"Krone" in Las Vegas

Gruselige Stille am Tag nach dem Massenmord

Ausland
03.10.2017 08:52

Las Vegas ist nach dem schlimmsten Schussattentat der US-Geschichte wie zweigeteilt: Auf der einen Seite des berühmten Strips scheint alles wie immer: Tausende Touristen tummeln sich hier, feiern und versuchen ihr Glück in den Casinos. Rund um das Mandalay Bay Hotel, von wo aus der US-Amerikaner Stephen Paddock in der Nacht auf Montag 59 Menschen erschoss und mehr als 500 weitere verletzte, präsentiert sich die Stadt im Bundesstaat Nevada jedoch von einer völlig anderen Seite. Die "Krone" hat sich am Tag nach dem Attentat vor Ort umgehört.

"Ich werde den Klang dieser Schüsse nie wieder vergessen", sagt Cody am Montagabend (Ortszeit) gegenüber der "Krone". Der 23-Jährige hatte sich in der Nacht des Anschlags ganz in der Nähe des Festivalgeländes befunden, auf das Paddock vom Mandalay Bay Hotel aus das Feuer eröffnet hatte.

"Wir dachten, es sei ein Feuerwerk"
"Am Anfang dachten wir, es sei ein Feuerwerk. Doch dann haben wir bemerkt, dass etwas nicht stimmen kann", erzählt der US-Amerikaner, der seit einigen Jahren Las Vegas sein Zuhause nennt. Einige seiner Freunde hätten das Konzert besucht, alle seien glücklicherweise unverletzt geblieben. Unter Schock steht der 23-Jährige dennoch: "Heute ist die Stadt super-ruhig, komplett tot. Das ist unheimlich."

"Es ist ein beklemmendes Gefühl"
Auch Angelika und Roland aus dem deutschen Mainz hatten die Schüsse wahrgenommen. "Wir wohnen ganz in der Nähe in einem Hotel. Wir standen gerade auf einer Brücke, als wir es plötzlich knallen hörten. Es klang merkwürdig. Zuerst dachten wir, es sei eine Show. Doch dann haben wir die Sirenen gehört. Ein Mädchen kam wenig später völlig verheult in unser Hotel gelaufen. Ihr Vater hat uns dann erzählt, was passiert ist. Es ist wirklich ein beklemmendes Gefühl, so etwas mitzuerleben", so das Ehepaar.

Der Bereich um das Festivalgelände sowie das Mandalay Bay Hotel war auch am Montag noch großräumig abgesperrt. Zahlreiche Polizeiautos blockierten die Straßen. Viele Restaurants ließen ihre Türen geschlossen, alle Shows wurden abgesagt. Auf den Straßen war es ungewöhnlich ruhig, lediglich einige Hubschrauber kreisten über der Stadt. Die bunten Werbungen auf den riesigen digitalen Anzeigen wurden durch Botschaften ersetzt: "Wir beten für die Opfer und danken den Helfern", ist zu lesen. Außerdem leuchtet eine Hotline auf, um noch immer Vermisste zu melden.

Im Mandalay Bay Hotel versucht man offenbar, den Alltag möglichst schnell wieder einkehren zu lassen. Fröhliche Musik tönt aus den Boxen. "It's a beautiful day" von U2 ist im Eingangsbereich zu hören. Dort sitzt auch eine Frau am Gehsteig - sie weint bitterlich.

"Mein Neffe ist als Held gestorben"
Ihre Tränen kann auch Morgan nicht zurückhalten. Die Mexikanerin, die mit ihrem Mann Rob in Kansas lebt, kam nach Vegas, um ihre Schwester zu besuchen. "Mein Neffe kam bei dem Anschlag ums Leben", erzählt sie, ehe ihr die Stimme wegbricht. "Er war erst 22 Jahre alt und hat als Security bei dem Konzert gearbeitet. Er ist als Held gestorben", so Rob.

Tief getroffen zeigt sich auch Debra aus Las Vegas: "Das ist unser Zuhause. Es ist einfach furchtbar, was hier passiert ist." Zusammen mit ihrem Sohn Aaron fuhr sie in die Nähe des Tatorts, um der Opfer zu gedenken. "Diese Menschen wurden von einer Sekunde auf die andere aus dem Leben gerissen. Ich habe das Gefühl, nun hier sein zu müssen", so die US-Amerikanerin.

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