Gefangene der Kurden

Irak: Hunderte Dschihadisten ergeben sich kampflos

Ausland
08.10.2017 16:28

Sie hatten eigentlich ihrem selbst ernannten Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi Treue bis zum Tod geschworen. Doch nun ergeben sich immer mehr Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat kampflos dem Gegner. Jüngst wurden in der nordirakischen Stadt rund 1000 IS-Angehörige von kurdischen Truppen gefangen genommen. Derzeit werden die Häftlinge vom kurdischen Geheimdienst vernommen. Einige Gefangene durften westlichen Medien sogar Interviews geben. Diese hören sich nahezu gleich an: Niemand will an der Front gekämpft oder bei Hinrichtungen mitgemacht haben.

Die meisten Dschihadisten, die in Hawidscha (siehe Karte unten) festgenommen wurden, wollen nur Köche oder Beamte gewesen und auch erst seit wenigen Monaten im Dienste des Islamischen Staates gestanden sein, berichtet die "New York Times". Die kurdischen Aufseher glauben, dass es sich um einstudierte Geschichten handelt, da sie sich bei den meisten sehr ähnlich anhören.

IS-Gouverneur "befahl" Kämpfern, sich zu ergeben
Ein junger Mann erzählt gegenüber der US-Zeitung, wie er und seine Kameraden sich wochenlang vor US-Luftangriffen unter der Erde versteckt hielten und keinerlei Zugang zu irgenwelchen sanitären Einrichtungen gehabt hatten. Als die Lage zunehmend aussichtslos geworden sei, habe der IS-Gouverneur ihnen erlaubt, sich den kurdischen Peschmerga-Truppen zu ergeben, bevor sie von der irakischen Armee oder schiitischen Milizen aufgespürt würden. Vor allem Letztere sind berüchtigt für ihre Strafaktionen, bei denen nicht nur IS-Kämpfer, sondern auch ihre Familien getötet werden.

Dieser junge Mann habe auch zugegeben, bei einer Enthauptung anwesend gewesen zu sein, weil es ihm "befohlen" worden sei. "Ich hatte Angst. Ich hatte niemals zuvor so etwas gesehen", wird der 21 Jahre alte Häftling zitiert.

"Peschmerga sind zivilisierter als wir"
Der kurdische Geheimdienst hat ein anderes Profil vom 21-Jährigen angelegt, das sich durch mehrere Informanten ergeben habe. Darin steht, dass Maytham Muhammed Mohemin nicht nur ein Soldat, sondern auch Mitglied der Selbstmordattentätereinheit "Sucher des Märtyrertums" gewesen sei.

In vielen anderen Fällen scheint es ebenfalls einen "Befehl" gegeben zu haben, sich den Kurden zu ergeben. Die Peschmerga werden als "humanere" Kombattanten betrachtet. "Sie sind zivilisierter als wir", heißt es im Verhör eines 31-jährigen Irakers. "Wenn unsere Anführer uns sagen, wir sollten uns ergeben, heißt das wirklich das Ende. Das ist das Ende dieses Staates", wird ein anderer zitiert.

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