Zu Besuch in Wien

Dieser Neurochirurg will ein Gehirn verpflanzen

Wissenschaft
17.11.2017 15:04

Der durch seine Ankündigung, einen Kopf zu transplantieren, bekannt gewordene italienische Neurochirurg Sergio Canavero macht sich an die Umsetzung eines neuen Projektes, ehe das alte realisiert ist: die Verpflanzung eines Gehirns. Das verkündete der umstrittene Mediziner am Freitag in Wien bei der Präsentation seines Buches "Medicus Magnus", das er mit dem Autor und Journalisten Georg Kindel schrieb.

Mit der Transplantation eines Gehirns verfolgt der 1964 geborene Mediziner aus Turin nach eigenen Angaben eine Idee, die er bereits vor dem Plan, einen Kopf zu transplantieren, hatte. Konkrete Details nannte er nicht, sondern kündigte weitere Informationen dazu in einigen Monaten an. Im April 2015 hatte sich der todkranker Russe Valery Spiridonov (Bild unten), der unter Spinaler Muskelatrophie leidet, für die erste Kopftransplantation der Welt bereit erklärt. Canavero hatte damals angekündigt, die Operation durchzuführen und sich überzeugt gezeigt, Spiridonovs Kopf in zwei Jahren mit einem Spenderkörper verbinden zu können.

Erste Kopftransplantation in China geplant
Die erste Kopftransplantation, die von einem internationalen Expertenteam an der Medizinischen Universität der chinesischen Stadt Harbin durchgeführt werden soll, stehe bevor, versicherte Canavero. Ein Versuch an Leichen habe nur 18 Stunden gedauert statt wie veranschlagt 36 Stunden. Näher äußerte er sich dazu nicht und verwies auf den Leiter des Teams, Ren Xiaoping, der wohl in einigen Tagen Details nennen werde.

So blieb vorerst auch unbekannt, welcher Patient sich der von Experten als unethisch kritisierten Transplantation unterziehen wird. Viele internationale Experten würden Teil des Teams sein, Namen dazu nannte Canavero nicht und begründete dies damit, dass er diese Mediziner nicht diskreditieren wolle. Dass er selbst vielfach als Dr. Frankenstein bezeichnet wurde, scheint den Neurochirurgen nicht zu stören: Denn der sei ein ethischer Mensch gewesen.

Er selbst habe die vergangenen drei Jahre eng mit Ren zusammengearbeitet, ehe er sich dem neuen Projekt zuwandte, wie Canavero sagte. Zusammengebracht habe sie das Schicksal, nachdem man seine Ideen in Amerika nicht verstanden habe. Und nicht nur das: Amerikanische Kritiker hätten alles darangesetzt, ihn und Ren fertigzumachen.

Mediziner sieht sich als Vordenker
Der Mediziner aus Turin - er spricht laut Kindel acht Sprachen - versteht sich offenbar als Vordenker. In "Medicus Magnus" ist nachzulesen, dass er schon als 19 Jahre alter Student einen wissenschaftlichen Aufsatz an das renommierte Wissenschaftsmagazin "Nature" schickte und einen zweiten als 20-Jähriger an "Science". Neben der Person Canavero geht es in dem Buch um die Entstehung des Projekts Kopftransplantation sowie um Möglichkeiten, welche die medizinische Forschung den Patienten ermöglichen wird und die derzeit noch fantastisch anmuten.

An dem Buch hätten mehrere Experten mitgewirkt, sagte Kindel, unter ihnen der Genetiker Josef Penninger. "Science Fiction ist nicht mehr Science Fiction", meinte Canavero. Die Natur habe lange unser Leben bestimmt, und nun nähmen die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand, meinte der Mediziner, der davon ausgeht, dass sich auch das Altern behandeln lassen werde wie eine Krankheit.

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