Fall Zogaj

Minister Platter traf Arigona

Österreich
15.10.2007 10:18
Abseits von Fotografen und Kamerateams ist es am Freitagabend zu einem diskret organisierten Gespräch zwischen Arigona Zogaj und Günther Platter gekommen. Die 15-Jährige wollte den Innenminister - wie berichtet - treffen, „wenn es hilft“. Der konkrete Inhalt und das Ergebnis der Unterredung bleiben auf Wunsch beider Seiten vorerst vertraulich.

Jedenfalls versicherte Innenminister Platter der 15-jährigen Arigona Zogaj, dass es „keinesfalls zu einer unfreiwilligen Rückkehr“ in den Kosovo kommen werde. Es werde auch keinerlei fremdenpolizeiliche Maßnahmen geben. Das Geheimgespräch in Oberösterreich fand in einer sehr vertrauensvollen Atmosphäre statt, die Jugendliche machte auf den Innenminister einen „sehr stabilen“ Eindruck.

Die 15-Jährige hatte Freitagabend - nach ihrer Pressekonferenz in Oberösterreich (Video auf Krone.tv siehe Infobox) - auch ein berührendes Treffen mit ihrer Mutter gehabt. Der Pfarrer von Ungenach im Bezirk Vöcklabruck Josef Friedl erklärte am Samstag, er sei von dem Ereignis noch so tief berührt und erschüttert, dass er gar nicht darüber sprechen könne.

Erstes Ramadan-Ende ohne Familie
Er verwies darauf, dass in der muslimischen Welt an diesem Wochenende der Fastenmonat Ramadan endet. Gefeiert wird dieses Ereignis, dessen genauer Beginn durch die Sichtung der Mondsichel festgelegt wird, mit dem "Fest des Fastenbrechens" und die Muslimin Arigona erlebe dies erstmals ohne ihre Familie. Auf die Frage, ob das Mädchen denn sehr religiös sei, schilderte Friedl, er habe sie einmal gefragt und sie habe geantwortet, sie habe oft gebetet.

Kommende Woche wieder in die Schule?
Der Pfarrer sagte auch etwas zum Schulbesuch Arigonas. Sie hatte ja mehrfach geäußert, sie wolle wieder in die Schule. Das könnte möglicherweise ab kommender Woche der Fall sein, meinte er. Er machte aber darauf aufmerksam, dass es nach den Ereignissen des Freitags mit Pressekonferenz und Treffen mit der Mutter bei der 15-Jährigen einen "Einbruch" gegeben habe.

Sie sei zwar äußerlich ruhig erschienen. Aber er kenne sie inzwischen schon ganz gut und sei bei der Pressekonferenz neben ihr gesessen. Da habe er ihr die Spannung angemerkt und dass sie alle Kräfte mobilisiert habe. Am Abend sei sie dann in eine gewisse "Leere" gefallen. Deswegen seien jetzt auch "zumindest bis Montag" keine Fernsehauftritte möglich. Denn dazu wären längere Aufnahmen notwendig. Das traue er ihr nicht zu, es könnte wieder einen "Absturz" geben, erklärte Friedl.

Nach der Pressekonferenz von Freitag sei ein wenig der mediale Druck weg. "Jetzt können wir uns wieder zeigen. Sie kann spazieren gehen", freute sich der Geistliche. Sie komme damit an die frische Luft. Öffentliche Treffen werde es allerdings nicht geben. Auch er könne sich jetzt wieder seinen alltäglichen Aufgaben in der Pfarre widmen.

Akt Zogaj im Internet
Am Samstag wurde auch bekannt, dass das Innenministerium den Asyl-Akt Zogaj samt Fotos ins Internet gestellt hat (PDF in der Infobox!). Auf den Bildern sind Mitglieder der Familie Zogaj vor einem Neubau im Kosovo zu sehen.

Verfahren gegen Helfer eingestellt
Die Staatsanwaltschaft Wels hat unterdessen das Verfahren gegen unbekannte Täter abgebrochen, die Arigona dabei geholfen haben, sich vor der Abschiebung durch die Polizei zu verstecken. Allerdings stehe weiter die Frage im Raum, ob jemand die 15-Jährige bei ihrer Flucht unterstützt und sich damit strafbar gemacht hat. Die Staatsanwaltschaft wartet ab, ob die Polizei noch einen konkreten Tatverdächtigen präsentiere. Dann müssten strafrechtlich relevante Tatbestände geprüft werden.

Die Polizei hatte im Fall Arigona zu Wochenbeginn Anzeige wegen des Verdachts der "Beihilfe zu unbefugtem Aufenthalt" Anzeige erstattet. Dieses Delikt bezieht sich auf Paragraf 115 des Fremdenpolizeigesetzes. Darin heißt es, wer vorsätzlich "einem Fremden den unbefugten Aufenthalt im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaates der Europäischen Union erleichtert, ist vom Gericht mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen". Eine Anzeige gegen den Ungenacher Pfarrer Josef Friedl, der Arigona derzeit betreut, sei "nicht vordringlich".

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