Neue Wahlkampftaktik

SPÖ setzt jetzt auf den Mitleidseffekt

Österreich
06.10.2017 17:43

Die durch die aufgeflogene Schmutzkübel-Affäre schwer unter Druck geratene SPÖ wechselt im Wahlkampf-Finale erneut ihre Vorgangsweise. Dabei wird Bundeskanzler Christian Kern von seinem noch verbliebenen Team im Kanzleramt und der Parteizentrale vor allem in der Opferrolle inszeniert. Um die angepeilte Wirkung eines Mitleidseffekts zu verstärken, wird auch die Ehefrau des Kanzlers öffentlich eingesetzt. Die SPÖ hat aber am Freitag eine Doppelstrategie entwickelt. Denn gleichzeitig zur Opferrolle bezieht der neue Parteimanager die Position des Angreifers.

In einer beklemmend wirkenden Videoaufnahme, die über Facebook verbreitet worden ist, beklagt Eveline Steinberger-Kern "Bashing und eine Verleumdungskampagne gegen mich und meine Arbeit". Mit starrem Gesichtsausdruck und einer Nahaufnahme ihres Eherings erzählt sie von ihrer weinenden Schwiegermutter und davon, dass "mich völlig fremde Menschen, einfach so und spontan" auf der Straße umarmen.

Dunkle Andeutungen des Bundeskanzlers
Knapp eine Stunde später geht ein Video von Bundeskanzler Christian Kern, ebenfalls via Facebook, an die Öffentlichkeit. Der SPÖ-Chef beklagt in dieser Aufnahme mit teilweise traurigem und dann wieder lachendem Gesichtsausdruck "eine beispiellose Hetzkampagne". Indirekt stellt Kern seine These in den Raum, dahinter könnten "Superreiche und die Großkonzerne" stecken.

Auch die Immobilienwirtschaft und einige Medien bezichtigt Kern, ohne diese namentlich zu nennen, als mögliche Hintermänner der von ihm als konzertierte Aktion wahrgenommenen Vorgänge um seine Person. Nach diesen dunklen Andeutungen wechselt Kern in eine seltsame Kriegsrhetorik: "Wir werden keinen Schritt zurückweichen."

Dubioser Kern-Berater war Auslöser der Affäre
Auslöser für die für die Zuseher vor allem verstörend wirkenden Reaktionen des Kanzler-Ehepaars sind, wie berichtet, dubiose Vorgänge rund um den von der SPÖ für 536.000 Euro engagierten und vorübergehend festgenommenen Kanzler-Berater Tal Silberstein.

Silberstein Auslöser einer Kettenreaktion
Silberstein war auch Ursache für eine Kettenreaktion am Freitag: Nach gegenseitigen Bezichtigungen und einer angeblichen Dokumentation von SMS-Nachrichten hat ÖVP-Parteimanagerin Elisabeth Köstinger erklärt: "Das Maß ist voll." Köstinger hat nun Klagen gegen die SPÖ angekündigt.

Der neue SPÖ-Parteimanager Christoph Matznetter hat danach rechtliche Schritte gegen die ÖVP angedroht und den Rücktritt von ÖVP-Chef Sebastian Kurz gefordert.

Claus Pándi, Kronen Zeitung

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