Wo Geschichte lebt

Carnuntum: Wüste, Wein und weites Land

Reisen & Urlaub
19.10.2017 10:26

Wo sich einst schon die Römer ein Luxus-Resort errichtet hatten und Reben pflanzten, wurde Kaiserin Maria Theresias Kutsche vom Blitz getroffen. In dieser Gegend darf der wandernde Besucher auch bis heute noch "in die Wüste geschickt werden". Begleiten Sie uns ins Land rund um Carnuntum - wo Geschichte lebt - und immer noch wunderbare Weine gedeihen.

Die erste Hauptrolle spielt "quasi" eine Dame. Die Donau. Eben erst hat sie Wien verlassen und fließt nun breit und gemächlich Richtung Bratislava. Prägt eine Landschaft, die hier vom pannonischen Klima verwöhnt wird. Rund 2000 Stunden Sonne pro Jahr. Dazu kommt auch noch der Klimaeinfluss des nahen Neusiedler Sees. Steinige Kalk-und Lössböden - ideale Voraussetzungen für wunderbare Weine.

Dazu aber erst später. Zuerst lautet das Motto: Der Weg ist das Ziel! Wir wandern durch die "Mannersdorfer Wüste" auf der Via Silentium. Nomen est omen - weil quasi kein Handyempfang. Und erfahren: "Das Wort Wüste leitet sich von einer ungenauen Übersetzung des griechischen eremos (Einsiedelei, Einöde) ab. Und wahre Einsiedler waren auch die 20 Karmelitermönche, die in das Kloster St. Anna, welches 1644 gegründet wurde, einzogen. Der Besucher spaziert auf historischen Spuren durch alte Gemäuer. Und über wunderbare, dicht bewaldete sowie gut gepflegte und exakt beschilderte Wanderwege.

Die Zweite Hauptrolle spielt eine Kaiserin. Maria Theresia. Ihrer innigen Freundschaft zu Karolina Gräfin von Fuchs ist es zu verdanken, dass sie sich mit ihrem Gefolge immer wieder in den damals berühmten Badekurort Mannersdorf zurückzog. Und ihrer einstmaligen Erzieherin nach deren Tod ein ganz besonderes Privileg zukommen ließ. Gräfin Fuchs ist die einzige Nicht-Habsburgerin, die in der Kapuzinergruft ruhen darf. Ihren Sargdeckel zieren die Worte: "Zum unsterblichen Andenken eines wohlwollenden, dankbaren Herzens für die edle Erziehung zur Tugend. Ich, Maria Theresia."

Bei einem Besuche in Mannersdorf entging die Regentin vor Gottes Gnaden einst nur knapp einem Attentat "von ganz oben". Während eines heftigen Gewitters schlug der Blitz in ihre von 6 Pferden gezogene Kutsche ein. Zwei Tiere wurden getötet. Die Kaiserin und ihre Entourage überlebten unverletzt - Maria Theresia ließ aus Dankbarkeit 1747 die Donatikapelle errichten - die man noch heute vor Mannersdorf besuchen kann.

Die tiefgläubige Regentin brachte aber einst auch die Mönche in höchste männliche Bedrängnis - als sie das Kloster St. Anna besuchen wollte. Durfte es - so die Ordensregel - doch niemals von Frauenschuhen betreten werden. Gleich nach dem Besuch der Herrscherin liefen - so will es zumindest die Überlieferung wissen - die Mönche zusammen und kehrten die Böden und entfernten den sündigen Staub, den die Frauenschuhe hinterlassen haben sollen.

Unsere bereits etwas gatschigen Wanderschuhe hingegen tragen uns zurück durch eine uralte wunderschöne Lindenallee - und wir steuern das nächste Ziel unserer Reise durchs Land der Windräder an. Die dritte Hauptrolle spielt nämlich der Wein. In der malerischen Kellergasse "Hoher Weg" von Höflein. Dort werden wir bereits erwartet von Hannes Artner. Winzer mit Leidenschaft und ganz viel Herzblut.

Er berichtet über Bodenbeschaffenheit, Rebsorten und Tradition. Die Weintrauben sind bereits sorgfältig von Hand gelesen. Rosenstöcke, die heimlichen Wächter der Rieden, tragen schon schwer an ihren letzten Blüten. Das Weinlaub beginnt sich zu verfärben. Blätter haben zum Abschied dunkles Rot aufgetragen. Späte Sonne zeichnet weich.

Weich ums Herz und Gaumen wird es unserem Grüppchen dann, als wir sehen, welche Jause Claudia Zechmann, die hier in der Gegend zwei Schmankerl-Heurige betreibt, zaubert. Inmitten der Weinberge hat sie ein Buffet aufgebaut, das einfach nur sprachlos macht (auch ob der Tatsache, dass man mindestens die nächste Stunde nur genussvoll mit vollem Mund verbringt).

Kürbishummus, Aufstrich von gegrilltem Paprika und Walnüssen, Lachs-Mousse, Prosciutto-Spieße mit Oliven und schwarzen Paradeisern, Wraps mit Geselchtem oder Bergkäse, Birnen-Quitten-Chutney. Alles als unkompliziertes Fingerfood, aber höchst kunstvoll konzipiert. Dazu werden knusprige Weckerln gereicht. Und Wein. Hannes Artner kredenzt einen gut gekühlten Grünen Veltliner, Chardonnay - und als krönenden Abschluss den eigentlichen Botschafter dieser Region einen Rubin Carnuntum. Den Römern sei Dank

Ingrid Altermann, Kronen Zeitung

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