Kultour
„Farbe ist für mich ein lebendiges Wesen“
Harald Gangl in der Galerie Frey: Die Klaviatur der Farben ist für die Malerei genauso essenziell wie Töne für die Musik.
Dass man beim Betrachten von Harald Gangls Kunstwerken das Gefühl hat, eine Melodie würde einen dabei begleiten, ist kein Zufall. Der gebürtige Kärntner ist nämlich nicht nur leidenschaftlicher Maler, sondern auch Musiker. "Musik ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens, zudem sie viele Parallelen zur Malerei aufweist. Für mich sind Farben für die Malerei genauso essenziell wie Töne für die Musik!" Und so führt er Pinsel, Spachtel und Walzen nahezu wie einen Taktstock über seine Kompositionen, in denen facettenreiche Farbnuancen den Ton angeben. Während er sich zunächst noch einem strahlenden, expressiven Stil widmete, werden die kräftigen Töne in den letzten Jahren zunehmend von dunklen überschattet. Dennoch wird diese Düsterheit von Lichtstrahlen durchbrochen und gibt mystische Landschaften zwischen Erde und Himmel Preis.
Durch Gangls spezielle Überarbeitung der Farbflächen, bei der einzelne Stellen abgekratzt werden, um das Phänomen des Lichtes herauszuarbeiten, entdeckt der Betrachter eine Fülle an Bildern und Farbnuancen. Es ist als würde man in eine Welt eintauchen, die uns das Spiel der Natur, vom Sandsturm in der Wüste, über einen Lavastrom eines Vulkans bis hin zum Wellengang des Meeres, vor Augen führt. Für Gangl ist die Farbwelt nicht bloß ästhetisches Erlebnis oder gar Hilfsmittel, sondern ein "lebendiges Wesen", mit dem er in einen Dialog tritt, ähnlich wie bei Vertretern des "abstrakten Expressionismus" wie z.B. Ad Reinhard, Morris Louis oder Mondrian.
"Als ich diese Maler vor 35 Jahren kennenlernte, war ich hellauf begeistert. Ich habe nach und nach begriffen, dass das Licht etwas Lebendiges, etwas Wesenhaftes ist. Ich wollte damals dieses Wesen ,Licht’ - und damit auch die Farbwelt in all ihrer Lebendigkeit - untersuchen und in meine Arbeit integrieren. Sehr geholfen hat mir dabei auch Goethes Farbenlehre", so Gangl unlängst bei der Vernissage in der Galerie Frey. Durch diesen virtuosen Umgang und dem Dialog mit dem "lebendigen Wesen" Farbe, kann man sich seinen Kompositionen kaum entziehen. Wie sie allerdings zu lesen sind, muss jeder für sich selbst herausfinden: "Es ist wie bei einem Musikstück, bei dem man plötzlich Facetten entdeckt, mit denen man nicht rechnet, die einen letztlich aber erst zum Schwingen bringen!"
Tina Laske, Kronen Zeitung
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