Lehrer verunsichert

Nach Schulskikursen gibt es immer öfter Anzeigen

Steiermark
04.12.2017 17:02

Geht’s um Gerechtigkeit oder schnelles Geld? In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Amtshaftungsfälle in steirischen Schulen verdoppelt. Immer öfter wird dem Lehrer nach einem Sportunfall eine Verletzung der Aufsichtspflicht vorgeworfen. Die traurige Konsequenz: Sportliche Aktivitäten werden reduziert.

Ein Tafelklassler, der sich beim Turnunterricht den Zeh bricht, ein Mädchen, das vom Wandertag mit einem verstauchten Knöchel nach Hause kommt: Was früher für Gesprächsbedarf innerhalb der Familie sorgte, ist heute täglich Brot für unsere Justiz. "Die Zahl der Amtshaftungsklagen nimmt stark zu, alleine im heurigen Jahr hatten wir schon gut 30 derartige Fälle", heißt es dazu aus dem steirischen Landesschulrat.

Amerikanische Verhältnisse gebe es zwar noch nicht, dennoch lässt ein Blick in die Statistik einen eindeutigen Trend erkennen: "In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Klagen verdoppelt. Immer mehr Menschen haben eine gute Haftpflichtversicherung, da denken sich vermutlich viele: ,Probieren können wir’s ja‘."

Skikurse gestrichen oder ausgelagert
Die Konsequenz ist bitter und trifft vor allem die Kinder: Skikurse werden entweder gleich gestrichen oder um viel Geld ausgelagert. "Schulen nehmen immer öfter die Dienste von Skischulen in Anspruch. Die kommen die Kinder mit dem Bus holen, bringen ihnen das Skifahren bei und liefern sie wieder ab", weiß Claus Kastner, Bezirksschulinspektor von Leoben. Damit sind die Lehrer aus der Schusslinie.Meisten Eltern verlierenFür jene, die nach einem Unfall gleich vor den Richter ziehen, hat Kastner wenig Verständnis: "Den Eltern muss bewusst sein, dass es all die außerschulischen Aktivitäten bald nicht mehr geben wird, wenn diese Dynamik kein Ende nimmt."

Dabei kommen ohnehin nur die allerwenigsten mit ihren Anschuldigungen durch: "Die meisten Klagen gehen verloren. In der Regel kann klar nachgewiesen werden, dass keine Aufsichtspflicht-Verletzung des Lehrpersonals vorliegt", so der weiß-grüne Landesschulrat. "Dennoch bedeutet ein solches Verfahren für die betroffenen Lehrer natürlich eine große Belastung."

Vorfall in Kalwang: Klage ging verloren
Weil ein Kind der Volksschule Kalwang ihr beim Schulskitag in die Skier gerutscht war, klagte eine Mutter (die als Begleitperson mit dabei war) die Republik auf Schadenersatz. Auch sie schaut durch die Finger: Die Klage ging in allen Instanzen verloren.

Barbara Winkler, Kronen Zeitung

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