LR Johannes Tratter:

“Justizwache-Sorgen müssen in Wien gehört werden!”

Tirol
02.12.2017 15:27

Der Innsbrucker "Ziegelstadl" ist derzeit politischer Brennpunkt. Bereits im August stattete Vizekanzler und Justizminister Wolfgang Brandstetter den Justizwache-Beamten einen Besuch ab, am Donnerstag tat es ihm LR Johannes Tratter gleich. Er wollte sich selbst ein Bild von den angeblichen Missständen machen und sagte: "Die Sorgen müssen in Wien endlich gehört werden!"

11.30 Uhr in einem Sitzungssaal der Justizanstalt: Arbeitslandesrat Tratter traf auf den Anstaltsleiter Reinhard Potocnik sowie einem Teil der Gewerkschafter. Es wurde rund eine Stunde rege über die von der Gewerkschaft kritisierten Missstände diskutiert - Missstände, die seit Jahren bekannt sind.

Aufnahmeverfahren: Psychologischer Test in Kritik

Dazu zählt in erster Linie der Personalmangel. "Wir haben noch nie so viele Planstellen gehabt, wie jetzt. Allerdings sind um die rund 250 davon nicht besetzt - und zwar weil zu wenige Bewerber die Aufnahmeprüfung bestehen", erklärt Martin Johann Schöpf, Vorsitzender der Justizwache-Gewerkschaft Tirol. Das Problem sei in erster Linie der psychologische Test, wie er schildert: "Bei der Auswertung wird viel interpretiert, was schlecht ist. Wenn du als Bewerber eine strengere Auffassung hast, wirst du von vorn herein aussortiert."

"Der Bildungsstand der Insassen wird schlimmer"

Hinzu komme ein Identitätsproblem. "Der Minister versucht, aus uns einen Betreuungsverein zu machen. Wir haben es oft mit schwierigen Insassen, ja mit Vollzugsstörern zu tun und benötigen daher dringend ein Durchgriffsrecht", schildert Schöpf. Schützenhilfe erhält er hier vom Anstaltsleiter: "Die Herausforderungen im Strafvollzug haben sich verändert. Der Bildungsstand der Insassen wird immer schlimmer, eine Resozialisierung ist bei den meisten fast nicht mehr möglich." Und auch die vom Ministerium finanzierten Aktionen für die Insassen sind vor Kritik nicht gefeit. "Bei uns gibt es Angebote, wie etwa Trommelkurse, die kein Altersheim seinen Bewohnern anbietet. Im Gegenteil, dort geht es wesentlich strenger zu", spricht Schöpf Klartext.

"Können froh sein, dass FPÖ Druck ausübt"

In Wien laufen derzeit die Regierungsverhandlungen. Doch laut der Gewerkschaft seien sie angeblich am Mittwoch kurz vor dem Abbruch gestanden. "Der Minister ist zu keinen Konzessionen bereit, was unverständlich ist. Wir können als schwarze Personalvertreter froh sein, dass die FPÖ Druck ausübt", verdeutlicht Schöpf.

"Ob die Dringlichkeit allen bewusst ist, weiß ich nicht"

Es sind Schilderungen, die Tratter zum Nachdenken anregten. "Die Landesregierung kümmert sich um diese Anliegen, wir haben auch bereits mehrmals Kontakt mit dem Ministerium aufgenommen", erklärt er und ergänzt: "Ob jedoch allen bewusst ist, wie dringend diese Thematik ist, darüber bin ich mir nicht sicher." Daher müsse man nun einmal mehr ein deutliches Signal setzen, damit diese Sorgen bei den aktuellen Regierungsverhandlungen ernst genommen werden und nicht untergehen.

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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