Wo viel Licht ist...

The Darkness

Spiele
21.08.2007 11:58
Wo viel Licht ist, da ist auch Schatten. Diese Erfahrung muss auch Auftragskiller Jackie Estacado machen, als ausgerechnet an seinem 21. Geburtstag "Onkel" Paulie ein besonderers Geschenk für ihn bereithält. Doch der Mafiosi hat noch ganz andere Probleme: Die Dunkelheit, ein geheimnisvoller Parasit, ergreift in "The Darkness" Besitz von ihm.

Pechschwarzes Haar, ein schwarzer Ledermantel, ein finsterer Blick und immer ein durchschlagkräftiges Argument im Anschlag: Seit seiner Kindheit im Waisenhaus hat Jackie Estacado gelernt sich durchzusetzen. Freunde hat er sich auf dem blutigen Weg zum erfolgreichsten Auftragskiller New Yorks nicht viele gemacht. Ein Umstand, den Jackie an seinem 21. Geburtstag schmerzhaft zu spüren bekommt.

Viel größere Probleme bereitet ihm jedoch die Tatsache, dass sich langsam aber sicher die Dunkelheit, ein uralter und geheimnisvoller Parasit, in seinem Innersten ausbreitet und von ihm Besitz ergreift. Mehr sei an dieser Stelle jedoch nicht verraten, denn bis zum großen Showdown auf einer entlegenen Leuchtturm-Insel am Ende des Spiels ist es vor allem die Handlung, die den Spieler mit ihren überraschenden Wendungen in den Bann zieht und vor die Konsole fesselt.

Den beiden unterschiedlichen Handlungssträngen ist es auch zu verdanken, dass "The Darkness" zu einem packenden Genre-Mix geworden ist: So kann Jackie beim Erledigen seiner Missionen in klassischer Shooter-Manier auf ein umfangreiches Waffenarsenal - bestehend aus Pistolen, Uzis, Schrotflinten oder etwa Sturmgewehren - zurückgreifen. Oder, und das ist das Spannende, er bemächtigt sich der ihm durch die Dunkelheit verliehenen Mächte.

Der Parasit manifestiert sich durch zwei Schlangenköpfe, die je nach Grad der Finsternis - je mehr Herzen seiner Gegner Jackie verspeist, umso stärker wird die Dunkelheit - über unterschiedliche Fähigkeiten verfügen. Auf Stufe eins kann so etwa der Schlangenarm unabhängig von Jackies Körper bewegt werden, um Gegner hinterrücks auszuschalten oder über ein Schlupfloch versperrte Türen zu öffnen. Mit dem zweiten Grad der Finsternis kann Jackie zuschlagen oder auch den Weg blockierende Gegenstände aus dem Weg räumen. Stufe drei versorgt Jackie mit einem besonderen Paar Schießeisen, während in Level vier auf Knopfdruck mächtige schwarze Löcher entstehen, die alles und jeden verschlingen.

Einen kleinen Haken gibt es aber: Der Parasit nährt sich von Dunkelheit und Schatten. Sein größter natürlicher Feind ist daher das Licht, das ihm binnen weniger Augenblicke die Energie entzieht. Will Jackie überleben, muss er also das Licht meiden - und wie Sam Fisher möglichst rasch alle Lampen ausknipsen. Jackies Feinde, selbst nicht auf den Kopf gefallen, wissen natürlich recht bald um diese Schwäche und versuchen dem Monster-Mafiosi mit Flutscheinwerfern oder grellen Helikopter-Suchscheinwerfern einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Doch auch dafür haben der Wirt und sein Parasit eine Lösung parat: In absoluter Dunkelheit bilden sich Portale, über die Jackie Verstärkung aus der Finsternis rufen kann. Darklinge nennen sich die kleinen Wesen, die sich je nach Wunsch des Meisters mit bloßen Händen oder einer Gatling auf die Widersacher stürzen. Der Kamikaze-Darkling sprengt sich und andere hingegen am liebsten selbst in die Luft, während sich der Lichtkiller um Glühbirnen und Scheinwerfer kümmert.

"The Darkness" überzeugt aber nicht nur in punkto Handlung und Gameplay, sondern auch durch eine absolut perfekte Präsentation. Vom Intro bis zur Schlusssequenz war auch nicht nur ein Fehlerchen oder Aufhänger zu bemängeln. Stattdessen wird das Auge durch realistische und bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Umgebungsgrafiken und kultverdächtige Zwischensequenzen, in denen der Mafiosi etwa in "Der Pate"-Art über das Leben sinniert, verwöhnt. So filmreif wie die Grafik kommt auch die Musik daher, die wunderbar ans Spielgeschehen angepasst wurde und ebenso mit klassischen wie mit rockigen Tönen begeistern kann.

Besonders hervorzuheben sind noch die Sprecher, die den genialen Dialogen Leben einhauchen: Jackie wird von Kirk Acevedo ("Band of Brothers") gesprochen, Freundin Jenny von Lauren Ambrose ("Six Feet Under"). Beide können aber nicht mit Ex-Faith-No-More-Frontmann Mike Patton mithalten, der der Dunkelheit seine Stimme lieh. Angesichts solch großartiger Synchronsprecher ist es leicht zu verkraften, dass sämtliche Dialoge lediglich mit deutschen Untertiteln versehen wurden.

Wenn nach etwa 25 Stunden (abhängig davon, wie viele Nebenmissionen angenommen und erfüllt wurden) leider viel zu früh der Vorhang fällt, darf sich der Spieler noch an einem Multiplayer-Part erfreuen, in dem Menschen und Darklings in Deathmatch, Team Death Match oder Conquer the Flag gegeneinander antreten.

Fazit: Auch wenn es stark nach Floskel klingt, aber "The Darkness" muss man einfach selber gespielt und erlebt haben. Selten war ein Spiel von vorne bis hinten so stimmig, packend und atmosphärisch. Die Mischung aus Shooter, kleinen Adventure-Einlagen und stellenweise sogar Knobel-Elementen bringt frischen Wind ins Baller-Genre. Ähnlich innovativ war zuletzt nur "Prey". Darüber hinaus überzeugt der Genre-Mix durch eine technisch perfekte Präsentation, die derzeit sicherlich ihresgleichen sucht. Wer's (aus der Gruppe der ab 18-Jährigen) nicht spielt, ist selber schuld.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3
Publisher: Take 2
Krone.at-Wertung: 94%


von Sebastian Räuchle

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