Tirol statt Malediven

Pröll fordert Verzicht auf Fernreisen – abstimmen!

Österreich
05.03.2007 16:07
Ist es wirklich zu viel verlangt, was Umweltminister Josef Pröll anregt? Er fordert, auf Flugreisen zu verzichten, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Also den Urlaub in Österreich zu verbringen, statt etwa auf den Malediven. Pröll ist dabei in guter Gesellschaft. Die selbe Forderung erheben: der bayerische Umweltminister Schnappauf, der Vizechef der SPD-Fraktion, Kelber, und die Chefin der Grünen Fraktion in Berlin, Künast. Auf Krone.at kannst du abstimmen: Bist du bereit, für den Klimaschutz auf Fernreisen zu verzichten?

Populismus pur könnte man behaupten - aber nicht ernstlich. Zumindest nicht nach dem Studium des jüngsten erschreckenden Klimaberichts über die Erderwärmung und den daraus drohenden Folgen.

"Also lieber mal am Main entlang radeln als eine Fernreise mit dem Flugzeug machen", rät laut "Bild am Sonntag" Umweltminister Werner Schnappauf. "Das bringt einem die Heimat näher und spart viele Tonnen CO2 ein." 

Schluss mit Steuerbefreiung für Kerosin
Josef Pröll geht noch einen Schritt weiter. "Es kommt auch bei den Fernflügen auf die Kostenwahrheit an", gibt er zu bedenken. "Kerosin wird bekanntlich nicht besteuert. Deshalb werde ich in Brüssel fordern, Kerosin zu besteuern." Dabei kann er mit der Unterstützung von Kanzler Gusenbauer rechnen. Er hat zu diesem Thema in der "Financial Times" festgestellt: "Die Zeit wäre reif, dass Europa das Thema einer Kerosinsteuer angeht."

Wie es in der Statistik aussieht? 5,2 Millionen Österreicher sind 2006 auf Urlaub gefahren. Davon haben 51,3 Prozent ihre Ferien im Inland verbracht. Pröll grundsätzlich: "Es ist die Entscheidung jedes Einzelnen, ob er das Auto stehen lässt, mit der Bahn fährt oder fliegt." Nach einer Gedankenpause: "Jeder kann seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten." Aber es gibt auch kritische Stimmen. "Rücksichtnahme auf die Schöpfung ist gut. Durch den Verzicht auf Flugreisen werden aber die weltweiten Klimaprobleme nicht gelöst", sagte Bayerns Innenminister Beckstein.

Strache: Debatte ist ein "billiger PR-Gag"
Für FPÖ-Chef Strache ist die von Pröll angezettelte Fernreisen- Debatte ein "billiger PR-Gag". Er forderte das Ende der Förderung von Gaskraftwerken durch ein neues Ökostromgesetz, den Ausstieg aus dem Euratom-Vertrag, die Entlastung von Autos mit geringem Spritverbrauch und eine thermische Sanierungsoffensive im Wohnbau. Strache sprach von einer "katastrophalen Leistungsbilanz" Prölls. Die aktuelle Novelle zum Ökostromgesetz sehe die Förderung des Verheizens von fossilen Energieträgern vor, so Strache.

Das BZÖ kritisierte die Aussagen Prölls als "Schnapsidee, fern jeder Realität". BZÖ-Generalsekretär Grosz: "Wenn Pröll entscheiden will, wo die Österreicherinnen und Österreicher ihren schwerverdienten Urlaub genießen wollen, dann hört sich der Spaß endgültig auf." Urlaub in Österreich sei immer zu begrüßen, aber Zwang könne keine Lösung sein. Eine europäische Kerosinsteuer lehnt Grosz ab: "Die EU soll sparen und nicht neue Steuern einführen."

Von Dieter Kindermann, Christian Hauenstein und Krone.at

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