Rockender Filmstar

Jared Leto im Interview

Musik
23.03.2007 15:45
Für gewöhnlich zeigen Stars aus der Film- und Musikbranche zuerst ihre harte Schale und dann den weichen Kern - bei Jared Leto kam es genau andersrum. 1994 begann er als Serienstar an der Seite von Claire Danes in "Willkommen im Leben", später drehte er mit Jennifer Connelly Hollywoods melancholischste Bettszene in "Requiem For A Dream". Mit seinem Bruder Shannon und wechselnden Mitstreitern stürmt er nun mit "30 Seconds To Mars" als kompromissloser Rocker die Charts. Krone.at hat Jared "Wild Child" Leto zum Interview getroffen.
(Bild: kmm)

Krone.at: Wenn wir in 30 Sekunden zum Mars fliegen könnten, würdest du mitkommen?

Jared Leto: Klar, sofort! Ich hoffe nur, dass du eine gute Reisebegleitung bist - auch wenn wir nur 30 Sekunden unterwegs sein würden. (lacht)

Krone.at: Das würde schon klappen. Okay, zweite Frage...
Jared Leto: Yes, Sir.
Krone.at: Glaubst du an außerirdisches Leben?
Jared Leto: Mmh. Ob ich daran glaube?

Krone.at: Ja, Aliens, kleine grüne Männchen mit spitzen Köpfen...

Jared Leto: Nein, nicht wirklich. Ich glaube nicht, dass wir an Aliens glauben können. Das, was da draußen ist, ist wahrscheinlich so bizarr und abartig, dass wir uns das nicht einmal in unseren kühnsten Träumen, in our wildest imagination, vorstellen könnten. Aber ich denke, dass wir nicht die Einzigen im Universum sind.

Krone.at: Man sagt, dass 30 Seconds To Mars als eine Art Familienprojekt zwischen dir und deinem Bruder Shannon begonnen hat. Was schweißt euch beide so eng zusammen, während die Bandmitglieder drumherum regelmäßig ausgetauscht werden müssen?

Jared Leto: Well, wir machen das ja schon eine ganze Weile. Das sind die Früchte unserer engen Freundschaft, die wir jetzt mit anderen teilen. Das ist natürlich toll, wenn du das in der Familie hinkriegst.

Krone.at: Wer ist der Boss – du oder Shannon?

Jared Leto: Nun ja, er ist mein älterer Bruder. Was soll ich sagen? Er ist immer der Boss, in jeder Hinsicht! (lacht)

Krone.at: Wie hat sich eure Musik, euer Stil entwickelt?

Jared Leto: Kontinuierlich. Wenn du jung bist, lernst du von Bands, die dich inspirieren. Du guckst dir viele Dinge ab, vieles beeinflusst dich. Später entwickelst du dich weiter und aus all deinen bisherigen Erfahrungen setzt sich dann dein wahres Ich zusammen.
You become who you really are.

Krone.at: Wie entstand das speziell bei dir als Sänger, die sanfte Stimme und dann wieder dieses kraftvolle shouting?

Jared Leto: Ich bin ein großer Fan der frühen U2, ich mag The Cure und viele unserer Songs verlangen nach einem gewissen Einsatz. I need to push myself. Aber es kommt auf den Song an, ein paar auf dem neuen Album sind ja auch leise und ruhig. Ich brülle nicht immer...

Krone.at: Was macht 30 Seconds To Mars einzigartig? Wie unterscheidet ihr euch von den anderen, zum Beispiel von Panic! At The Disco, die ja - sagen wir - ein bisschen ähnlich klingen?

Jared Leto: Wir sind immer wir selbst geblieben. Du hast uns nie zu dieser hippen Gruppe zählen können, die sich immer gerade danach richtet, was in der Musikwelt so abgeht. Wir hatten immer unsere eigene Ästethik und was uns vielleicht am stärksten von den anderen unterscheidet, ist unser Sound, zweitens unsere Herangehensweise an 30 Seconds To Mars und auch das Umfeld der Band.

Krone.at: Ihr habt ein Bandmotto, das sich „Provehito in Altum“ nennt, was soviel heißt wie „Immer voran ins Unbekannte“. Wie kommt eine durch und durch amerikanische Rockband zu so einer uralten lateinischen Parole?

Jared Leto: Es ist derselbe Grund, warum Leute in den USA lateinische Phrasen auf Staatsbanner, Kirchen und andere offizielle Wappen kleben. Bei uns ist Latein zu einer eigenen Sprache für solche Dinge geworden.

Krone.at: Und warum gerade „Immer voran ins Unbekannte“?

Jared Leto: Warum nicht? Es repräsentiert die Band und ein paar der Konzepte von 30 Seconds To Mars. Außerdem klingt es toll! (lacht)

Krone.at: Sind diese ganzen Details – das Motto, die drei Totenschädel auf dem Bandlogo und der Name selbst, den ihr in Form einer Theorie in einem wissenschaftlichen Papier gefunden habt – vielleicht auch Mittel zum Zweck die Band interessanter, geheimnisvoller zu machen?

Jared Leto: Nein, von uns aus nicht. Es sind natürlich schon Hingucker, aber es liegt nicht an mir, ob es die Band interessanter macht. Für mich ist das Teil einer Entdeckungsreise und gehört mit ins Fundament, das wir uns aufbauen wollen und das möglichst nicht dadurch entstehen soll, indem man Songs mit Gewalt ins Radio drückt oder einfach nur eine massentaugliche Hit-CD produziert. Es geht um den Prozess des Schaffens, Entwickelns und Definierens – und ums Rekreieren und Redefinieren dieser Elemente. Wir setzen mit jeder dieser Kleinigkeiten eine Reise fort, die uns konstant mit Inspiration belohnt.

Krone.at: Ich hab gelesen, dass einige deiner Bandkollegen bereits über einen ganz hübschen Katalog an Verletzungen, die sie sich auf der Bühne zugezogen haben, verfügen. Gehört das zur Katharsis einer Rockband, dass man sich auf der Bühne in seine Einzelteile auflöst?

Jared Leto: Ähem, (lacht) nein, aber wir geben eben alles, wenn wir auf der Bühne sind. Wir stacheln uns gegenseitig an und manchmal überschreiten wir dabei ein paar Grenzen. Es muss da einen Schalter in uns geben, der automatisch umgelegt wird, sobald wir die Bühne betreten und bei jedem Bandmitglied das wahre Ich nach außen kehrt. Und außerdem haben wir ein Talent dafür, uns auf der Bühne weh zu tun. (lacht) Aber das kommt eben vor...

Krone.at: Passiert dir das auch? Ich meine, knallst du dir hin und wieder das Mikro auf die Zähne?

Jared Leto: Ja klar, es ist eine Herausforderung mit 30 Seconds To Mars auf die Bühne zu gehen. (lacht) Da fliegen schon mal die Zähne!

Krone.at: Ein paar eurer Songs auf dem Album gehen relativ frei auf religöse Themen los und da wäre auch noch dieses Revolutions-Ding, über das ihr gerne singt. Ist es nicht eigenartig, dass Rockbands vor 40 Jahren noch über Freedom, Peace und Flowerpower gesungen haben, und man heute statt einer Lösung das Problem adressiert?

Jared Leto: Mann, das ist eine große Frage und umfasst mehr als nur unsere Musik, nämlich auch ein paar social issues. Aber ich denke, dass 30 Seconds To Mars letztendlich eine sehr optimistische Message rüberbringt. There’s a posivite spirit to all of it. Zumindest hoffe ich, dass die Leute das von „A Beautiful Lie“ mitnehmen. Ich glaube nicht und möchte es auch nicht, dass da nur das Negative übrig bleibt.

Krone.at: Und trotzdem ist es meilenweit weg von Friede, Freude, Eierkuchen und „Haltet euch an den Händen und alles wird gut“...

Jared Leto: Ja, vielleicht einfach deswegen, weil wir in einer anderen Ära leben! Das Umfeld hat sich verändert, der Ort ist nicht mehr derselbe. Heute reflektieren Kunst und Musik das Befinden der Menscheit. Es ist wie ein Spiegel, der uns zeigt wer wir sind und wo wir gerade stehen. Ich finde es gelegentlich auch ganz interessant, Sozialkritik zu üben und über die eigene Erfahrung zu schreiben. Ich kann jetzt nicht für alle sprechen, aber „A Beautiful Lie“ ist dahingehend schon eine sehr offene und ehrliche Platte geworden.
It’s a confessional record regarding our spirit.

Krone.at: Seit das Album draußen ist, wie viele Leute aus deinem anderen Job, der Schauspielerei, haben dich seither mit Sätzen wie „Mein Gott Jared, ich wusste gar nicht, dass du singen kannst!“ angesprochen und wie sehr geht dir das auf den Geist?

Jared Leto: (lacht) Naja, ich kann hier jetzt schlecht sagen, dass mir jemand damit auf die Nerven geht. Aber ich spüre schon eine gewisse Veränderung, wie man mich wahrnimmt. Und da bin ich ehrlich gesagt auch froh darüber! Es ist für uns alle toll, wenn 30 Seconds To Mars in erster Linie mit Musik verbunden wird. Als Songwriter ist das sowieso das Ultimative, das du verlangen kannst - wenn du Feedback bekommst und Leute sich für deine Musik interessieren und daran glauben.

Krone.at: Wünscht du dir manchmal, dass es dieses celebrity bonus für dich nicht gäbe, der dem Erfolg der Band mit Sicherheit nachhilft?

Jared Leto: Dass ich das nicht hätte? Nein, warum sollte ich!? Ich binir das machen können.

Krone.at: Vielen Dank für das Interview.

Interview: Christoph Andert 

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