Bundeskriminalamt:

Cybercrime-Anzeigen um fast ein Drittel gestiegen

Web
30.10.2017 15:18

Die Zahl der Anzeigen im Bereich Cybercrime ist 2016 im Vergleich zum Jahr davor um fast ein Drittel gestiegen. 13.103 Anzeigen bedeuten nach Angaben des Bundeskriminalamts vom Montag ein Plus von 30,9 Prozent. Zurückzuführen sei die Zunahme auf höhere Professionalität der Täter und auf die Sensibilisierung der Opfer. Zugleich sank die Aufklärungsquote von 41,5 auf 38,7 Prozent. Die Ursache dafür liege in einer immer stärkeren Nutzung des Darknets und technisch immer anspruchsvolleren Ermittlungen, hieß es.

Zu den Schwerpunkten und Herausforderungen zählten laut BK die Erpressung mit Ransomware, die Verwendung virtueller Zahlungsmittel sowie Cybercrime-as-a-Service (CCaaS). Dabei handelt es sich um ein Geschäftsmodell, das Tätern Bausteine für illegale Machenschaften im Darknet gegen Entgelt zur Verfügung stellt. "Ähnlich einem Fahrzeug-Konfigurator der Autohersteller können die gewünschten Eigenschaften einer Schadsoftware ausgewählt und gekauft werden", erklärte das BK.

Geschäft mit Online-Erpressungen boomt
Ransomware ist ein Sammelbegriff für Schadsoftware, die speziell dafür entwickelt wird, elektronische Daten und Systeme zu verschlüsseln, sodass diese nicht mehr verwendet werden können. Für die Entschlüsselung wird dann Lösegeld (englisch: ransom) erpresst, meistens in Form des virtuellen Zahlungsmittels Bitcoin oder durch Prepaid-Karten. Beide Zahlungsformen sind anonym und erschweren dadurch die Strafverfolgung. Die Verbreitung der Verschlüsselungssoftware erfolgt in der Regel über präparierte E-Mails, durch Sicherheitslücken in Browsern oder durch unbewusstes Herunterladen aus dem Internet (Drive-by-Download).

480 Ransomware-Fälle hat die zuständige Soko Clavis 2016 zentral für ganz Österreich bearbeitet. 30 Arten dieser Schadsoftware waren in Umlauf, die Spitzenreiterrolle nahmen Crypt0l0cker, Cerber und Locky ein. Betroffen sind sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen, Behörden und sonstige Organisationen.

Digitale Währungen erschweren Strafverfolgung
Auch die Verwendung von Bitcoins und anderen Internetwährungen stellt die Ermittler vor Probleme - nicht nur technisch, sondern auch rechtlich. Gewinne und Geldflüsse aus Drogenhandel, Erpressung und anderen Verbrechen würden überwiegend auf diese Weise transferiert, erläuterte das BK. Darüber hinaus bieten Dienstleister im Internet sogenannte "Bitcoin-Mixer" an, um jegliche Verfolgung der Finanzströme zu unterbinden. "Die rechtliche Einordnung von Krypto-Währungen im europäischen Rechtssystem, die Sicherstellung von virtuellen Gewinnen und die Verfolgung der kriminellen Geldströme brauchen jedoch Antworten, die auf internationaler Ebene gefunden werden müssen", hielten die Experten fest.

Neue Herausforderungen durch das Internet der Dinge
Neuen Herausforderungen sehen sich die Ermittler auch im Internet der Dinge gegenüber. Mehr als 20 Milliarden Geräte werden 2020 mit dem Internet verbunden sein und damit ein potenzielles Ziel für kriminelle Aktivitäten darstellen. "In diesem Zusammenhang sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Aus dem beinahe exponentiellen Anstieg der Angriffsziele lässt sich ableiten, dass die weltweit zu beobachtende Steigerung bei Cybercrime anhalten wird", warnte das BK. Maßnahmen zur Verfolgung und Aufklärung der Straftaten allein würden nicht ausreichen. Auch die Anwender und Hersteller seien gefordert, Maßnahmen zu setzen.

Kindesmissbrauch zunehmend hinter geschlossenen Online-Türen
Gestiegen ist auch die Zahl der Anzeigen wegen kinderpornografischer Darstellungen Minderjähriger, nämlich von 465 auf 681. Wegen Groomings - also der Anbahnung von sexuellen Kontakten zu Kindern - wurden österreichweit 80 Anzeigen erstattet, 28 mehr als 2015. Die Zahl der Hinweise an die BK-Meldestelle Kinderpornografie und Kindersextourismus ging von 2742 (davon 310 mit Österreichbezug) auf 1530 (davon 347 mit Österreichbezug zurück. "Dieser Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass das digitale Missbrauchsmaterial vermehrt in geschlossenen Foren bzw. im 'Peer-to-Peer'- Bereich verbreitet wird", hieß es seitens des BK. Diese Bereiche sind der Öffentlichkeit großteils nicht zugänglich.

Österreichweit 350 Cyber-Ermittler im Einsatz
In Österreich sind derzeit fast 350 Cyber-Ermittler im Einsatz: 200 auf Bezirks- und 70 auf Landesebene und mehr als 40 im Cybercrime Competence Center des BK. Im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung sowie dessen Landesämtern stehen rund 30 Ermittler zur Verfügung. Verdächtige Sachverhalte im Internet können rund um die Uhr der Internetmeldestelle im BK unter against-cybercrime@bmi.gv.at gemeldet werden. Information sind in jeder Polizeiinspektion sowie auf der Homepage www.bmi.gv.at/praevention erhältlich. Spezialisten der Kriminalprävention stehen kostenlos unter der Telefonnummer 059-133 zur Verfügung.

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