Ellington und Django Reinhardt, während die "Sisters" die Hooks der Originale in ihren Harmoniegesang aufnehmen. Das, und lüstern vorgetragene Darbietungen wie "I Can't Believe I'm Not A Millionaire" (schon für ihr erstes Album gab's aber immerhin eine Million Pfund Vorschuss) machen den unwiderstehlichen Charme der "Puppini Sisters" aus, die heuer übrigens auch mit Strip-Tante Dita von Teese auftreten und dem Lugner-Gast nach der Society-Qual am Opernball mit ein bisschen frivoler Barmusik guttun werden.

Fazit: Ein gelungener zweiter Streich, der ohne Nostalgie-Wehweh aber mit viel Kitsch auskommt und auf dem besten Weg ist, ein Klassiker zu werden.

8,5 von 10 roten Lippen


Christoph Andert

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