Wirtschaftsforum

Steve Forbes rät Österreich zu Einheitssteuer

Österreich
22.01.2008 15:53
Der amerikanische Medien-Tycoon Steve Forbes, Herausgeber des "Forbes Magazine", empfiehlt Österreich die Einführung der sogenannten Flat Tax, eines einheitlichen Steuersatzes für die Besteuerung von Unternehmen und Einkommen. Österreich könne sich ein Beispiel an Irland nehmen, wo die Unternehmensgewinne mit nur 12,5 Prozent besteuert würden, halb so viel wie in Österreich, sagte Forbes am Dienstag beim Wiener Wirtschaftskongress com.sult, der heuer bereits zum fünften Mal stattfindet.

Den Vorschlag von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Vizekanzler Wilhelm Molterer, die sich gestern für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer auf EU-Ebene ausgesprochen hatten, hält Forbes für einen Fehler. "Ich bin prinzipiell immer gegen die Einführung neuer Steuern", erklärte Forbes am Rande der Veranstaltung. Zusätzliche steuerliche Belastungen würden stets zu einer Abschwächung der Wirtschaftstätigkeit führen. Forbes ist ein prominenter Verfechter der Flat Tax und Autor des Buches "Flat Tax Revolution: Using a Postcard to Abolish the IRS".

Forbes lobt EU-Osterweiterung
Die Erweiterung der Europäischen Union um die Staaten Mittel- und Osteuropas sei "eines der besten Dinge, die Europa passieren konnten", sagte Forbes. Die Steuersenkungen in diesen Ländern, namentlich der baltischen Staaten, der Slowakei und zuletzt Bulgarien - hätten Österreich gezwungen, seine Körperschaftssteuer von 34 auf 25 Prozent zu senken. Dass die EU-Mitgliedschaft eine gute Sache für Österreich sei, betonte Bundeskanzler Gusenbauer in seiner Begrüßungsrede: "Das war eine kluge Entscheidung der österreichischen Bevölkerung damals, 1994." Das sehe man auch, wenn man die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs und der Schweiz in den letzten 13 Jahren vergleiche. Die Österreicher seien da klüger als die Schweizer gewesen.

Bei den republikanischen Präsidentschafts-Vorwahlen in den Jahren 1996 und 2000 konnte sich Steve Forbes mit seinen wirtschaftspolitischen Ideen nicht durchsetzen - aber "die Botschaft war gut, nur der Bote nicht", ist der Chef des Forbes-Medienkonzerns nach wie vor von der Richtigkeit seiner Ideen überzeugt. Im derzeit laufenden US-Wahlkampf unterstützt Forbes den ehemaligen New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani, der seinen Prinzipien im Gegensatz zu anderen Kandidaten stets treu geblieben sei. Giulianis Bilanz als Bürgermeister von New York könne sich sehen lassen: Er habe die Sicherheit in der Stadt erhöht, mehr Lehrer und Polizisten eingestellt und auch die Budgetmisere in den Griff bekommen.

Forbes: Clinton wird sich gegen Obama durchsetzen
Auf der gegnerischen Seite, bei den US-Demokraten, werde Hillary Clinton Barack Obama letztlich schlagen, ist Forbes überzeugt. "Ich sage meinen republikanischen Freunden immer wieder: Unterschätzt nicht die Clintons." Gegen Clinton spreche jedoch, dass sich die Leute fragen würden, "warum 300 Millionen friedliebende Menschen wie die Amerikaner mehrere Jahrzehnte lang von zwei Familien regiert werden müssen, den Bushs und den Clintons"?

Der Wirtschaftskongress "com.sult" steht heuer unter dem Motto "The Vision to Succeed" und findet kurz vor dem Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum/WEF) im schweizerischen Davos statt, das am Dienstagabend eröffnet wird und bis 27. Jänner dauert. Er habe auch nicht vor, den Schweizern das Wasser abzugraben, sagt com.sult-Initiator David Ungar-Klein, Chef des 2003 gegründeten Management-Beratungsunternehmens Create Connections. "Davos gibt es seit 40 Jahren und es ist eine tolle Sache." Wien habe aber einige entscheidende Vorteile: "Sie können von jedem Punkt der Welt nach Wien fliegen, nach Davos nicht. Darüber hinaus sei Wien als Stadt mit Kultur und Tradition bekannt - "das ist, warum wir heute hier sitzen und nicht in einem Schweizer Bergdorf", so Ungarn-Klein.

Zielgruppe von com.sult seien Medien und internationale Medienvertreter, die wiederum internationalen Top-Politikern eine Medienplattform bieten würden, was wiederum Top-Manager ins Land bringe, die über Standortfragen entscheiden würden.

Kanzler Gusenbauer als Begrüßungsredner
Möglich werde so ein Kongress - Ungar-Klein will com.sult als den "Wiener Kongress" etablieren - auch durch die Unterstützung von Politik und Wirtschaft. "Wir haben es in vier Jahren geschafft, eine Veranstaltung zu schaffen, die von der hohen Politik wahrgenommen wird." Als Begrüßungsredner konnte Ungar-Klein auch Bundeskanzler Gusenbauer gewinnen. Als prominente Vertreter von Wirtschaft und Politik vertreten waren unter anderem IV-Präsident Veit Sorger, die Wiener Vizebürgermeisterin Renate Brauner, der rumänische Verkehrsminister Ludovic Urban, die Wiener Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank, WKÖ-Vizepräsident Hans Jörg Schelling, Telekom-Austria-Finanzvorstand Gernot Schieszler und ORF-General Alexander Wrabetz.

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