Polizei machtlos

Wütende Anrainerin sorgt für Kindergarten-Aus

Österreich
18.10.2017 11:52

Nach etwas mehr als einem Jahr steht nun ein Grazer Kindergarten vor dem endgültigen Aus. Grund für die Schließung der Einrichtung sei eine Anrainerin, die Kindergartenkinder, Betreuer und Eltern immer wieder aufs Neue beschimpfe und belästige. Gegen die Frau ist offensichtlich kein Kraut gewachsen - auch nicht im rechtlichen Sinne. Der Polizei sind die Hände gebunden. Da eine "direkte Gefahr" für Kinder, Eltern und Pädagogen nicht mehr auszuschließen sei, sei es "das Beste, wenn sie woanders betreut werden", hieß es seitens der Volkshilfe Steiermark.

"Ursprünglich haben wir das Ganze für eine gewöhnliche Anrainergeschichte gehalten, wie sie bei Neueröffnungen von Kindergärten immer wieder einmal vorkommt und sich nach vermittelnden Gesprächen wieder legt. Das ist aber eine spezielle Geschichte", erzählte Volkshilfe-Geschäftsführerin Brigitte Schafarik im Gespräch mit der APA. Denn seit der Eröffnung des Kindergartens im Grazer Bezirk Gösting im September 2016 werden Kinder, deren Eltern sowie Betreuer auf dem Weg zur Betreuungsstelle immer wieder von einer Nachbarin beschimpft, belästigt, mit dem Wagen im Schritttempo verfolgt, fotografiert, ja sogar gefilmt.

"Mit allen, außer der Anrainerin, mittlerweile in gutem Kontakt"
Der Kindergarten wird in einem umgebauten Einfamilienhaus betrieben. Die Eigentümerin hat das Gebäude und Grundstück an die Volkshilfe vermietet, die als Kooperationspartner der Stadt Graz die Einrichtung betreibt. Für den Zugang besteht ein Servitut. Als jedoch bekannt wurde, dass ein Kindergarten errichtet werde, haben die Anrainer die Zufahrtstraße käuflich erworben. Um die Interpretation des Servituts des Gehens und Fahrens besteht seitdem ein Konflikt zwischen der Grundstückseigentümerin und einigen Anrainern. "Mit allen, außer der einen Anrainerin, sind wir mittlerweile in gutem Kontakt", betonte Schafarik.

Auf der Suche nach einer Lösung wurde nachträglich sogar ein zweiter Zugang zum Grundstück angelegt, doch auch dieser Schritt brachte letztlich nichts, denn auch dort wurden Kinder und Eltern von der Frau abgepasst.

"Auch die Polizei kann die Situation nicht nachhaltig beruhigen"
Wegen der unzähligen Gespräche mit Eltern und Polizei drohte die Betreuung der Kinder zu leiden, weshalb man eine zweite Pädagogin anstellen musste, hieß es. Seit Anfang Oktober steht die Polizei daher nun täglich in den Morgenstunden in der Gasse, beobachtet die Situation - und wird selbst von der Anrainerin fotografiert. "Wir erleben die Zusammenarbeit mit der Polizei sehr konstruktiv und unterstützend, müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass aufgrund mangelnder gesetzlicher Handhabe, auch die Polizei die Situation nicht nachhaltig beruhigen kann", hielt die Volkshilfe-Geschäftsführung in einer Aussendung fest.

Wie sich abzeichnet, würden sich die anhängigen Verfahren über Jahre hinziehen: "Bis zur Lösung haben die Kinder dann schon die Volksschule wieder verlassen", mutmaßte Schafarik. Die Kinder hätten mittlerweile Angst, die Zufahrtstraße überhaupt noch zu betreten oder im Garten zu spielen.

Neuer Kindergartenplatz für jedes Kind
Da nicht abschätzbar sei, "wie sich das Verhalten dieser unmittelbaren Nachbarin weiterentwickelt" und eine direkte Gefahr für Kinder, Eltern und Pädagoginnen nicht mehr auszuschließen sei, sei es "das Beste, wenn sie woanders betreut werden", bedauerte die Volkshilfe-Geschäftsführerin. Bis zuletzt wurde der Kindergarten von 30 Buben und Mädchen besucht. Gemeinsam mit der Stadt Graz und dem Land Steiermark sei dafür gesorgt worden, dass jedes Kind einen anderen Platz erhält. Für die Mitarbeiterinnen wurde eine Beschäftigungsgarantie abgegeben.

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