Kaum Therapien

Psychische Krankheiten nehmen auch bei Kindern zu

Leben
11.10.2017 06:00

Heutzutage sind es nicht mehr Infektionskrankheiten, die unsere Kinder bedrohen, sondern der moderne Lebensstil. Vor allem psychische Leiden wie depressive Verstimmungen, Ess- und Verhaltensstörungen, Internetsucht und Angststörungen nehmen zu. Für chronisch kranke Kinder fehlen zudem zwischen 60.000 und 80.000 Therapieplätze!

In Wien wurde der aktuelle "Bericht zur Lage der Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich 2017" vorgestellt und er deckt eine Zeitbombe auf: Um die psychische Stabilität unseres Nachwuchses ist es schlecht bestellt, um nicht zu sagen, er ist desaströs. In Österreich leben rund 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche, die etwa 20% der Bevölkerung ausmachen. Sie erhalten aber nur 6% der Gesundheitsaufwendungen - damit rangieren wir europaweit im hinteren Feld. "Es ist eigentlich eine Zumutung, dass eine so große und für die Zukunft Österreichs relevante Bevölkerungsgruppe keine Interessensvertretung hat", so Dr. Christoph Hackspiel, Präsident der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit . Es gibt derzeit nicht einmal genügend Datenmaterial, um zielgerichtete Vorsorge- und Therapiemaßnahmen zu setzen.

Flucht in virtuelle Welten
Einer Studie zufolge (Mental Health in Austrian Teenagers, 2017) zeigt sich ein Viertel (23,9%) aller Kinder und Jugendlichen von einem psychischen Problem betroffen, ein Drittel erkrankt im Laufe des Lebens an einem seelischen Leiden. Besonders häufig sind Depressionen, Ängste und Zwänge. Viele flüchten sich in die virtuellen Welten von Online-Spielen, aber auch Porno-Kanälen. Erschreckend viele Mädchen entwickeln Essstörungen, weil sie sich an den unerreichbaren Schönheitsidealen der zahlreichen Beauty-Portale orientieren. Den Fachleuten zufolge besteht dringender Bedarf an Jugendhilfe sowie stationärer, ambulanter und präventiv tätiger Einrichtungen. Denn aus kranken Kindern werden kranke Erwachsene - ganz zu schweigen von dem Leidensdruck für die betroffene Familie. Dr. Hackspiel geht sogar soweit, ein eigenes Ministerium für Kinder und Jugend zu fordern: "Unsere realpolitische rasch umsetzbare Forderung ist ein Bundeskinderbeirat. So etwas gibt es ja für Senioren auch."

Karin Podolak, Kronenzeitung

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(Bild: kmm)



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