Nacktgeständnis?

Christoph Waltz: “Ich schlafe nicht in Pyjamas”

Adabei
09.10.2017 10:29

Die "Krone" hat Oscarpreisträger Christoph Waltz getroffen und mit ihm über seinen neuen Film, sein Verhältnis zu den Deutschen ("Die Deutschen sehen uns als Schleimer") sowie seine Bekleidung im Bett gesprochen.

"Downsizing" - zu Deutsch Gesundschrumpfen. Damit versuchen Erdbewohner in Christoph Waltz' neuem Film, das Problem der Übervölkerung zu lösen. Sie schrumpfen sich auf Däumling-Format. Der zweifache Oscarpreisträger spielt einen dieser Mini-Menschen. Was hält er von dieser Idee?
Christoph Waltz: Natürlich würde das eine Menge Probleme lösen, allerdings auch eine Menge Probleme erzeugen, von denen wir gar nichts ahnen. Für mich ist die Idee des "Downsizing" eher eine Metapher, die auf die menschliche Denkweise bezogen ist.

Heißt?
Bis ins 15. Jahrhundert haben die Menschen geglaubt, dass wir das Zentrum des Universums sind. Dann haben Entdeckungen das Gegenteil bewiesen. Doch inzwischen haben wir uns als Spezies wieder so zurückentwickelt, dass jeder Einzelne glaubt, der Mittelpunkt des Universums zu sein. Die Menschheit muss einfach realisieren, dass wir gemeinsam Verantwortung für unseren Planeten übernehmen müssen. Ich nenne dies mentales Gesundschrumpfen.

Haben Sie auch schon mal etwas in Ihrem Leben gesundschrumpfen müssen - Karriere, Ego, irgendetwas?
Also, ich habe mich eigentlich noch nie zu groß gemacht. Ich fand mich niemals interessant genug, dass ich mich aufblasen muss. Das gilt auch für mein Ego. Ich finde mich ehrlicherweise eher langweilig. Ich lasse mich lieber von interessanten Dingen, die in der Welt vorgehen, inspirieren.

Was ist der größte Irrglauben, den Leute über Sie haben?
Dass ich ein netter Mensch bin. (lacht)

... und dass Sie Deutscher sind.
Auch ein Irrglaube. Ich habe zwar einen deutschen Pass, weil mein Vater deutsch war, aber das ist auch schon alles, was deutsch ist an mir.

Sie sind also Österreicher, langweilig und nicht sehr nett. Wie würden Sie sich noch selbst beschreiben?
Ich bin nicht gut in Gesellschaft. Weil ich immer die Wahrheit sage und das den anderen um mich herum immer sehr unangenehm ist.

Können Sie uns wenigstens ein paar gute Qualitäten von Ihnen verraten?
Ich bin sehr schön und höchstgradig gelehrt. (lacht)

... mit einem tollen österreichischen Charme.
Stimmt das? Vielleicht. Wobei es nicht der österreichische, sondern speziell der Wiener Charme ist. Wir sprechen die Dinge nicht direkt an, weshalb die Deutschen uns als Schleimer sehen.

Also ist der deutsche Humor völlig anders als der wienerische?
Meine Standardantwort darauf ist: Gibt es einen Unterschied zwischen Stechschritt und Wienerwalzer?

"Ich schlaf auch nicht in Pyjamas"
Sie spielen im Film einen in die Jahre gekommenen Partyhengst. Der wohl berühmteste Partyhengst der Welt ist gerade gestorben. Haben Sie Hugh Hefner jemals getroffen?
Nein, hab ich nicht. Und ich schlaf auch nicht in Pyjamas. (grinst)

Vermeiden Sie Partys in Hollywood?
Nicht wirklich. Ich stehe nicht besonders darauf, aber vermeiden tu ich sie auch nicht. Und wenn eine Einladung gut klingt, dann geh ich hin.

Was ist für Sie eine gute Party?
Wenn dort Musik leise genug gespielt wird, dass man sich noch unterhalten kann. Ich finde es nicht so prall, wenn Menschen sich nur gegenseitig anschreien und sich dennoch nicht verstehen können.

Im Film gibt es den Satz "Freunde erzählen sich immer die Wahrheit". Was für Wahrheiten haben Sie in Ihrem echten Leben zuletzt Freunden anvertraut?
Sie glauben ernsthaft, dass ich das Ihnen verrate? Ich treffe oft auf Schauspieler, die den Zwang verspüren, dir etwas mitzuteilen, was sie als die ultimative Wahrheit betrachten.

Wen meinen Sie?
Ich will jetzt keinen herausheben. Aber im Allgemeinen passiert das besonders oft, wenn ich in Deutschland am Theater arbeite. Dort herrscht die Kultur der brutalen Wahrheit. Und die tragen sie dir alles andere als diplomatisch vor. Was nicht unbedingt dafür spricht, dass es wirklich die Wahrheit ist. Meist steckt viel aufgeblasenes Ego und Defensivverhalten dahinter.

Viele Hollywood-Kollegen verbreiten ihre Meinungen auf sozialen Medien. Sie auch?
Nein, ich finde es nicht gut, wenn man einfach nur etwas raushaut, nur um sich Luft zu machen. Ich bin dafür, dass man argumentiert. Das allerdings geht auf Social Media nicht und deshalb benutze ich es auch nicht.

Wie ist es, wenn man wie Sie erst relativ spät in Hollywood zu Ruhm und Ehren kommt?
Als hätte ich eine Wahl gehabt ... (lacht) Ich habe keinen Vergleich, weil ich als junger Schauspieler nicht die Chance bekommen habe, zu Ruhm zu kommen - und diesen zu missbrauchen.

Dierk Sindermann

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(Bild: kmm)



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