Viele fragen sich:

Warum feiert Wiener SPÖ derart Kerns Niederlage?

Österreich
16.10.2017 09:10

Nach den ersten Hochrechnungen war Sonntagabend ein Wahlsieg der ÖVP fix - und im Partyzelt der Wiener SPÖ neben dem Burgtheater brandete Riesenjubel auf: Applaus, "Yes we Kern"-Schlachtgesänge, laut lachende Funktionäre und eine Finanzstadträtin, die freudestrahlend rief: "Mei Wien is net deppat!" Diese Szenen sorgten bei nicht wenigen krone.at-Usern für Verwunderung.

Ein totales Debakel, wie manche vielleicht schon erwartet haben, wurde mit der Kaperung Zehntausender Grün-Stimmen für den "Kampf gegen Rot-Blau" natürlich verhindert. Die 34,6% in Wien sind bei einem Bundesergebnis von 26,9% nicht übel.

Fast sicher: SPÖ wird sechs Ministerien verlieren
Werden die Fakten jetzt, einige Stunden nach dem emotionalen Ausnahmezustand an einem Wahlabend, nüchtern betrachtet, wird die Party im SPÖ-Zelt am Sonntag nicht weniger seltsam:

  • Die Wiener SPÖ hat ihr zweitschlechtestes Nationalratswahl-Ergebnis der Geschichte abgeliefert. Nur 2013 lief es für die Sozialdemokratie in Wien noch schlechter (31,6%).
  • Die Wiener Sozialdemokraten haben seit der Nationalratswahl 2002 (373.436 Stimmen) mehr als 130.000 Wähler verloren.
  • Das aktuelle Wien-Ergebnis der SPÖ bei der Nationalratswahl ist noch schlechter als jenes im Jahr 2008 (34,8%) und um 6,4 Prozentpunkte gegenüber 2006 geschrumpft.
  • Die SPÖ stellt (mit fast hundertprozentiger Gewissheit) nicht mehr den Regierungschef.
  • Die Partei verliert mit einem Schlag sechs Ministerien: Verteidigung, Bildung, Soziales, Gesundheit & Frauen, Verkehr & und Innovation sowie das Ressort des Kultur-, Medien- und Kanzleramtsministers.
  • Die Nationalratspräsidentin muss ihr Büro für einen ÖVP-Spitzenpolitiker räumen.
  • Und noch ein Punkt hätte bei genauerer Überlegung die Feierlaune im SPÖ-Partyzelt vermutlich trüben können: Die Errettung vor dem totalen Debakel gelang der SPÖ auch auf Kosten der engsten Koalitionsfreunde, der Wiener Grünen. Ohne zumindest 15,5% für Maria Vassilakou & Co. wäre auch Rot-Grün weggefegt. Aber das wird sich dann spätestens bei der Wien-Wahl 2020 zeigen

Für Verwunderung sorgte die Jubelstimmung auch beim ehemaligen Landesparteisekretär der Wiener SPÖ, Christian Deutsch, der auf Twitter schrieb:

Richard Schmitt
Richard Schmitt
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