Dicke Luft

Rauchverbot: Berliner Modell versagte in Berlin

Ausland
12.12.2017 14:58

Dicke Luft: ÖVP und FPÖ wollen den Nichtraucherschutz nach Vorbild der deutschen Metropole Berlin - dort scheint sich kaum jemand ums Rauchverbot zu scheren.

Anfang 2008 führte Berlin ein Nichtraucherschutzgesetz ein, das in der Folge "Berliner Modell" genannt wurde und nun in Österreich übernommen werden soll. Das Gesetz ist gespickt mit Ausnahmen für öffentliche Orte, an denen unter bestimmten Voraussetzungen - etwa durch räumliche Abtrennungen - weiter geraucht werden darf. Das betrifft vor allem die Gastronomie. Doch schon 2009 beschloss der Berliner Senat erste Ausnahmeregelungen für die sogenannte getränkegeprägte Kleingastronomie, sprich Lokale, Pubs, Discos und Clubs, die kein Essen anbieten.

Doch so wirklich daran halten will sich niemand, wie diverse Berliner Medien seit Jahren kritisieren. An den S-Bahn-Stationen im Freien musste das generelle Rauchverbot wieder aufgeweicht werden, da einfach weitergeraucht wurde. Und eine Studie der TU Berlin im Auftrag der Stiftung "Rauchfrei leben" ermittelte fünf Jahre später, dass in mehr als 90 Prozent der Clubs weiter zur Zigarette gegriffen wird.

Rauchverbote werden einfach ignoriert
Studenten besuchten dazu verdeckt 100 Berliner Bars und Diskotheken und stellten nach jeweils einer Stunde fest: Nichtraucher haben kaum eine Chance, feiern zu gehen, ohne vollgenebelt zu werden. So heißt es in der Studie: Acht Prozent der Lokale waren rauchfrei, fünf waren als "Raucherclub" gekennzeichnet und elf Prozent hatten einen getrennten Raucherbereich. In allen anderen wird geraucht, obwohl kein abgetrennter geschlossener Raucherbereich existiert. Oder es wird auch in anderen Räumen außerhalb des ausgeschilderten Raucherbereichs rücksichtslos geraucht.

Morddrohungen in Bayern dauern an
Wie emotional die Debatte geführt wird, zeigt auch Bayern, das 2010 nach einem Volksentscheid das strengste Rauchverbot Deutschlands einführte. Dessen Initiator Sebastian Frankenberger erhält sieben Jahre danach noch immer Morddrohungen. Die Zahl habe abgenommen, liege aber bei ein bis zwei pro Monat, sagte er dem Bayerischen Rundfunk.

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Michael Pichler, Robert Loy & Clemens Zavarsk, Kronen Zeitung

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