Missbrauchsvorwürfe

Ex-Skistar: “Werdeniggs Vater war doch unser Chef”

Sport
03.12.2017 07:47

Monika Kaserer: Warum die heute 65-Jährige die Missbrauchsvorwürfe ihrer früheren Teamkollegin Werdenigg verwundern und welche ihrer Aussagen sie und andere frühere Rennläuferinnen maßlos verärgern.

Neukirchen am Großvenediger im Salzburger Land. Idyllisch, verträumt, beschaulich ruhig. Aber für Monika Kaserer nahm diese heimatliche Ruhe, in der sie ihre Pension so richtig genießen konnte, ein jähes Ende.

"Die Telefone liefen heiß zwischen uns", erzählt die heute 65-Jährige. Uns, damit meint sie sich und ihre früheren Teamkolleginnen: Annemarie Moser-Pröll, Lea Sölkner, die heute Schramek heißt, und so weiter. Auch Nicola Werdenigg, vormals Spieß, war in der Mannschaft. Jene Nicola Werdenigg, deren Missbrauchsvorwürfe sie seit vielen Tagen beschäftigen ...

"Sie hat in einem Interview behauptet, dass alle von gewissen Vorfällen gewusst haben sollen", so Kaserer, "das hat uns alle maßlos geärgert. Weil es nicht stimmt! Ich hätte das doch sofort wo gemeldet. Aber ich wurde nie mit Missbrauch, Vergewaltigung oder Ähnlichem konfrontiert." Das bestätigt auch Schramek: "Ich habe in 15 Jahren im Weltcup nie etwas von sexuellen Übergriffen mitbekommen." Ganz im Gegenteil dazu erinnert sich Kaserer an eine aufregende Zeit. Eine, die sie nie vergessen wird. Nie vergessen will. "Wir waren ein nettes, lustiges Team. Und natürlich gab es da auch Männer. Genug junge fesche Burschen waren ja immer unterwegs. Aber es hat mich nie einer zu etwas gezwungen."

Tagebuch geführt
Akribisch führte sie damals, in den wilden 70er-Jahren, Tagebuch. "Ich habe alles notiert, was halt so geschehen ist. Aber von Missbrauch oder gar Vergewaltigung steht auch da kein Wort drinnen. Dabei hätten wir das doch irgendwann mitbekommen müssen, wenn so etwas vorgefallen wäre - denke ich mir halt." Dementsprechend überrascht haben sie die Aussagen der Teamkollegin, die sogar von einer Vergewaltigung im Jahr 1974 spricht. "Fürchterlich, wenn ihr das widerfahren ist, keine Frage. Aber gewisse Dinge sind mir dabei ein Rätsel. Und manches von dem, was da jetzt so alles behauptet wird, kommt mir richtig spanisch vor."

Auch bei Moser-Pröll melden sich derzeit immer wieder frühere Kolleginnen. Die es ärgert, ja geradezu aufregt, dass sie im Zuge der Diskussion dargestellt werden, als ob sie damals Freiwild gewesen wären und Sex in der Mannschaft mehr oder weniger an der Tagesordnung gestanden hätte. Kaserer: "Mich verwundert das alles noch mehr, wenn ich daran denke, dass damals doch Nicolas Vater der Chef war. Unser Chef!"

Tatsächlich war der im Dezember 2011 verstorbene Ernst Spieß Mitte der 70er-Jahre, also genau in der von seiner Tochter angesprochenen Zeit, Rennsportleiter des österreichischen Damen-Skiteams. Nachzulesen etwa auch auf Wikipedia.

Peter Frauneder, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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