"Krone"-Besuch

Unsere Kosovo-Soldaten: Heiligabend auf Patrouille

Österreich
10.12.2017 08:39

Sie räumen Minen, bewachen Kloster, trennen gewalttätige Demonstranten: 480 österreichische Soldaten stehen auch heuer wieder zur Adventzeit im Einsatz im Kosovo. Die "Krone" hat das österreichische Kontingent besucht, sich über die Lage in der Region informiert - und den Soldaten einen weihnachtlichen Gruß aus Mariazell mitgebracht.

Der Flug ist kurz. Eineinhalb Stunden war die "Herkules" in der Luft, die hier in Pristina mit 32 Passagieren und 3,4 Tonnen gelandet ist. Ein junger Militärpolizist aus Wien begleitet die Fahrt zum "Camp Film City", dem Hauptquartier der KFOR-Truppen. Es ist sein zweiter Einsatz hier im Kosovo, gemeinsam mit Kameraden aus Polen führt er Verkehrskontrollen durch. "Hier passiert leider recht viel auf den Straßen", seufzt der Wachtmeister. "Die Leute fahren hier Stoßstange an Stoßstange, mit teils fragwürdigen Fahrzeugen."

Immerhin hat sich der Zustand der Straßen mittlerweile deutlich gebessert: Mit 250 Millionen Euro im Jahr hilft die EU dem zerrütteten Land am Balkan zurück auf die Beine. Die Voraussetzungen dabei sind alles andere als optimal. Auch 18 Jahre nach dem verheerenden Kosovokrieg liegt die Arbeitslosigkeit jenseits der 30 Prozent, Industrie gibt es kaum, dafür Korruption bis in die höchsten Ämter. "Das letzte afrikanische Land Europas", nannte das deutsche "Handelsblatt" den Kosovo.

Sicherheit für Serben und Kosovo-Albaner
Der einzige Lichtblick: Die Leute hier leben in Sicherheit. Auch an Brennpunkten wie dem knapp 700 Jahre alte christlichen Kloster Visoki Decani, ein serbisches Nationalheiligtum, mitten im Gebiet der Kosovo-Albaner. Bis an die Klostermauern schlugen hier 2007 bei Unruhen Granaten ein. "Ich werde am 24. Dezember auf Patrouille rund um das Kloster sein", erklärt Korporal Vötterl vom Jägerbataillon 25 in Klagenfurt im Gespräch mit der "Krone". Der junge Salzburger ist mit seinen Kameraden in Pec stationiert, rund 17 Kilometer von dem Kloster entfernt. "Kurz mit daheim telefonieren wird sich sicherlich ausgehen", ergänzt Zugsführer Schimek. "Aber ansonsten sind wir ganz normal auf unseren Posten." Für den 22-jährigen Kärntner ist es bereits das zweite Weihnachten im Kosovo. "Familie und Essen, das geht einem in der Adventzeit schon ab."

Mariazeller Lebkuchen als Gruß aus der Heimat
Mit einem russischen Transporthubschrauber geht es in das KFOR-Camp in Pec. An Bord: 50 Kilo Lebkuchen aus Mariazell, ein willkommener Gruß der "Krone" aus der Heimat. Denn die Basis liegt etwas abgeschieden im Westen des Landes, Verpflegung und Unterhaltungsmöglichkeiten sind bescheidener als sonst. "Weihnachten ist eine schwierige Zeit für die Soldaten", erklärt kurz darauf Oberst Markus Prammer, der Chef aller österreichischen Soldaten im Kosovo. "Ich habe selber zwei kleine Kinder, für die ist das natürlich nicht ideal." Für den 24. haben sich seine Männer dennoch was einfallen lassen. "Da gibt es selbst gemachte Schnitzel!"

Interview mit Generalmajor: "Die Österreicher sind überall"
Im Kosovo wird er ehrfürchtig "Com KFOR" genannt, innerhalb der NATO ist er längst ein Schwergewicht: Generalmajor Salvatore Cuoci, Kommandant aller im Kosovo stationierten Truppen. Die "Krone" traf ihn zum exklusiven Interview.

Krone:Herr General, Österreich stellt das viertgrößte Truppenkontingent aller Staaten hier im Kosovo. Wie bewerten sie die Leistung der Soldaten?
Cuoci: Die Österreicher sind einfach überall. Sie stellen Manövertruppen, Logistik, Aufklärung und vieles mehr. Und das ist auch gut so. Denn sie arbeiten sehr effizient und professionell und sind hervorragende Botschafter ihres Landes.

Wie stellt sich die Situation im Kosovo derzeit dar?
Stabil, aber fragil. Derzeit ist es sehr sicher. Es hängt viel davon ab, ob die Menschen hier die Veränderung wollen. Vor allem die Jugend tut das.

Der Balkan als Aufmarschgebiet des IS - was kann KFOR tun?
Es stimmt, der Kosovo hat anteilsmäßig eine hohe Zahl an "foreign fighters", also Rückkehrern aus dem Syrienkrieg. Wir trainieren und unterstützen die lokalen Sicherheitsbehörden und beobachten die Situation. Diese Rückkehrer sind eine Gefahr für unsere westliche Gemeinschaft - das ist allerdings ein Problem, das es nicht nur im Kosovo gibt.

Paul Tikal, Kronen Zeitung

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