Urologische Leiden

Wenn Mann beim Sex Probleme hat . . .

Gesund
23.10.2017 06:00

. . . dann können verschiedene urologische Krankheiten dahinterstecken. Deshalb ist es wichtig, bei Beschwerden unter der Gürtellinie keine Scham zu zeigen und rasch einen Facharzt aufzusuchen.

Klappt es im Bett nicht, treten Schmerzen oder Orgasmusschwierigkeiten auf, dann stecken mitunter urologische Probleme dahinter. Der Wiener Urologe Dr. Erik Randall Huber stellt die häufigsten davon vor:

Penisverkrümmung (Induratio penis plastica)
Diese entsteht - mitunter sogar recht plötzlich -, weil Teile vom Schwellkörper verhärten. Es kann zu Verkrümmungen des Penis kommen, oft begleitet von Schmerzen. Bei einer Erektion fließt das Blut aus dem Glied wieder zurück in den Körper, dadurch wird es oft nicht mehr richtig steif. "Dieses Krankheitsbild sehe ich relativ häufig, betroffen sind meist 40- bis 60-Jährige", erklärt Dr. Huber. Die Ursachen sind in vielen Fällen unklar, manchmal sind Mikrotraumen (siehe weiter unten) schuld.

Penisbruch
Bei diesem Leiden reißt die Schwellkörperhaut. So ein Unfall passiert zumeist beim Sex, eher mit einer unbekannten Frau als in langjährigen Beziehungen. "Hier muss sofort operiert werden!", betont Dr. Huber. "Ansonsten kommt es zum Funktionsverlust des Sexualorgans. Leider können Beschwerden auch noch nach einer Operation als Spätfolge auftreten. Ebenso stehen Mikrotraumen, also kleinste - oft unbemerkte - Verletzungen in Verdacht, für Probleme wie z. B. die Peniskrümmung verantwortlich zu zeichnen. Sie dürften Auslöser für eine vermehrte Gewebeknotenbildung sein."

Priapismus
Eine Dauererektion, die nicht mehr "verschwindet", stellt einen Notfall dar! Dr. Huber: "Ein steifer Penis für über vier Stunden ohne Verkehr und Orgasmus führt mitunter zu einer Schwellkörperschädigung. Diese können absterben, was eine grobe sexuelle Störung nach sich zieht. Deshalb so schnell wie möglich ins Spital oder zu einem Urologen fahren! Dort wird das Blut aus dem Glied wieder abgesaugt." Ursachen für dieses Ereignis sind oft Medikamente, Drogenmissbrauch oder Bluterkrankungen.

Testosteronmangelsyndrom
"Hier ist nicht - wie oft behauptet - alleine ein falscher Lebensstil mit Übergewicht und Bewegungsarmut schuld, sondern hormonelle Ursachen", stellt Dr. Huber klar. "Die Auswirkungen können jedoch fatal sein: Das Risiko für Osteoporose, Diabetes oder Herzleiden erhöht sich. Zusätzlich verschwindet natürlich die Lust, außerdem tritt mitunter eine Schwellkörperveränderung auf, die auf Dauer zu irreparablen Schäden führt."

Hyperprolaktinämie
Das Hormon Prolaktin, das eigentlich vermehrt bei Schwangeren zum Start der Milchproduktion gebildet wird, produziert auch der männliche Körper manchmal übermäßig. "Oft dafür verantwortlich zeichnet ein Tumor an der Hirnanhangsdrüse, aber auch bestimmte Medikamente. Wenig Lust auf Sex und erektile Dysfunktion treten bei diesem Leidensbild häufig auf", so Dr. Huber.

Entzündung der Prostata
Diese Drüse kann akut oder chronisch entzündet sein, meist sind Bakterien ursächlich. Eine Erektion kommt vielfach nicht mehr zustande, der Orgasmus schmerzt. Wird die Erkrankung chronisch, steckt mitunter ein sogenanntes Beckenbodenschmerzsyndrom dahinter. Experten vermuten hier auch oftmals psychosomatische Beteiligung, die weiters zu vorzeitigem Samenerguss führen kann.

Vorzeitiger Samenerguss
Dieses belastende Syndrom tritt in vielen Fällen durch eine Unregelmäßigkeit im Haushalt der Hirnbotenstoffe auf.

Verzögerter Samenerguss
"Mit diesem Leiden hat sich die Wissenschaft noch wenig befasst, es gibt auch bislang kaum Therapiemöglichkeiten", so Dr. Huber. "Die betroffenen Männer kommen beim Geschlechtsverkehr nicht zum Orgasmus. Beobachtet wurde, dass eine der Ursachen eine unnötige und zu früh erfolgte Beschneidung, etwa bei Vorhautverengung, darstellt. Viele dieser Operationen, gerade bei Kindern, wären eigentlich gar nicht notwendig."

Begibt sich ein Patient mit spezifischen Beschwerden zum Urologen, erfolgt eine körperliche Untersuchung. Ebenso werden Hormon-, Blut- oder Leberwerte überprüft. Ein ausführliches sexualmedizinisches Gespräch rundet den Termin ab. "Die Hälfte meiner Patienten mit sexuellen Problemen ist 20 bis 30 Jahre alt. Die jungen Männer stehen unter einem enormen Druck, beim Akt nicht zu versagen. Dabei versuche ich ihnen zu erklären, dass es bei Sexualität nicht ums Funktionieren, sondern um Kommunikation zwischen zwei Menschen geht", so Dr. Huber. "Es kann nur sein, was nicht sein muss."

Eva Greil-Schähs, Kronen Zeitung

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