Hohe Geburtenrate

Millionen Afrikaner sind auf Arbeitssuche

Ausland
02.12.2017 07:00

Bis 2050 soll sich die Bevölkerung Afrikas auf 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln. Hunderte Millionen junge Afrikaner werden Arbeit brauchen. Wer heute Fluchtursachen bekämpfen will, darf davor nicht die Augen verschließen. Besonders kritisch ist die Lage im Niger.

Hadjo Haruna hat 13 Kinder und mehr als 100 Enkel. So viele, dass sie irgendwann aufgehört hat zu zählen, sagt die 71-jährige. Ihre Familie ist Harunas ganzer Stolz. Von Familienplanung hält sie gar nichts. "Verhütung gehört nicht zu unserer Tradition", erklärt sie bestimmt. "Jede Frau sollte so viele Kinder haben, wie sie nur kann."

Bis 2100 werden 40 Prozent aller Menschen in Afrika leben
In ganz Afrika wächst die Bevölkerungszahl rasant. UNO-Experten erwarten, dass sich die Zahl der Menschen in Afrika bis 2050 auf 2,5 Milliarden verdoppeln wird. Bis zum Jahr 2100 werden demnach 40 Prozent aller Menschen, rund 4,5 Milliarden, in Afrika leben.

Je mehr die Bevölkerung wächst, desto mehr junge Menschen brauchen Arbeit, desto mehr Münder müssen gestopft werden, desto mehr Afrikaner werden an eine Flucht nach Europa denken. Sich heute um die Bevölkerung von übermorgen zu sorgen, könnte für Europa langfristig einer der effektivsten Wege zur Bekämpfung von Fluchtursachen sein.

Frauen gebären in Niger im Schnitt 7,5 Kinder
Beispiel: Der Niger ist ein Land der Superlative, doch nicht unbedingt der besten. Frauen gebären hier im Durchschnitt 7,5 Kinder, die weltweit höchste Geburtenrate. Nigers Bevölkerung von rund 20 Millionen Menschen soll sich bis 2050 verdreifachen. Der Niger ist einer UN-Statistik zufolge das zweitärmste Land der Welt.

60 Prozent der Afrikaner sind jünger als 25
Selbst wenn die Geburtenrate in Afrika plötzlich auf das Reproduktionsniveau von etwa zwei fiele, würde die Bevölkerung weiter sprunghaft wachsen, weil es jetzt schon so viele Kinder und Jugendliche gibt. Rund 60 Prozent der Afrikaner sind jünger als 25 Jahre.

Neben Familienplanung wäre eines der effektivsten und einfachsten Mittel, die Geburtenrate zu senken, Mädchen länger und besser auszubilden. Je länger Mädchen in die Schule gehen, desto weniger Kinder bekommen sie. Wenn alle Mädchen in Afrika und Asien eine weiterführende Schule besuchen könnten, würde die Zahl der Geburten vor dem 18. Geburtstag um rund 60 Prozent fallen, die Geburtenrate würde um 42 Prozent von 6,7 Kindern auf 3,9 Kinder fallen, wie der UN-Bevölkerungsfonds erklärt.

Im Niger zeigt sich, wie schwierig das sein kann: Drei Viertel aller Mädchen heiraten hier vor ihrem 18. Geburtstag. Kinderreichtum bestimmt den Status der Frau in der Familie.

"Wettbewerb" in der Vielehe
Vom lebenslangen Wettbewerb in einer polygamen Ehe erzählt Mariama Sabou, eine Mutter von zehn Kindern und die zweite Ehefrau. "Sobald eine von uns schwanger ist, steht die andere unter Druck, auch noch ein Kind zu bekommen", erklärt die 48-Jährige.

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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