Kinder antworten:

Was ist eigentlich die Seele?

Gesund
15.01.2018 06:00

Kinder und Jugendliche zwischen neun und 18 Jahren wurden zum Thema psychische Erkrankungen befragt und lieferten erstaunlich treffgenaue Beschreibungen. Wenn es um Hilfe und Unterstützung geht, lautet der Tenor: Betroffene brauchen Freunde!

Woran erkennt man ein seelisches Leiden? Was brauchen Kinder für ihre psychische Gesundheit? Und was ist eigentlich die Seele?

Klinische und Gesundheitspsychologin Mag. Caroline Culen von der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit hat mit Mädchen und Burschen (Namen geändert) Interviews zum Thema geführt. Die Antworten sind zum Teil nicht nur erstaunlich reif, sie zeigen auch, dass es hoch an der Zeit ist, der Kraft der Psyche mehr Bedeutung beizumessen. Anbei eine kleine Zusammenfassung - zwar nicht repräsentativ in der Zahl der befragten Teilnehmer, wie die Expertin betont, aber zum Nachdenken.

Was würden Sie antworten, wenn Sie die Seele beschreiben müssten?

  • "Die Seele ist wie ein Geist, hat mit dem Herzen zu tun, speichert alles, wie eine Landschaft, wie eine Sonne."
  • "Persönlichkeit."
  • "Macht jeden Menschen einzigartig."
  • "Das Denken und wie man sich fühlt. Hirn und Herz sind Nachbarn, sie tauschen sich aus." So beschreiben es Kinder und Jugendliche zwischen neun und 18 Jahren.

Mit seelischen Leiden haben sich die meisten noch nicht auseinandergesetzt. Die Teenager schauen aber genauer hin. Ein Mädchen berichtet von einem Suizidfall im Freundeskreis, zwei Burschen glauben sehr wohl, dass es Betroffene in ihrer Umgebung gibt.

  • Willi (15): "Einer in der Klasse, dem immer alles in die Schuhe geschoben wird - er zeigt körperliche Reaktionen."
  • Paulina, 10, auf die Frage, was es heißt, psychisch krank zu sein: "Statt Fieber oder so tut es im Herzen weh. Wenn etwas in der Familie ist, will man nicht allen etwas sagen." Und woran erkennt man das? "Zurückgezogen sein."
  • Harry, 9 Jahre alt, meint, Betroffene haben "trotz Lachen ein schlechtes Gefühl." Sie sind anders als sonst, traurig und wollen alleine sein.
  • Kingsley (11) weiß schon, dass man das aber "nicht immer sieht".

Welche Auslöser bringen einen Menschen in eine solche Situation?

  • "Wenn immer die gleiche Person für etwas verantwortlich gemacht wird" (Willi).
  • "Misshandlung, zu Hause geschlagen werden" (Nicole).
  • "Mit sich selbst nicht zufrieden sein" (Ilse).
  • "Durch einen Unfall" (Harry).

Wie lassen sich seelische Krankheiten heilen?

  • "Freunde helfen", ist sich Günter (9) sicher.
  • Die 13-jährige Nicole glaubt, dass Therapien, nach Lösungen suchen und reden gut tun.
  • Ilse (17): "Psychiater oder Psychologen, Medikamente. Versuchen, für jemanden da zu sein."
  • Konrad (18): "Auf jemanden zugehen, Wertschätzung geben."

Was brauchen Kinder für ihre seelische Gesundheit?
Einigkeit herrscht darüber, wie wichtig Familie und Freunde sind.

  • "Nette Umgebung" (Harry).
  • "Leute, auf die man sich verlassen kann, eine freundliche Klasse und Rücksicht" (Paulina) werden besonders oft genannt.
  • Ella (12) ergänzt: "Jemanden, der Mut macht!"

Die Kids haben das Thema also punktgenau erfasst. Ohne die Begriffe dafür zu kennen, verstehen sie, wann es um Mobbing, traumatische Erfahrungen oder familiäre Belastungen geht. Wir Erwachsene können und dürfen da nicht wegschauen. Und schon gar nicht behaupten, psychische Erkrankungen sind selten. Zwar ist nicht jeder im Stande, konkrete Hilfestellung anzubieten, man kann aber Probleme ansprechen, zu einer Therapie ermuntern oder begleiten. In Österreich erkranken 27 Prozent der Bevölkerung, also jeder Vierte, mindestens einmal im Leben, rund 900.000 nehmen Psychopharmaka. Bei den Kindern und Jugendlichen benötigen etwa 170.000 Behandlungen. Für den Großteil gibt es keine Therapieplätze.

Karin Podolak, Kronen Zeitung

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